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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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»Wann?«, fragte sie. »Wie? Wo?«
    Irgendwann legte Naz auf.
    »Was ist los?« Ich wollte endlich wissen, was passiert war.
    »Erinnerst du dich noch an Benjy French, aus der Schule?« Ihr Gesicht war immer noch weiß. »Er hat ein Messer abgekriegt.«
    »Scheiße«, sagte ich. »Ist er okay?«
    »Wissen sie nicht. Der Krankenwagen ist noch da.« Sophie griff sich ein Taschentuch und wischte sich die Tränen ab, die ihr in die Augen geschossen waren. »Naz hat von dort angerufen. Anscheinend waren sie alle zusammen im Auto, zur Fete unterwegs nach Bromley. So eine Ausraster-im-Straßenverkehr-Geschichte. Benjy ist ausgestiegen und hat ein Messer in die Brust bekommen.«
    Das konnte ich mir vorstellen, wie Benjy French mit ein paar Cider in der Krone in eine Klopperei mit anderen Autofahrern geriet.
    Sophie umklammerte das Taschentuch und nagte an ihrem Daumenknöchel. Dann sah sie zu mir auf.
    »Was?«, fragte ich. Irgendwas verschwieg sie mir. Ich hatte ein mieses Gefühl.
    »Naz hat gesagt, es war Jason.« Sie brach in Tränen aus. »Jason hat auf ihn eingestochen.« Ausdruckslos starrte sie eine Minute lang die Wand an und raffte dann ihr Zeug zusammen. »Ich muss nach Hause.« Ich versuchte nicht, sie aufzuhalten. Wenn das, was sie sagte, wirklich so passiert war, würde hier bald kein Stein mehr auf dem anderen bleiben, und da wollte ich lieber in Deckung sein. Jetzt war Baylis gefragt, und zwar dringend.
    Dann klingelte ihr Telefon. Am Ende der Leitung brabbelte jetzt eine andere Stimme. »Ich bin bei Eddie«, sagte sie. Sie schniefte und ihre Stimme klang schon beinahe hysterisch. »Mach keinen Mist, Jason. Das kannst du nicht.«
    Jasons Stimme geiferte wild. Sein Gebrüll schallte durch das Handy.
    »Beruhig dich, Jason.« Sophie legte die Hand über dasMundstück. »Kann er herkommen?«, fragte sie. Ich dachte einen Augenblick nach und nickte.
    »Okay«, sagte sie zu ihm und legte auf. »In fünf Minuten ist er hier. Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll, Eddie.« Sie fing wieder an zu weinen.
    »Uns fällt schon was ein«, sagte ich. »Setz mal Wasser auf.«
    Öfter mal was Neues, dachte ich. Jason auf Besuch bei mir. Während Sophie in der Küche war, ging ich zum Schreibtisch und klappte mein Notebook auf. Ich schaltete die Webcam ein, klickte auf Aufzeichnen und machte dann den Bildschirmschoner an. Ein Foto von Sophie erschien.
    Da ging schon die Klingel. Sophie machte die Tür auf.
    Jason sah sich noch einmal um, bevor er reintorkelte. Er war verschwitzt, feucht vom Regen und stand schwer unter Strom. Die Augen quollen ihm fast aus dem Gesicht und er konnte kaum reden, so trocken war sein Mund. »Hör zu«, sagte er und tigerte im Zimmer umher. »Tut mir leid. Ich weiß, wir sind nicht die allerdicksten Kumpel, aber das hier ist echt der Super-GAU.   Ich hatte keine Ahnung, wohin.«
    »Ich bring dich nach Hause«, erklärte ihm Sophie. »Dad weiß schon, was zu tun ist.«
    »Auf keinen Fall. Der killt mich.«
    Und erspart einem anderen die Mühe, dachte ich. »Hör mal, Soph«, sagte ich. »Hier kannst du nicht bleiben. Das ist zu riskant. Du fährst nach Hause und ich regle das hier. Ich versuch, Dave aufzutreiben.«
    Sophie schien erleichtert, sich abseilen zu können. Sie umarmte mich und suchte zum zweiten Mal ihren Kram zusammen. »Ruf mich an«, sagte sie und trat raus in die Nacht.Ich schloss die Tür hinter ihr und wandte mich wieder
    Jason zu, der panisch seine Taschen durchwühlte. Schließlich fand er das kleine Briefchen, das er gesucht hatte.
    »Ist schon okay, Jason«, sagte ich. »Komm runter und red mit mir. Wir finden schon einen Weg.«
    »Hast du ein Bier?«, fragte er. »Meine Kehle ist wie durchgeschnitten.«
    Ich ging zum Kühlschrank und holte zwei Bier. Er fing an, sich mit einer Kreditkarte eine Line Kokain zu legen, die er durch einen vorgerollten Geldschein zog. Vermutlich nicht die erste dieses Abends. Ich kam mit den Bieren zurück. Er hatte zwei Lines gelegt und wedelte vor der verbliebenen einladend mit der Hand herum. Ich schüttelte den Kopf und so kümmerte er sich selbst darum, bevor er das Bier runterstürzte und sich eine Kippe ansteckte.
    »Also, was ist los?«, fragte ich.
    »Ich hab Scheiße gebaut, das ist los«, sagte er. »Die totale Scheiße.«
    »Erzähl’s mir«, sagte ich. Er setzte sich auf das Sofa, das Gesicht direkt zum Schreibtisch gerichtet.
    »Aber kein Wort zu meinem Alten, okay?« Fast flehend sah er mich an.
    »Ich werd Dave anrufen«,

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