Long Reach
Ich will nur das Geschäft ordentlich über die Bühne bringen. Glatt, weißt du?«
»Willst es uns einfach nur recht machen, was, Bish?«, sagte Dave.
»So isses, Dave«, sprudelte es aus Bish heraus. »Ich hab ganz schön Kapital in der Transaktion drinhängen, also ist’s mir wichtig, dass ich den Stoff verkaufe und aus dem Laden rauskriege.« Hinter seinem Grinsen schien ihm leicht übel zu sein.
»Dann passt’s ja«, sagte Donnie schließlich.
Sofort wirkte der Bish erleichtert. Seine Augen flatterten zwischen den beiden hin und her und er lachte wieder auf. Als wären sie alte Kumpel in einem Pub in Woolwich, dachte sich Donnie. Sein Instinkt sagte ihm, dass der Bish irgendwas im Schilde führte. Vielleicht hatte er sich wirklich keinen Extraanteil aus der Lieferung genehmigt – schließlich kriegte er ja noch was gezahlt, zusätzlich zu seiner Beteiligung an der Ware. Aber ein Schwätzer war er, das wusste Donnie. Drum mochte er ihn wahrscheinlich nicht.
Für Schwätzer war die Ware zu heiß.
»Na, wir packen’s dann mal«, sagte Dave. »Wenn’s von dir nichts mehr gibt, Don?«
Donnie nickte und stellte die geöffnete Kiste zu den siebenundvierzig
anderen in den Lieferwagen. Vielfache von zwölf.
Der Bish blickte erwartungsvoll drein. »Wann seh ich die Kohle?«, wollte er wissen.
»Alles geregelt«, sagte Dave. »Der Scheck ist schon unterwegs. Deine Investition zurück plus Honorar.«
Der Bish sah enttäuscht aus, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders.
Donnie knallte die Türen des Transporters zu und schloss sie ab. Der Osteuropäer stand noch rum, als erwartete er ein Trinkgeld. Also steckte Donnie die Hand in die Tasche, zog eine kleine Pistole hervor und schoss ihm ins Gesicht.
Dave sah angewidert zur Seite, als wäre er in Hundescheiße getreten. Der Bish wurde grün, als ihm die Blutfontäne aus dem Kopf des Mannes auf die weißen Schuhe spritzte und sich auf dem Betonboden eine Pfütze bildete.
»Wieder ein Arbeitsplatz geschaffen«, kommentierte Donnie trocken.
»Oh nein, Donnie … nein … nein«, stotterte der Bish. »Was soll ich jetzt machen?«
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass der angemeldet war, oder?«, fragte Donnie. »Lass ihn irgendwo verschwinden. Und wenn du singst, bist du der Nächste. Klar?«
Dave und Donnie kletterten in den Laster und befahlen dem Fahrer, Gas zu geben.
Jason Kelly sah in den Außenspiegel, in dem er erkennen konnte, wie Kenny Bishop sich über die Leiche des Mannes beugte.
»Los, Jase«, brüllte Dave. »Drück endlich auf die Tube!«
»Und Kenny Bishop lasst ihr einfach hier?« Jason stieg in
die Bremse. »Wenn der erst mal sein Geld hat, hockt der doch sofort in irgendeiner Bar in Puerto Banús und tönt über den Deal, den er abgezogen hat, als ob er wer weiß was für Eier hätte. Wenn er’s nicht eh schon irgendwem erzählt hat.«
»Der kriegt kein Geld«, sagte Donnie. »Das glaubt er nur.«
»Also, wenn er’s nicht kriegt, dann sitzt er in einer Bar in Calais und erzählt jedem, der’s hören will, wie wir ihn beschissen haben«, sagte Jason.
»Jason hat recht«, stimmte Donnie seufzend zu. »Der ist eine Zeitbombe. Eine Labertasche. Garantiertes Verlustgeschäft, so oder so.«
Kennie Bishop wirkte überrascht, als er sah, wie Donnie wieder aus dem Transporter stieg, diesmal mit dem dritten, jüngeren Mann im weißen Trainingsanzug und mit der fetten Rolex.
Er brauchte nicht lange, um zu kapieren, weshalb sie zurückgekehrt waren. Zehn Minuten später baumelte er von einem Stahlträger, um den Hals sein gestreifter Gucci-Gürtel, und mit jedem Zucken seiner blutbefleckten Mokassins war ein bisschen weniger Leben in ihm.
Um vier Uhr morgens lagen sie vor der Südküste der Isle of Wight. Donnie hatte mehr oder weniger aufgehört, sich zu übergeben, und nippte jetzt gesüßten Tee aus einer Blechtasse. Gleich hinter Ventnor sahen sie von der Küste her Lichtsignale und der Skipper blinkte zurück. Zehn Minuten später hielt neben ihnen ein Motorboot, gesteuert vom Bruder des Skippers, und sie verluden achtundvierzig Champagnerkisten. Während Jason, Dave und der Skipper die gecharterte
Jacht nach Portsmouth zurücksegelten, sprang Donnie auf das Motorboot und begleitete die Ware an Land. Dort wurde sie in einen Gütertransporter umgeladen, der mit der Sechs-Uhr-Fähre aufs Festland übersetzen sollte.
Donnie war heilfroh, als er um halb acht wieder festen Boden unter den Füßen
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