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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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raus und simste Ian Baylis:
     
    Er ist weg. Sorry.
     
    Ich schämte mich. Was für ein blöder Fehler, ihn allein zu lassen.
    Eine Stunde später saß ich mit Baylis und Tony Morris in der Wohnung und die beiden leerten die übrig gebliebenen Biere. Sie hatten vier Polizisten in schwarzen Schutzanzügen mitgebracht, starrend vor Automatikwaffen. Sie durchsuchten die Wohnung von oben bis unten, auch oben auf dem Dach und hinter dem Haus, aber ohne Erfolg.
    Ein Typ von der Spurensicherung fragte mich, was von dem Zeug mir gehörte. Er leerte Jasons Kippen aus dem Aschenbecher. Dann betrachtete er die Glasplatte des Tischs und fand verschmierte Abdrücke, winzige Körnchen und die Reste eines Kokainbriefchens. »Von Ihnen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Der Forensiker sammelte den verbliebenen Staub mit einem Streifen Tesa auf und steckte ihn zusammen mit dem Briefchen in einen Plastikbeutel.
    Wir gingen die Webcam-Aufzeichnungen durch. Sie waren ziemlich gut. Der Ton war etwas dumpf und Jason redete wie ein Wasserfall, aber es war alles drauf. Und was dem Notebook-Mikro entgangen war, würden die ganzen restlichen Geräte erwischt haben, mit denen die Wohnung hier verkabelt war.
    »Erstklassiges Material«, sagte Tony. Dass Jason weg war, schien ihn wenig zu kümmern. Er war sich sicher, dass man ihn finden würde. »Der führt uns noch irgendwo anders hin. Wenn wir ihn heute Nacht eingelocht hätten, wär die Spur kalt geworden. Jetzt können wir nur abwarten und ein Auge drauf haben.«
    Baylis telefonierte gerade mit der Polizei und versuchte, die Aufzeichnungen der Ampel-Überwachungskameras auf der Lee Green High Road aufzutreiben. Aufnahmen, die vielleicht zeigten, wie versehentlich der Stich in die Brust von Benjy French wirklich gewesen war. Tony exte den Rest seines Biers. Aber etwas anderes ließ mir noch keine Ruhe.
    »Tony?« Ich hielt meine Stimme gedämpft, während Baylis noch am Hörer war. Tony hier in Deptford zu sehen hatte meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen.
    »Ja, mein Sohn?«
    »Mein Alter ist ein-, zweimal aufgetaucht«, sagte ich. »Sophie hat ihn gesehen.«
    Tony furchte die Stirn. »Was hast du gesagt, wer er ist?«
    »Nur ein besoffener Spinner.«
    »Das kommt ungefähr hin«, kommentierte Tony böse grinsend.
    Ich war erleichtert, dass er das nicht als schreckliches Sicherheitsdebakel betrachtete. Er sah mir direkt in die Augen. »Dieser Arschkratzer ist für uns keine Bedrohung. Er steht in überhaupt keiner Verbindung zu dir. Ist nie dein Vater gewesen.«
    »Ein wahres Wort«, sagte ich.
    Tony befahl mir, mich ins sichere Haus zurückzuziehen. Alle mussten hier raus für den Fall, dass irgendwer heuteNacht aufkreuzte und nach mir suchte. Es musste so aussehen, als wäre Jason einfach erfolgreich entwischt.
    Als wir schon auf dem Sprung waren, zog der Forensiker etwas unter dem Sofa hervor. Es war ein Jagdmesser. Etwa die ersten zehn Zentimeter seiner gekrümmten Klinge waren blutbedeckt.
    »Hat Ihnen ein Geschenk dagelassen, scheint’s.«
     
    Als sie endlich auf der Autobahn waren, gab Donnie Gas und entspannte sich etwas. Das eben hatte ihm überhaupt nicht geschmeckt. Einer von diesen Jobs, bei denen einfach gar nichts stimmte.
    Um diese Zeit watete man in Deptford immer knietief durch Bullenscheiße, gerade am Freitagabend. Das ganze Gebiet von Lewisham bis Peckham wimmelte nur so vor Polypen, besonders, wenn es gerade ein paar »Vorfälle« gegeben hatte und sie nach Spuren suchten. Wie eifrige kleine Pfadfinder in ihren kugelsicheren Westen.
    Was ihm aber wirklich Bauchschmerzen bereitet hatte, war die Tatsache, dass die Blaulichter schon die Deptford Church Street raufgekommen waren, als er gerade von der Wohnung des Burschen wegfuhr.
    Bei Gravesend fuhr er hundertdreißig. Sein Fahrgast lag in eine Decke gewickelt auf dem Rücksitz und zitterte trotz der heißen Luft, die aus der Klimaanlage blies.
    Donnie war nicht lang genug geblieben, um das Ziel der blauen Lichter herauszufinden. Aber sollte es dieselbe Adresse gewesen sein, von der er seine Fuhre abgeholt hatte   – wie konnten die das gewusst haben? Das ließ ihn einfach
nicht los. In einer Stunde etwa würde er sich locker machen können. Sich in die kühle Nachtluft raussetzen, mit einer Pulle Scotch, einer Schachtel Kippen, und die Sache mal in aller Ruhe zu Ende denken   …
     
    Es wurde schon hell, als ich im sicheren Haus eintraf. Es roch sauber und frisch. Frisch nach all dem Zigarettenrauch und dem

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