Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
hatte, und um zehn verstaute er die Champagnerkisten im Keller einer Weinbar in Orpington, deren Besitzer Saul Wynter war.
    Sauber, dachte er. Sack zu und alles in trockenen Tüchern, während Tommy Kelly und seine Familie ihre hübschen Köpfchen nach einem gemütlichen Ausflug in die Kissen sinken ließen. Nach Frankreich und zurück, ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen. Aber er beschwerte sich nicht. Tommy, Cheryl und Sophie würde er bis zu seinem letzten Atemzug beschützen. Sie waren immer gut zu ihm gewesen.
    Bei dem Junior war er sich nicht so sicher.
    Als sich sein leerer Magen mit lautem Gurgeln meldete, richteten sich Donnies Gedanken auf ein Frühstück. Also verriegelte er den Laster und ging die Hauptstraße hinab, auf der Suche nach einer Schachtel Kippen, einer Tasse Tee und irgendetwas, um seinen Magen nach der anstrengenden Nacht zur Ruhe zu bringen.

III
Tommy
    Vierundzwanzig
    »Mum will dich treffen«, sagte Sophie. »Und Dad auch.«
    Mir sackte das Herz mitten durch die Hose bis zum Erdboden. »Was?«, fragte ich. »Das geht nicht, ich meine, das kann ich nicht, ich   …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eine weitere Panikwelle überrollte mich.
    Sophie lachte bloß. »Klar kannst du«, sagte sie. »Die beißen nicht.« Das stellte ich mir aber anders vor. Klar bissen die, und zwar fest. »Ich hab ihnen alles über dich erzählt.«
    Ein paar Monate ging es jetzt schon mit mir und Sophie. Wir sahen uns praktisch täglich in der Schule und dann am Wochenende   – Freitagabend zum Beispiel und samstags. Sonntags war sie meistens zu Hause, wodurch mir wenigstens ein bisschen Zeit zur Aufarbeitung blieb. Wahrscheinlich wurden sie langsam neugierig. Dass ich mich irgendwann in die Höhle des Löwen wagen musste, war mir klar gewesen, aber alle Gedanken in die Richtung hatte ich erfolgreich verdrängt. Obwohl ich mehr als genug Nachforschungen zu den Aktivitäten der Familie Kelly angestellt hatte, hatte ich bisher hauptsächlich Nieten gezogen.
    Jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei.
    Einige Informationsfetzen, die ich von Sophie aufgeschnappt hatte, hatte ich an Ian Baylis weitergeleitet. Ich hatte ihm berichtet, was ich über den Segeltörn wusste: über russische Geschäftsleute und schmollende Amerikaner. Über Kunst. Wie sie vom Zoll abgeschleppt worden waren. Aber davon abgesehen hatte sich sehr wenig ereignet, und als ich Baylis von der Wohnung aus anrief und ihm erzählte, dass Sophies Eltern mich kennenlernen wollten, klang er richtig aufgeregt.
    »Yesss!«, fauchte er. »Gut gemacht!«
    »Schön, dass du dich freuen kannst«, sagte ich. »Ich mach mir grad ziemlich in die Hose.«
    »Hör zu, du bist einfach nur ein netter junger Mann, der die Eltern seiner Freundin kennenlernt. Stell dir vor, ihr Vater arbeitet in einer Bank, wenn’s dir damit besser geht. Stell ihn dir auf dem Scheißhaus vor. Damit kann man sich die meisten Leute ganz gut auf Augenhöhe runterstutzen, find ich immer.«
    »Danke für den Ratschlag. Er raubt sie wohl eher aus, oder?«
    »Scheißhäuser?«, fragte Ian, humorlos wie immer.
    »Banken«, sagte ich.
    »Eigentlich nicht sein Stil.«
    »Also, ich bin der Freund und treff die Eltern meiner Freundin und ihr alter Herr arbeitet in einer Bank. In Ordnung«, übte ich mich in Selbsttäuschung.
    »Genau. Nur bist du auch der Freund, der in Küche, Wohnzimmer und im Arbeitszimmer des alten Herrn Wanzen legt, wenn möglich.«
    »Mach mich nicht schwach.« Ich musste lachen. »Duwillst, dass ich denen beim ersten Besuch die Wohnung verwanze, während die mich beobachten wie die Schießhunde?«
    »Wer weiß, ob du je wieder die Chance dazu kriegst«, sagte Ian. »Wir müssen die Gelegenheit nutzen.«
     
    »Er will, dass ich die Wohnung verwanze. Bei meinem ersten Besuch.« Ich jammerte Tony Morris telefonisch die Ohren voll. Bei Ian gab’s kein Verhandeln.
    »Ian hat recht, Kumpel«, sagte Tony. »Schmiede das Eisen, solange es heiß ist. So nah haben wir noch nie jemanden an Tommy Kelly drangehabt. Benutz das Handwerkszeug, das du gelernt hast. Stell dir vor, was dein Bruder gemacht hätte.«
    Seine Worte warfen mich einen Moment lang aus der Bahn. Es war das erste Mal, dass Tony anders als verständnisvoll geklungen hatte. Zwischen den Zeilen hörte ich heraus, was er mir sagen wollte: Ich solle den Mund halten und mich an die Arbeit machen. Ein Mann sein.
    Steves Schuhe waren schwer zu füllen und mir wurde klar, dass ich jetzt zum ersten Mal

Weitere Kostenlose Bücher