Long Reach
…«
Donnie holte seine Finger aus Hyrones Hals und griff nach dessen linkem Handgelenk. Hyrone röchelte und machte Würgegeräusche, kurz vorm Erbrechen. Donnie führte ihn zurück zum Safe, als wollte er etwas herausholen.
Stattdessen legte er Hyrones Finger in die Tür und knallte sie zu.
Der markerschütternde Schrei, den Hyrone Brown ausstieß, lockte das Mädchen rein. Sie kreischte auf. Donnie
öffnete den Safe und hob Hyrones blutige Hand und die matschigen, halb abgeschlagenen Finger aus der Öffnung. Sanft klipste er die Breitling auf, nahm sie ab und ließ sie in die eigene Tasche rutschen.
»Betrachte das als Anzahlung«, sagte er. »Zinsen, wenn du so willst.«
Winselnd fiel Hyrone zu Boden.
»Also, halt mir die fünftausend nächste Woche bereit oder ich komm wieder und erledige die andere Hand … deine Wichshand.«
Er schaute das Mädchen an, das zitternd und mit offenem Mund im Türrahmen stand.
»Wo kann ich mir die Hände waschen, Süße?«, fragte Donnie höflich.
Punkt vier parkte Donnie den Benz an der Bushaltestelle, genau wo er am Morgen gehalten hatte. Drei Minuten später öffnete Sophie Kelly die Tür und hüpfte auf den Rücksitz. Wunderschön sah sie aus.
Strahlend, das war das richtige Wort.
»Schönen Tag gehabt, Prinzessin?«, knurrte Donnie in seiner Festtagsstimme.
»Ja, ziemlich gut«, antwortete Sophie. Donnie blickte über seine Schulter. Sie lächelte, als ob sie irgendwas für sich behielte. Dann besann sie sich wieder auf ihre Manieren.
»Oh, und wie war’s bei dir?«, fragte sie. »Guter Tag?« Donnie ließ den Motor aufheulen und verließ unter Gedröhne die Bushaltestelle.
»Ja, nicht übel. Gar nicht mal so übel.«
Siebzehn
»Sophie sagt okay.«
»Sophie sagt okay was?«, fragte ich. Anita sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. Als stellte ich ihre Autorität infrage.
»Sie sagt, okay, sie verabredet sich mit dir«, sagte Anita.
»Kommst du auch mit?«, fragte ich sie. Anita legte den Kopf schief und warf mir ihren »Laber du nur«-Blick zu. »Ich dachte ja nur, Sophie hätt’s mir auch selbst sagen können …« Anita reichte mir einen Zettel mit einer Nummer drauf.
»Schick ihr deine Nummer als SMS und sie meldet sich«, sagte sie.
»Danke, Anita, du bist der Hit.« Ich zwinkerte ihr zu und sie tat etwas, das wie Schulterzucken aussah, mit verkrampftem Gesicht. Humor stand offenbar nicht auf ihrer Qualifikationsliste. Diplomatie und Ausräumen hoher Regalfächer waren wohl mehr ihr Ding.
Ich verschanzte mich in einem verwaisten Klassenzimmer und rief Ian Baylis an. »Ian, ich bin’s. Eddie.«
»Weiß ich.«
»Ich hab mit ihr gesprochen. Ich hab ihre Nummer.«
»Was hast du so lang gebraucht?«
»Ich bin erst eine Woche hier«, protestierte ich. »Und es ziemlich schwer, an sie ranzukommen.«
»Okay. Schick sie mir als SMS. Und dann halt mich über deine Fortschritte auf dem Laufenden. Ende.«
»Okay«, sagte ich, aber er hatte schon aufgelegt. Ich tippte die Nummer in mein Nokia und schickte sie ihm. Dann tippte ich dieselbe Nummer ins iPhone und schrieb eine
SMS:
Hi Sophie. Eddie Savage … rufst du mich an?
Ich beobachtete das Display, während die Mitteilung übertragen wurde, steckte das Telefon dann wieder in die Hosentasche und spürte fast gleichzeitig, wie es vibrierte. Eine SMS. Sophie.
Nein. Ruf m a WE an. S :-)
Ich lächelte. Wirklich ermutigend war das nicht, aber immerhin ein Kontakt. Kein »Kuss«-x am Ende, aber wir waren ja wohl noch ganz am Anfang.
Samstagvormittag: Ich saß gerade auf meinem Bett und sah fern. Eine Boyband von vorgestern versuchte, beim Moderator durch Witz und Cleverness zu punkten, was schwer in die Hose ging. Ich stand auf und machte mir Toast und eine Tasse Tee, aber ich konnte mich einfach nicht entspannen.
Der Gedanke an den Anruf bei Sophie machte mich völlig rappelig.
Von allem anderen abgesehen war ich verwirrt. Sie kennenzulernen war Teil meines Auftrags. Mein Interesse an ihr sollte rein professionell sein. Aber jetzt, wo ich den Kontakt hergestellt hatte, ging mein kühler Kopf den Bach runter, weil ich sie richtig, richtig gut fand. Sie war heiß, ich hatte ihre Telefonnummer und der Gedanke an sie verursachte mir Bauchflattern. Halb elf war es, zu früh zum Anrufen. Ich drehte Däumchen und wartete bis zwölf. Um halb eins konnte ich mich nicht mehr bremsen. Ich jagte eine SMS raus:
Hi. Guter Moment?
Die Antwort kam
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