Long Dark Night
zählen.
Tausend Hundert-Dollar-Scheine.
Was nach Adam Riese hunderttausend Dollar in Scheinchen ergab.
In dem Umschlag war auch ein Brief.
Der interessierte sie nicht so sehr wie das Geld, aber sie lasen ihn trotzdem, wenn auch nicht auf der Herrentoilette.
Richard der Dritte fand die Tasche. »Bingo!« rief er.
Sie fanden sie unter der Matratze des schwarzen Richard. Dachte dieser Dussel etwa, sie wären so blöd, nicht unter der Matratze nachzusehen? Um Gottes willen, jeder wußte doch, daß die Leute einfach alles unter der Matratze versteckten. Sie kamen zu dem Schluß, daß er die Tasche zwischen die Matratze und die Bettfedern geschoben haben mußte, als sie die Laken herunterrissen, um die Leiche darin einzuhüllen.
Noch hatte niemand die Tasche angefaßt.
Richard der Dritte stand neben dem Bett. Er hatte den Parka angezogen, weil es in diesem Teil der Stadt erbärmlich kalt war, wenn man nicht einen Gasherd oder Kohleofen anmachte, und grinste über das ganze sommersprossige Gesicht, während er die Ecke der Matratze hochhielt und die rote Kunstledertasche enthüllte, die in ihrer ganzen leuchtenden, flachen Pracht dort lag.
Richard der Zweite zog ein Paar Handschuhe aus seiner Parkatasche und zog sie mit dem Aplomb eines Chirurgen an, der eine Gehirnoperation vornehmen will. Behutsam nahm er die Tasche aus ihrem Versteck. Er öffnete den Verschluß, klappte sie auf und griff hinein.
In der Tasche befanden sich tausendneunhundert Dollar in bar.
Und die zehn Jumboröhrchen, mit denen der schwarze Richard das Mädchen dafür bezahlt hatte, daß er auch mal drübersteigen durfte.
Und neunhundert Dollar in Travellerschecks, jeweils unterzeichnet von Richard Hopper, Richard Weinstock und Richard O’Connor. Sie steckten die Schecks sofort wieder ein und diskutierten dann, ob sie das Geld und das Crack in der Tasche lassen oder einen Teil davon an sich nehmen sollten, als Entschädigung für den Ärger, den sie gehabt hatten. Richard der Erste kam dann auf den Trichter, daß sie sich völlig aus der Sache rauswinden konnten, indem sie das tote Mädchen in Verbindung mit den beiden toten Schwarzen brachten. Wenn sie ihre Handtasche mit dermaßen viel Bargeld, ganz zu schweigen von der nicht unbeträchtlichen Menge Crack, hier im Bad liegen ließen, würde die Polizei bestimmt glauben, daß die Nutte bei einem Raubüberfall umgebracht worden war. Sie hofften zumindest, daß die Polizei das glauben würde.
Die drei gingen ins Bad.
Jamal, dessen Namen sie nicht kannten, lag noch immer mit aufgeschnittener Kehle auf dem Rücken. Wenigstens blutete er jetzt nicht mehr. Der schwarze Richard lag auf dem Boden der Wanne. Richard der Zweite schlug vor, die Tasche offen auf dem Boden liegen zu lassen und ein paar Hundert-Dollar-Scheine und Jumbos auf die Fliesen zu werfen, als hätten die beiden sich darum gestritten, bevor sie sich dann gegenseitig umbrachten.
Richard der Dritte schaute perplex drein.
»Was ist los?« fragte Richard der Erste.
»Was ist das denn für ein Szenario?«
»Szenario?«
»Ja, was ist hier passiert?«
»Ich weiß, was er meint«, sagte Richard der Zweite.
»Was er meint? Sie haben sich wegen der Tasche gestritten. Und dann haben sie sich gegenseitig umgebracht.«
»Wie kann der eine den anderen erstechen, während der andere ihn ertränkt?«
»So ist es nicht passiert.«
»Wie ist es dann passiert?«
Richard der Erste dachte kurz darüber nach.
»Sie haben sich wegen der Tasche gestritten«, wiederholte er.
Die beiden anderen warteten.
»Richard hat ihn erstochen, wer auch immer er ist.«
Sie warteten noch immer.
»Dann stieg er in die Wanne, um sich das Blut abzuwaschen.«
»Vollständig bekleidet?«
»Er war betrunken«, sagte Richard der Erste. »Deshalb stieg er in die Wanne, ohne sich auszuziehen. Und dann ist er ertrunken. Er wollte sich waschen, fiel aber in die Wanne. Er war betrunken]«
Er sah die beiden anderen erwartungsvoll an.
»Klingt ganz gut«, sagte Richard der Zweite.
»Könnte vielleicht hinhauen«, sagte Richard der Dritte.
Grinsend blinzelte sich Richard der Erste im Spiegel über dem Waschbecken zu.
Als sie die Wohnung verließen und zur Bushaltestelle gingen, schneite es.
Es war zehn Minuten nach zwei.
8
Detective First Grade Oliver Weeks vom 88. Revier - weit und breit (aber vor allem breit) als Fat Ollie Weeks bekannt, auch wenn sich niemand traute, ihn so anzusprechen - wurde in den Fall verwickelt, weil zwei Leichen in
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