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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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sagte ich.
    »Nein. Nicht Dave. Der verpfeift mich sofort, wenn er erfährt, was passiert ist.«
    »Was
ist
denn passiert?«
    »Ich bin unten bei Lee Green, okay? Und da fädelt sich so ein Stück Scheiße direkt vor mir ein, so ein klappriger Honda oder so, schafft höchstens dreißig. Ich also Lichthupe und ihm hinterher zur High Road.«
    Ich hatte es richtig vor Augen, wie der zugekokste Jason dem anderen Auto an der Stoßstange klebte, rumhupte, aufblendete und hinter der Windschutzscheibe rumbrüllte.
    »Die geben also Gas und ich folg ihnen bis zur Ampel, aber dann merk ich nicht, wie’s rot wird, und knall ihnen direkt hinten rein und zermörser mir die Scheinwerfer vom Audi. Reg mich total auf.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Ich versuch, im Rückwärtsgang rauszukommen und einen U-Turn hinzulegen, aber da steigt dieser Typ vom Fahrersitz, mit einem Döner in der Hand, und pfeffert mir den direkt auf die Windschutzscheibe. Reg mich noch mehr auf. Ich steig also aus, um’s abzuwischen und ihm die Fresse zu polieren, und der kommt her und will meine Versicherungsdaten und so weiter. Macht einen auf Oberchecker. Ich sag also Ja, okay, ich hol sie aus dem Auto. Und dann geh ich hin und hol mir das Messer, das ich für Notfälle unterm Sitz hab, und schieb es mir in den Ärmel.«
    »Hat er das gesehen?«
    »Nein. Ich also zurück und sag ihm, dass ich das Zeug nicht dabeihab, aber wenn er mir seine Handynummer gibt und so weiter, dann ruf ich ihn an und klär mit ihm die Details. Da wird er pampig und sagt, er weiß eh, wer ich bin, und die Polizei ist bestimmt dran interessiert, das zu klären. Also will ich ihn verscheuchen und er packt mich am Arm.«
    Ich konnte mir im Leben nicht vorstellen, wie Benjy French sich auf einen Streit mit diesem zugedröhnten irren Arschloch eingelassen haben sollte, das da auf meinem Sofa hockte. Ich tat mein Bestes, um meine Stimme mitfühlend zu halten.
    »Oh Mann, Jase. Was ist dann passiert?«
    »Der Honda ist voller Weiber und alle kreischen rum, er soll zurück ins Auto. Ich versuch wegzukommen, aber er hat sich meinen Ärmel gekrallt und lässt einfach nicht los. Also schubs ich ihn weg und dabei erwischt ihn das Messer.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    »In die Brust.«
    Ein Messer rutscht einem nicht einfach so in die Brust, dachte ich.
    »Ich mein, das ist Notwehr, oder? Ich hatte einfach keinen Schimmer, wohin.« Er zog sich seine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche. Die Packung war leer. »Hast du noch Kippen?«, fragte er. Hatte ich nicht.
    »Hör mal zu«, sagte ich. »Du kannst gern eine Weile hierbleiben, während wir uns überlegen, was wir machen. Du kannst heute Nacht auf dem Sofa schlafen. Ich geh nur kurz raus zu dem Laden an der Ecke und hol ein paar Bier und dir noch mehr Kippen, wenn du willst?«
    Jasons Kiefer war völlig verkrampft von dem ganzen Kokain und all dem anderen Zeug, das er sich eingeworfen haben musste. Der würde noch eine ganze Weile wach sein.
    »Guter Mann. Gute Idee. Bring ’ne Flasche Wodka mit, ja?« Er zog ein paar verknitterte Scheine aus der Tasche, die ich ablehnte. »Beeil dich.«
    »Keine Sorge.«
    Er saß da, mit zitternden Füßen und wackelnden Knien. Aus aufgerissenen Augen stierte er mich an. »Ich hab dich unterschätzt, Eddie«, sagte er. »Kumpel.«

Neunundfünfzig
    Ich trat in den Regen hinaus und drückte die Kurzwahltaste mit Ian Baylis’ Nummer. Endlich hatte ich etwas, worüber er sich vielleicht freuen würde.
    »Nimrod? Elgar«, bemühte ich mich, das Protokoll einzuhalten.
    »Was?«, blaffte Baylis.
    »Ich habe JK in meiner Wohnung. Er hat jemanden in die Brust gestochen. Beweismaterial hab ich genug, glaub ich. Er ist völlig zugedröhnt und supernervös.«
    »Lass ihn nicht weg. Falls nötig, schließ die Tür ab. Sperr dich selbst ein, wenn’s hart auf hart kommt. Du kriegst eine Nachricht auf dieses Handy, wenn wir bereit sind zum Zugriff. Bleib in Deckung. Könnte eklig werden. Und los.« Schon aufgelegt. Er verschwendete keine Zeit.
    Ich schlüpfte in den kleinen Laden und bezahlte mit zittrigen Fingern Marlboros, Wodka und Bier. Mit leeren Händen konnte ich schlecht zurück.
    Zu Hause nahm ich zwei Stufen auf einmal und versuchte dabei, die Flaschen nicht zu laut gegeneinanderklirren zu lassen. Die Tür stand schon offen.
    Ich ging rein. »Jason?«, rief ich.
    Nichts. Ich ging ins Wohnzimmer. Keiner da, nur der Geruch nach Zigarettenrauch. Ich schaute im Schlafzimmer nach. Dann holte ich mein Telefon

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