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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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mal dieses Niveau erreicht hat, in der Regel in sich vernetztist. Steve war genial darin, solche Verbindungen aufzudecken.«
    »Verbindungen womit?«, fragte ich. Ich kapierte es immer noch nicht ganz.
    »Mit anderen kriminellen Organisationen; mit jedem, der sich sonst für Drogen, Waffen, Bomben interessiert.«
    »Terroristen?«
    »Ja, Terroristen.« Tony nahm einen Schluck Tee. »Aber auch die Mafia: Russen, Italiener   … unsere eigenen einheimischen Gangster und ihre Ganovenkollegen an der Costa del Sol. Das ist ja der springende Punkt an der Kriminalität: Alles hängt zusammen. Der Junkie, der seine Sucht mit Ladendiebstählen finanziert, ist Teil desselben Spiels wie der Betrüger aus der Vorstandsetage und der bolivianische Drogenbaron. Und alles, was wir an Daten bekommen können, hilft uns, egal auf welcher Ebene.«
    »Und dazu mach ich mich an Sophie Kelly ran?«
    »Richtig«, sagte Tony. »Aus einem kleinen Samen   …«
    »Aber mit so ganz üblen Sachen wie Steve, damit hab ich nichts zu tun?«
    Auf einmal war Tony fasziniert von den Styroporplatten an der Decke. »Nein, nein«, sagte er. »Einfache Aufgaben. Anderes Gebiet.«
    »Irgendwo muss man wohl anfangen.«
    »Genau.« Tony erhob sich aus seinem Sessel und drückte mir die Schulter. »Du machst das gut. Weiter so und versuch dich nicht zu sehr mit dem zu belasten, was Steve getan hat. Wir sind dein Sicherheitsnetz, du hast Verstärkung im Rücken. Steve ist lieber ohne Netz auf seinem Hochseil balanciert. Und da geht’s tief runter.«
    »Danke, Tony«, sagte ich.
    Aber Mut hatte er mir nicht gemacht. Ich konnte das Bild einfach nicht abschütteln: Steve, wie er sich um die eigene Achse drehte, sich in der Luft überschlug und dem Tod entgegenstürzte.

Zwanzig
    Die anderen Mädchen konnten mich nicht ausstehen. Die Neuigkeit von Sophies »Date«, so harmlos es auch gewesen sein mochte, ging ihnen einfach nicht runter. Anita und ihre Freundin Nazeem schafften es am Morgen danach kaum, mich anzusehen, als hätte ich mir etwas geschnappt, das rechtmäßig ihnen gehörte.
    Und dabei hatte ich ihr nur ein Eis gekauft, sonst nichts.
    Als Sophie schließlich auftauchte, rief sie mir auf dem Weg über den Hof ein fröhliches »Hi« zu, bevor sie sich zu ihren Freundinnen gesellte. Hin und wieder warf sie einen Blick in meine Richtung, aber nur ganz diskret.
    Benjy French war außer sich. Anscheinend hatte eine von Sophies Freundinnen einem seiner Kumpel gesteckt, dass wir uns getroffen hatten. Natürlich war die Geschichte wahnsinnig aufgeblasen worden, von den Cocktails in der Met-Bar über das Essen im Ritz, und danach noch eine Stripshow im Stringfellows mit Party bis zum Morgengrauen. Oder ähnlicher Schwachsinn.
    »Wir sind einfach nur im Park spazieren gegangen«, berichtete ich. »Schluss, aus.«
    »Das war’s chon?«, fragte Benjy. »Du hast nicht mal mit ihr geknutcht? Ihr unters Oberteil gefasst?«
    Ich boxte ihn schmerzhaft in den Arm. »Was, um dann vom Parkhausdach gekickt zu werden, du perverser Wichser?«
    Er krümmte sich und rieb sich den Oberarm. »Gib’s mir nur. Da steh ich doch drüber.« Er sah mich von der Seite an   – der Witz war zu verlockend. »Wetten, bei dir stand auch was?«
    Ich boxte ihn gleich noch mal.
     
    Mein nächstes Treffen mit Sophie verabredeten wir per SMS.   Wir direkt, ohne Vermittler. Ich hatte das Gefühl, einen großen Schritt weitergekommen zu sein.
    Wir wollten ins Kino. Welcher Film es sein sollte, war uns beiden relativ egal. Zur Wahl standen ein Actionkracher, ein Weiberfilm und eine Hollywoodkomödie mit Steve Carell. Also wurde es die Komödie.
    Sophie holte mich an der Deptford Bridge ab, diesmal annähernd pünktlich, und wir fuhren runter nach Greenwich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, als ich den magnetischen Peilsender an der Unterseite des Beifahrersitzes befestigte, direkt neben der ahnungslosen Sophie, aber es musste sein. Standardprozedere, das war mir eingetrichtert worden.
    Wir hatten uns eine Stunde früher verabredet, um noch etwas essen zu gehen, und einigten uns auf Pizza. Erst suchten wir uns beide die Fiorentina aus, Spinat mit einem Ei darüber, also entschied ich mich um und bestellte eine Diavolo mit Peperoni, damit wir halbe-halbe machen konnten. Und ein Glas roten Hauswein. Der Kellner war Italienerund wanzte sich schwer an Sophie ran. Sie fand es lustig, wie er mit seinem riesigen Pfefferstreuer herumscharwenzelte, bis ich ein bisschen ungemütlich wurde und er

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