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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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einer Wohnung gefunden wurden, die zufällig in seinem Bezirk lag.
    Eine Frau, die auf Richard Coopers Etage wohnte, hatte sie zufällig entdeckt, als sie an seiner Wohnungstür vorbeiging und sah, daß sie weit offen stand. Sie rief seinen Namen, ging dann hinein und sah, daß dort das reinste Chaos herrschte. Überall lagen Kleidungsstücke herum, Schubladen waren aus den Schränken gezogen worden. Die Frau vermutete, daß jemand eingebrochen hatte, und ging wieder runter, um dem Hausmeister Bescheid zu sagen. Das war um siebzehn Minuten nach fünf, etwa eine halbe Stunde, nachdem Ollie und sein Team die Tagschicht abgelöst hatten. Der Hausmeister ging mit ihr hinauf, fand die beiden Leichen im Bad und rannte sofort wieder runter, um die Polizei zu rufen. Die uniformierten Beamten, die daraufhin die Wohnung betraten, gaben über Funk einen Doppelmord ans Revier weiter, und Ollie und Wilbur Sloat, ein Detective vom 88., dessen Name sich wie der eines Schwarzen anhörte, der in Wirklichkeit aber ein großer, schmaler Weißer mit einem struppigen blonden Schnurrbart war, fuhren hinüber zu der angegebenen Adresse Ecke Ainsley und North Eleventh. Um 18 Uhr 15 trafen sie dort ein. Da Ollie ein bigotter Mensch im wahrsten Sinne des Wortes war - das sollte heißen, er konnte niemanden ausstehen -, freute er sich natürlich wahnsinnig darüber, daß zwei der verachtenswerteren schwarzen Exemplare des Reviers sich gegenseitig umgebracht hatten. Denn so sah es auf den ersten Blick aus.
    »Kennste einen von ihnen?« fragte Sloat.
    Er war erst seit kurzem Detective und befleißigte sich Manieren und einer Sprache, die er in Krimiserien im Fernsehen aufgeschnappt hatte. Ollie wäre es lieber gewesen, Sloat wäre im Revier geblieben, hätte Telefondienst geschoben und sich in der Nase gebohrt. Ollie war Einzelgänger. Er zog es vor, allein zu arbeiten. Dann mußte man sich nicht ständig mit Arschlöchern abgeben.
    Den mit der durchgeschnittenen Kehle erkannte er sofort als kleinen Zuhälter namens Jamal »Schakal« Stone, früher auch bekannt als Jackson Stone, bevor er sich einen Namen aussuchte, von dem er glaubte, er klinge afrikanisch. Jamal, so ‘ne Scheiße. Ollie hatte vor kurzem im Newsweek gelesen, daß vierundvierzig Prozent aller Farbigen in den USA lieber »Schwarze« genannt wurden und nur achtundzwanzig Prozent »Afro-Amerikaner«. Warum also gaben all diese Nigger (Ollies bevorzugte Bezeichnung, und zwar zu hundert Prozent) sich afrikanische Namen, feierten ständig afrikanische Feiertage und trugen Feze und Roben? Verdammte Scheiße, was sollte das?
    Wie Ollie es sah, stand zweifelsfrei fest, daß einer von drei schwarzen Bürgern der USA mit der Justiz zu tun hatte. So einfach war das. Das bedeutete, daß ein Drittel der männlichen schwarzen Bevölkerung entweder im Gefängnis saß oder auf Bewährung draußen war oder auf ein Verfahren wartete. Wenn ein Weißer also auf die andere Straßenseite ging, sobald er sah, daß drei Schwarze auf ihn zukamen, lag das daran, daß einer von ihnen Johnnie Cochran sein konnte, klar, und ein anderer Chris Darden, okay, aber der dritte war dann wahrscheinlich O.J. Simpson.
    Und hier lagen zwei tote Schwarze in einem Badezimmer.
    Tolle Überraschung.
    Wie Ollie es sah, gab es zwei Dinge, die man überall auf der Welt wieder einführen sollte. Die eine war die Diktatur, die andere die Sklaverei.
    Er sagte Sloat, wer der auf dem Boden war.
    »Wurde ja richtig professionell geschlachtet«, sagte Sloat.
    Geschlachtet, dachte Ollie. Gott im Himmel.
    Den in der Wanne erkannte er unter dem Wasser nicht, es verzerrte sein Gesicht. Doch als der Leichenbeschauer ihn dann aus der Wanne gehoben hatte, damit er ihn untersuchen konnte, erkannte Ollie ihn sofort, einen miesen kleinen Dealer namens Richard Cooper, der einmal einem Fremden beide Beine gebrochen hatte, weil der ihn Richie genannt hatte. Der Mediziner vom Leichenschauhaus wollte nicht einmal darüber spekulieren, ob der Tod durch Ertrinken eingetreten war, nachdem er sich vor einigen Jahren bei einem ähnlich gelagerten Fall gewaltig die Finger verbrannt hatte. Damals hatte sich herausgestellt, daß der Mann erschossen worden war, bevor der Mörder seinen Kopf dann in die Toilettenschüssel gedrückt hatte. Der auf dem Boden war jedoch eindeutig mit einem Messer getötet worden, so daß sich die Todesursache problemlos bestimmen ließ.
    Die beiden Detectives der Mordkommission, die der Nachtschicht zugeteilt waren, hießen

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