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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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nicht alles, was du hörst«, sagte sie.
    Ich spürte, dass das Thema damit erledigt war, und bohrte nicht noch mal nach. Wir kamen an einen Kiosk. »Lust auf ein Eis?«, fragte ich lächelnd.
    Sie grinste zurück. Perfekte weiße Zähne. Mein Herz machte einen Satz.
    »Ich hab erst vor ein paar Stunden ein riesiges Mittagessen gehabt«, sagte sie und rieb sich den Bauch. Sie dachte kurz nach. »Aber, klar, warum nicht?«
    »Ich mag Mädchen mit gesundem Appetit«, sagte ich.
    »Gibt’s Pistazie?«
    »Schokowaffel dazu?«
    Sie nickte und wir lachten beide.
    »Mit Sahnehäubchen und Kirsche?«, lehnte ich mich aus dem Fenster.
    »Das überleg ich mir noch«, sagte sie und brach in schallendes, warmes Gelächter aus.

Neunzehn
    Ich ging durch den Gitarrenladen und dann die Hintertreppe hoch zu Tonys Büro.
    Am Sugacubes-Empfang saß Anna. »Hallo, Hübscher«, sagte sie.
    Ich spürte, wie ich rot anlief. Seit meiner Grundausbildung hatte ich sie nicht mehr gesehen und seitdem war so viel passiert. »Hi«, antwortete ich. »Wie geht’s?«
    Sie stand auf und beugte sich über den Tisch, um mich auf die Wange zu küssen und mir den Arm zu drücken. »Viel zu tun. Wie läuft’s bei dir?«
    Ich dachte an mein Date mit Sophie. Es war ziemlich gut gelaufen, dachte ich. Das Eis war definitiv gebrochen, und nachdem sie etwas warm geworden war, hatten wir viel gelacht. Sie hatte einen unkomplizierten Humor, was bei einem so schönen Mädchen wirklich toll war.
    »Ganz okay.« Ich kratzte mich am Kopf. »Ist alles noch ein bisschen neu.« Mir war etwas unwohl zumute; schließlich hatte Anna bei unserem letzten Treffen keine Kleider angehabt. »Hör mal, wegen neulich Nacht   …«, fing ich an. Aber Anna lächelte nur und legte den Finger auf die Lippen.
    Im selben Moment öffnete sich die Tür und Tony Morris trat aus seinem Büro. »Ah, Herr Eddie Savage«, sagte er. »Anna kennst du?«
    Ich nickte. »Wir haben uns getroffen, als ich das erste Mal hier war. Und dann noch mal bei meiner Ausbildungswoche.«
    Anna zwinkerte mir zu, setzte sich und wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu.
    Tony führte mich in sein Büro. »Tee?«, fragte er. Ich schaute auf das Chaos aus schmutzigen Bechern und ausgetrockneten Teebeuteln und lehnte höflich ab. »Läuft da draußen irgendwas?«, fragte er und deutete hinter sich zum Empfangstisch.
    »Nein«, log ich.
    »Na, wenn du meinst.« Tony kratzte seinen Dreitagebart. »Ich meinte nur, irgendwelche   … Schwingungen zu spüren.«
    Ich zuckte die Schultern. »Sie sieht gut aus«, gab ich zu.
    »Hm. Ist mir aufgefallen. Aber lass dich auf nichts ein, Eddie.« Tony bohrte sich mit dem kleinen Finger im Ohr herum und studierte ihn dann prüfend. »Jedenfalls nicht mit ihr. Die geht über Leichen.«
    Ich sagte es ihm zu, kreuzte dabei aber die Finger hinter meinem Rücken.
    »Und auch mit sonst niemandem, wo wir schon dabei sind. Alles ganz professionell.«
    Ich nickte und bekannte mich innerlich in allen Punkten schuldig.
    »Also. Sophie Kelly?«
    Ich holte tief Luft. »Also, ich hab sie gestern im Greenwich Park getroffen.«
    »Ihr habt euch ganz gut verstanden, scheint’s.« Tony schob mir ein Schwarz-Weiß-Foto im Standardformat über den Tisch. Es war unscharf, mit einem Teleobjektiv aufgenommen, aber es zeigte fraglos mich und Sophie. Wie wir durch den Park gingen, uns unterhielten und lächelten. Die Körpersprache war eindeutig. Gestern hatte ich den Eindruck gehabt, dass wir beim Laufen um Abstand bemüht gewesen waren, aber auf dem Foto wirkten wir ganz eng, wie Freund und Freundin.
    »Hast du nicht gesagt, dass Ian mir niemanden auf den Hals jagt?«
    »Weiß schon, hab ihm auch gesagt, er soll’s lassen, aber er hat drauf bestanden. Er sagt, es ist noch zu früh, dich aus den Augen zu lassen.«
    Also hatte man mich doch beobachtet. Mein Instinkt hatte mich nicht getrogen.
    »Hör mal, Tony«, sagte ich. »Es fällt mir schon schwer genug, mich bei dem Ganzen hier nicht zu verkrampfen. Aber wenn ich auch noch bei jedem Schritt ins Freie glauben muss, dass ich dabei eine Kamera im Arsch hab, dann werde ich noch völlig kirre.«
    »Das ist ein Sicherheitsnetz«, sagte Tony. »Du wirst dich dran gewöhnen. Also, was hast du rausgefunden?«
    »Nicht viel. Sie wohnen knapp innerhalb des Autobahnrings, in der Nähe der A20, also schätzungsweise Richtung Brands Hatch oder sonst irgendwo in dieser Ecke. Sie sagt, ihr Vater ist Geschäftsmann und dass die Leute viel Zeugs über ihn

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