Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
in sie hineinschlüpfte.

Fünfundzwanzig
    Mir schlotterten schon die Knie, als Sophie mich mit dem Mini auflas. Ich hatte zwanzig Minuten am oberen Ende von Greenwich Park gewartet, und obwohl die Sonne schien, war der Morgen doch kühl. Durch meine Schuhsohlen war die Feuchtigkeit gesickert und hatte mir die Zehen eingefroren. Schwer zu sagen, wo das Zittern vor Kälte aufhörte und das vor Furcht begann.
    Egal, wie man es betrachtete: Ich hatte eine Scheißangst.
    Sophie küsste mich auf die Lippen. Sie roch fantastisch. Ich schmeckte einen Hauch von Kirsch-Labello und fühlte mich prompt etwas besser.
    »Du siehst blass aus«, sagte sie.
    »Bisschen kalt«, sagte ich. »Bin nicht völlig auf dem Damm.«
    Sie strich mir über den Hinterkopf, kämmte mit den Fingern durch mein Haar und auch das tat gut.
    »Du bist aber nicht nervös, oder, Eddie?«, forschte Sophie lächelnd.
    »Natürlich nicht«, sagte ich, als wäre das das Irrste, was ich jemals gehört hatte.
    »Lügner! Sind doch nur meine Eltern.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber dein Dad hat schon so seinen Ruf, oder?«
    »Du sollst auch nicht alles glauben, was du hörst«, lächelte Sophie. »Im Herzen ist er ein richtiger Teddybär.«
    Ich nickte. Aber sicher doch. Von allem, was ich über Tommy Kelly gehört hatte, stand »Teddybär« ziemlich weit unten auf der Liste. Nur knapp oberhalb von »Zuckertörtchen« und »Schnuffelhäschen«.
    Und sehr weit entfernt von »skrupelloser Killer« und »psychopathischer Verbrecherkönig«.
    Wir fuhren durch Blackheath und dann raus auf die Autobahn, durch den Gürtel der viktorianischen Doppelhäuser hinüber zu den Klinkerbauten, die langsam ins Grün übergingen. Vorbei an einem Golfclub und einem Kunstschnee-Skicenter. Nach ein paar Meilen bog Sophie ab und jagte den Mini mit etwas mehr Selbstvertrauen über die Landstraßen, als ich für angemessen hielt, wenn man bedachte, dass sie den Führerschein erst seit ein paar Monaten hatte. Ich legte meine Hand auf ihr Bein und spürte, wie die Muskeln ihrer Schenkel unter der engen Jeans hart wurden und sich wieder entspannten, wenn sie die Kupplung trat.
    Das Haus war nicht das, was ich erwartet hatte. Doch, es gab eine Überwachungskamera. Doch, es gab die lange Kiesauffahrt. Aber das Haus am Ende der Auffahrt war erstaunlich schön. Alt. Mit Efeu überwachsen und sauberen weißen Fenstern, aus denen man auf einen gepflegten Rasen hinaussah, von hohen Hecken umgeben. Wahrscheinlich hatte ich den großen, angeberisch-geschmacklosen Bungalow eines Gangsters erwartet, von Stacheldraht umzäuntund bewacht von Rottweilern, mit Außenwhirlpool und einer Auffahrt voller SUVs.
    Kelly Towers jedoch sah einfach nur schick aus. Die Art von Haus, in dem man sich Rockstars vorstellte. Mick Jagger oder so jemand von der alten Schule.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, als wir die Auffahrt hinaufknirschten. Das einzige andere Auto, das zu sehen war, war ein altes silberblaues Ding, das aussah wie ein Düsenjäger. »Was ist das für einer, Soph?«, fragte ich, leicht verlegen wegen meiner Unbelecktheit.
    »Das ist ein Bristol«, sagte sie. »Er ist ganz verrückt nach denen. Im Krieg haben die Flugzeuge hergestellt. Bomber. Kampfflieger. Frag ihn mal danach.«
    »Sieht gut aus.«
    Wir gingen hinters Haus, wo sich eine größere Rasenfläche zu einem See hin erstreckte, auf dem Schwäne schwammen. Ein paar Pfauen stolzierten übers Gras und wanden ihre Hälse.
    Sophie öffnete den Hintereingang und kniff mich in den Hintern, als ich in eine Garderobe voll grüner Gummistiefel und Wachsjacken eintrat. Zwei träge rotbraune Jagdhunde hüpften aus ihrem Korb, als sie uns hörten, und bezeugten ihr Wohlgefallen, indem sie Sophie die Hände leckten und bellend an ihr hochsprangen.
    »Hallo, ihr Süßen«, gurrte Sophie. »Eddie, das sind Starsky und Hutch.«
    »Schöne Tiere«, sagte ich. Ich hatte nicht genug Ahnung von Hunden, um noch irgendwas über sie zu sagen. Ehrlich gesagt, machten sie mir Angst. »Was sind sie denn für eine Rasse?«
    Ohne sonderliche Begeisterung streichelte ich ihr weiches Fell.
    »Ungarische Viszlas«, sagte Sophie. »Mum züchtet sie.«
    Die Hunde honorierten das, indem sie an meinen Eiern rumschnüffelten und dann wieder in den Korb kletterten, als hätten sie beschlossen, dass ich keine Bedrohung darstellte. Da lagen sie richtig. Meine Eier waren auf Haselnussgröße geschrumpelt. Nie im Leben hatte ich mich unbedrohlicher gefühlt.
    Sophie führte mich

Weitere Kostenlose Bücher