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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Nacht.
    Er kannte die Leute, die durch die Nacht zogen.
    Er gab Carlyle einen Kuß und ging in das grelle Licht eines kalten Wintermorgens hinaus.
    Er mußte nicht sehr weit gehen.
     
    Richard der Erste hatte sechs Flaschen Dom Perignon gekauft, und er und die anderen Richards hatten um zehn nach elf an diesem Morgen bereits drei davon getrunken. Das dachte zumindest der schwarze Richard. Er wußte nicht, daß die drei anderen Richards gar nichts tranken, sondern den Champagner wegschütteten, wenn sie zum Beispiel ins Bad gingen. Glas für Glas hinter seinem Rücken in die Toilette leerten, Schampus, der einhundertsieben Dollar und neunundneunzig Cents die Flasche gekostet hatte, einfach in die Schüssel kippten.
    Sie hatten vor, Richard betrunken zu machen.
    Sie hatten vor, ihn zu ertränken.
     
    Der Hotelpage gab Priscilla einen einfachen weißen Umschlag, auf dem ihr Name stand. Sie erkannte sofort die zittrige Handschrift ihrer Großmutter, gab dem Jungen einen Dollar Trinkgeld und riß den Umschlag auf.
    Es befand sich ein Schlüssel darin.
    Und ein Zettel, ebenfalls mit der Handschrift ihrer Großmutter:
     
    Priscilla, mein Schatz,
    geh zum Schließfach 136 im Bus-
    bahnhof an der Rendell Road.
    Deine dich liebende Großmutter
    Svetlana
     
    Priscilla ging zum Telefon, hob den Hörer ab und rief bei der Rezeption an.
    »Hier ist Priscilla Stetson«, sagte sie zu dem Portier. »Gerade wurde ein Brief für mich abgegeben?«
    »Ja, Miss Stetson?«
    »Können Sie mir sagen, wer ihn gebracht hat?«
    »Ein großer, blonder Mann.«
    »Hat er Ihnen seinen Namen genannt?«
    »Nein, er hat nur gesagt, ich solle Ihnen den Brief geben. Gewissermaßen.«
    »Was meinen Sie mit gewissermaßen?«
    »Nun ja, er hatte einen sehr starken Akzent.«
    »Was für einen Akzent?«
    »Keine Ahnung.«
    »Danke«, sagte Priscilla und legte auf. »Verdammt, was hat das zu bedeuten?« sagte sie laut. »Spiele ich etwa in einem Spionagethriller mit?«
    Der Weiße, der in dem Augenblick, in dem Jamal das Haus verließ, zu ihm wollte, hieß Curly Joe Simms, und er nahm hier oben in Diamondback Wetten an. Jamal kannte ihn, weil er dann und wann mal - sozusagen - ein Mädchen gegen ein Pferd tauschte. Curly Joe setzte dann zwei Scheine für ihn auf einen Gaul und durfte dafür eine Stunde mit einem seiner Mädchen verbringen. Jamal hatte nie mehr als zwei Mädchen gleichzeitig. Und nie eine Minderjährige, vielen Dank. Er wußte, daß das Gesetzbuch mit wesentlich schärferen Strafen drohte, wenn man von »Prostitutionsaktivitäten von zwei oder mehr Prostituierten« profitierte, oder »von der Prostitution einer Person, die das neunzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat«. Er hoffte, daß ein Richter ihm eine mildere Strafe aufbrummen würde, wenn er keine fünf, sechs Mädchen in seinem Stall hatte, ha ha. Wie dem auch sei, zwei Mädchen waren schon mehr als genug, und um die Wahrheit zu sagen, er wurde sie ziemlich bald leid und war immer auf der Suche nach neuen Talenten.
    Curly Joe - der Lockenkopf! - war natürlich kahlköpfig, und an diesem fürchterlich kalten Morgen trug er Ohrenschützer und hatte die Hände in die Taschen eines braunen Wollmantels gesteckt. Darüber trug er einen grünen Schal. Seine Augen waren feucht, seine Nase rot. Er hatte nicht auf Jamal gewartet, doch als er ihn aus seinem Haus kommen sah, ging er direkt auf ihn zu.
    »Jahm«, sagte er. »Ich bin’s.«
    Jamal erkannte ihn und vermutete, daß er mal wieder ficken wollte.
    »Wie geht’s dir, Mann?« sagte er.
    »Gut, und wie geht’s dir?«
    »Ich schlag mich so durch«, sagte Jamal.
    »Ist kalt wie ‘ne verdammte Hexentitte, was?«
    »Kalt«, gab Jamal ihm recht.
    »War das dein Mädchen gestern abend?« fragte Curly Joe. »Das sich auf der St. Sab’s abmurksen ließ?«
    »Ja«, sagte Jamal vorsichtig. »Dachte mir doch, daß ich sie kenne.«
    »Ja.«
    »Was für ‘ne Schande, was?«
    »Ja.«
    »Wie ist sie denn da runter gekommen?« Jamal sah ihn an. »Was soll das heißen?« fragte er. »Na, ich hab sie kurz vorher noch hier gesehen«, sagte Curly Joe.
    »Was soll das heißen?« fragte Jamal erneut.
    »Muß so gegen sechs Uhr morgens gewesen sein. Ich war im Diner und hab ‘nen Kaffee getrunken. Sie stieg aus einem Taxi.«
    Jamal wartete.
    »Kennst du Richie Cooper?«
    »Klar doch«, sagte Jamal.
    »Sie ist mit ihm und drei jungen Burschen, die gerade in den Rinnstein gepißt hatten, mitgegangen. Ich hab sie aus dem Diner beobachtet.«
     
    Er

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