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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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war.
    Er saß auf einer Bank und blickte hinaus auf die Flussmündung. Ein paar träge Tanker und Lastkähne schwammen den Raffinerien und Docks auf der Isle of Grain entgegen.
    Er hätte Jason umbringen können.
    Das war nur so eine Redewendung, aber im Moment schien es ihm gar keine schlechte Idee, die kleine Kackstelze einfach zu beseitigen. Saul zumindest wäre begeistert. Als reine Denkübung spielte Donnie im Geist alle Möglichkeiten durch, den Einfall in die Tat umzusetzen. Ihn in einem der vielen Kanäle zu versenken würde schon ausreichen. Ansonsten kannte Donnie genug Bauunternehmer, die in schöner Regelmäßigkeit tonnenweise Flüssigzement in Autobahnpfeiler kippten. Die Vorstellung, wie Jasons Leiche eine neue Autobahnbrücke stemmte, hatte etwas ziemlich Reizvolles. Donnie lächelte in sich hinein.
    Und dann war da noch der andere. Jason hätte einfach nicht zu ihm rennen dürfen. Seitdem der aufgekreuzt war, war nichts mehr glattgelaufen. Was sollte das bloß mit all diesen kleinen Jungs, die einen auf wichtig machten? Zu seiner Zeit war das Geschäft von Männern geschmissen worden, die kein Wort zu viel verloren. Von Männern, die anderen Männern die Pfoten auf den Tisch nagelten. Von Männern, die das Tageslicht außerhalb ihrer privaten Zechrunden nur selten zu sehen bekamen   – es sei denn, sie trugen eine Strumpfmaske über dem Schädel.
    Der Gedanke, wie die beiden kleinen Scheißer gemeinsam die Autobahnbrücke abstützten, wirkte sogar noch reizvoller. Jedem sein eigener Pfeiler. Donnie amüsierte sich darüber, während er auf den Anruf wartete.
     
    Alles, was Rang und üblen Namen hatte, war nach Kelly Towers zitiert worden.
    Ich war fast erleichtert, als ich sah, dass auf dem Kies schon vier oder fünf andere Autos parkten. Natürlich nur, wenn sie nicht mein persönliches Femegericht stellten.
    Cheryl werkelte mit der Putzfrau in der Küche herum und kochte kannenweise Kaffee. Sie schloss mich in die Arme und lächelte mich traurig an, als wäre direkt vor meiner Ankunft die Katze überfahren worden. Das war Cheryls Stärke: Was auch immer sich um sie herum abspielen mochte, sie wahrte immer die Rolle der wohlhabenden Bauunternehmersgattin, deren Mann nichts Ärgeres zu tun hat, als ein paar lose Dachziegel zu befestigen. Sie sei auf dem Sprung nach Bluewater, sagte sie, um Sophie zu treffen. Shoppen. Ich wünschte mir, ich wäre mit von der Partie.
    Ich ging ins Esszimmer, wo sich alle versammelt hatten. Das Zimmer hatte noble Vorhänge, die mit seidenen Kordeln zusammengebunden waren, und einen riesigen Esstisch, der von der Familie eher selten genutzt wurde. Es hätte eine Trauerfeier unter Verwandten sein können oder die Jahreshauptversammlung eines Golfclubs, hätte nicht die Hälfte der anwesenden Herren den Körperbau von Profiboxern gehabt.
    Ein paar von ihnen kannte ich: Johnny Reggae, Stav und Engin Kurtoglu, der Türke, der das Kasino in Bromley leitete. Er stellte mir einen ruhigen, verbissen wirkenden Iren mit schwarzem Stoppelhaar und Dreitagebart vor.
    »Paul Dolan«, sagte er. Der Mann zerquetschte mir die Hand und blickte mir mit seinen wütenden Augen direktins Gesicht. Der Name sagte mir irgendwas, aber ich kam nicht drauf. Donnie war nirgends zu sehen.
    Alle standen unbehaglich herum und nippten aus zierlichen Tässchen an ihrem Kaffee. Ein paar qualmten draußen auf der Terrasse hinter der Glastür. Wann immer ich mich bewegte, hatte ich den Eindruck, als ob einer von ihnen mich beobachtete. Endlich kam Tommy aus seinem Zimmer und setzte sich ans Kopfende der Tafel. Er sah frisch geschrubbt aus und war ganz in Nadelstreifen gewandet, wie ein Firmenboss aus der Industrie. Schnell wurden die Kippen unter den Schuhen in Größe 48 ausgetreten und alles setzte sich hin.
    »Wir haben ein Problem«, verkündete Tommy. Fast jeder senkte den Blick zur Tischdecke. Tommy wartete ab, bis ihm vereinzelte Anwesende wieder ins Gesicht schauten. »Wie einige von euch bereits wissen, ist Jason in einen Zwischenfall verwickelt worden. Wir müssen ihn da rauskriegen, sonst hagelt es bald miese Presse von allen Seiten.«
    Das klang, als wäre jemand aus der Regierung mit runtergelassenen Hosen erwischt worden und hätte keine Lust auf umfassende Zeitungsberichterstattung. Wahrscheinlich würden in dem Umfeld jetzt die ganzen Abnicker mit Ideen ankommen, wie man die schlechten Nachrichten möglichst wirksam begraben konnte. Hier wollte niemand etwas beitragen. Der Mangel an

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