Long Reach
endlich schaltete und Leine zog.
»Ruhig, Brauner.« Sophie lächelte.
»’tschuldigung. Der ist mir ziemlich auf den Sack gegangen, wie er da mit dem Ding rumgewedelt hat.«
»Ich glaub, der wollte nicht dir auf den Sack, sondern mir an die Titten gehen«, witzelte Sophie und wir kicherten beide.
Ich wollte sie einladen – mein Spesenkonto konnte sich sehen lassen –, aber Sophie bestand darauf, dass wir uns die Rechnung teilten.
Ich versuchte, mich auf den Film zu konzentrieren, aber Sophies Nähe machte das schwierig. Ich konnte fast spüren, was für eine Energie von ihr ausging, und bei jeder Bewegung sog ich einen Hauch ihres leichten, sauber riechenden Parfums ein. Irgendwas an ihr war ganz schön körperlich, fast animalisch. Hin und wieder streifte mich ihr Arm oder ihr Bein und dann war es vorbei mit meiner Konzentration: Ich bekam lauter Schmetterlinge im Bauch und mein Atem ging stoßweise. Ich musste mich schwer anstrengen, die Hände von ihr zu lassen.
Sophie schien nicht ganz so große Schwierigkeiten zu haben, dem Film zu folgen, und lachte lauthals über einige Gags. Irgendwann drehte sie sich zu mir, griff nach meinem Arm und fragte mich, ob ich es genauso lustig fand wie sie.
»Ja«, sagte ich. »Zum Brüllen.« Sie ließ ihren Arm auf meinem liegen und von da war es nur ein kleiner Schritt zum Händchenhalten, was wir dann auch den Rest desFilms taten. Ans Ende erinnere ich mich kaum noch, nur an Sophies warme, trockene Hand. Wie ich versuchte, irgendwelche Veränderungen im Druck auszumachen, irgendein kleines Signal, das ich als Ermunterung auffassen konnte. Ich drängte sie nicht weiter.
Nichts überstürzen, dachte ich.
Hinterher bot sie mir an, mich nach Hause zu fahren. Die Wohnung war natürlich absolut tabu und so lehnte ich ab. Sagte, ich würde gern am Fluss entlang zurückspazieren. Sophie schien etwas enttäuscht und fragte mich, ob ich sie trotzdem zurück zum Auto begleiten würde. Wir gingen durch kleinere Gassen zum Park, bis wir den Mini gefunden hatten, der im Schatten zwischen zwei Straßenlaternen geparkt war.
»Ich setz dich am Ende der Straße ab«, schlug sie vor. Also stieg ich ein.
Inzwischen war es ziemlich dunkel und ich sah nur noch Sophies Haare, die im Laternenlicht schimmerten, und das Profil ihrer Nase und ihres Mundes. Die Kurven ihrer Lippen in der Silhouette.
»Das gefällt mir«, sagte sie. »Mit dir Zeit zu verbringen. Ich fühl mich wohl. Das ist mir vorher noch nie wirklich passiert.«
»Versteh ich gar nicht«, antwortete ich, obwohl ich natürlich wusste, dass sich jeder in die Hose machte beim Gedanken daran, ihr zu nahe zu kommen. »Aber ich fühl mich auch wohl mit dir.«
Der Moment kam, wo ein Kuss geradezu unausweichlich war. Mein Herz schlug schneller, Sophie lehnte sich mir entgegen, und ich spürte, wie sich ihre Lippen teilten, als ihrGesicht meines berührte. Ich spürte ihre Zähne und ihre feuchte Zunge. Wir küssten uns bestimmt eine halbe Minute, bevor wir voneinander abließen. Dann küssten wir uns wieder, diesmal länger. Ich lehnte mich im Autositz zurück und hatte ein ganz schwindeliges, unwirkliches Gefühl.
Am Ende der Church Street setzte sie mich ab und legte einen U-Turn hin, bevor sie mit quietschenden Reifen unter Hupen und Winken zurück zur A2 fuhr.
Ich machte mich am Flussufer entlang auf den Rückweg. Ich ging wie auf Wolken. Ich sang sogar vor mich hin. Meine Gedanken waren alles andere als professionell: Ich hatte sogar meinen Auftrag fast vergessen. Der Abend hatte sich zum reinen Vergnügen entwickelt.
Dann stand ich wieder vor der Wohnung. Die PINs hatte ich inzwischen völlig verinnerlicht.
Selbst jetzt, wo ich praktisch schwebte.
Ich knipste das Licht an und fuhr den Mac hoch. Ein paar Nachrichten im Posteingang – codiertes Zeug von Ian und Tony, die wegen des Abends nachfragten. Ich antwortete, dass alles gut gelaufen sei und dass ich morgen einen ausführlichen Bericht schreiben würde. Dann meldete mein vibrierendes Handy eine eingegangene SMS. Sophie:
War ein schöner Abend, Eddie. Ich bin gern mit dir zusammen.
Bald wieder. S xxxx
Vier Küsse.
Ich erinnerte mich an die echten. So schnell, wie sie sich vermehrten, würden sie mich in ein paar Wochen von Kopf bis Fuß bedecken. Mit diesem Gedanken ging ich zu Bett.
Einundzwanzig
Mehrere Wochen, mehrere Verabredungen.
Sophie und ich wurden immer entspannter im Umgang miteinander. Sie fühlte sich offensichtlich
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