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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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förmliche Bürokleidung freigelegt. Na ja, förmlich schon, aber trotzdem war der Rock eher kurz. Er war dunkelblau und ziemlich eng, und dazu trug sie eine dünne, weiße Bluse. Als sie den Blazer auszog, konnte man die B H-Träger sehen   – so einen Ausschnitt hätte sich eine echte Maklerinnie geleistet. Es sei denn, die Maklerin wollte sich an ihren Kunden ranmachen. Sie ging ins Schlafzimmer. Das war hübscher als das Wohnzimmer, mit einer Glastür, die sich auf einen kleinen Balkon öffnete. Ein bodenlanger Vorhang bauschte sich im Wind, und obwohl die Bettwäsche ein grauenhaftes Muster hatte, war das Bett immerhin frisch gemacht, samt fluffiger Daunendecke. Anna nahm mir ein Bier ab und trank einen Schluck. Sie griff in ihre abgelegte Jacke, zog eine Schachtel Marlboro Lights hervor und steckte sich eine in den Mund.
    »Du nicht, oder?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. Sie setzte sich aufs Bett und zündete die Zigarette an, inhalierte tief und stieß den Rauch aus. Sofort schien sie sich zu entspannen.
    »Besser?«, fragte ich.
    »Ein kaltes Bier, eine Kippe, die Tür ist zu. Dahinter nur ich, ein gut aussehender Kerl und der sonnige Nachmittag. Was will man mehr?« Sie sah mich an und lächelte.
    »Ich hab gemeint, ob’s dir besser geht«, sagte ich. Ich spürte, wie mein Atem sich beschleunigte.
    »Das wird’s gleich«, sagte sie. Sie klopfte neben sich auf das Bett und zog den Reißverschluss ihres Rocks auf. »Komm her.«
    »Ist das hier verwanzt?«, fragte ich nervös und suchte die Ecken und Lampenfassungen nach versteckten Kameras ab.
    »Noch nicht«, sagte sie. »Setz dich.«
    Ich nahm einen Schluck Bier und setzte mich neben sie.
    Wer wollte da noch widersprechen?

Dreiundzwanzig
    »Wie war euer Ausflug?«
    »Vollkatastrophe«, sagte Sophie kopfschüttelnd.
    Es war Dienstag. Ich hatte ihr die Adresse genannt und sie war mich in der Wohnung besuchen gekommen. Hatte sich umgesehen. Und gesagt, es sei hübsch.
    »Seid ihr gekentert?«, fragte ich, aber ihr schien nicht nach Witzen zumute.
    »Die Fahrt war schon okay, aber wir hatten diesen riesigen, fetten Russen dabei, mit dem mein Dad Geschäfte macht. Der hat sich auf der ganzen Hinfahrt mit Wodka einen angesoffen und angefangen, meine Mum und mich zu begrapschen, obwohl er irgendeine zwanzigjährige Schnitte dabeihatte, die kein Wort Englisch sprach.«
    »Klingt unterhaltsam.«
    »Genau«, entgegnete sie. »Und das war noch nicht alles. Als wir in den Hafen eingelaufen sind, haben er und sein Kumpel angefangen rumzusingen   – total peinlich. Und wenn mein Dad eins nicht haben kann, dann Aufmerksamkeit zu erregen. Er ist ziemlich   … diskret.«
    »Wie hat dein Dad reagiert?«, fragte ich. Schüchternheitund Zurückgezogenheit passten nicht wirklich zu dem Bild, das ich mir von Tommy Kelly gemacht hatte.
    »Er wird dann immer total still. Aber Mum und ich wissen, dass er innerlich schäumt und dass man auf der Hut sein sollte. Und dann hat der Russe angefangen, sich mit dem feinen amerikanischen Kunden anzulegen   …«
    »Ein Amerikaner war auch dabei? Das war ja eine richtige Party   …«
    Sophie sah mich an und hielt kurz inne. »Ja. Dad hat seinen amerikanischen Kunden dem Russen vorgestellt   … so ging’s jedenfalls los.«
    »Was machen die denn für Geschäfte?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass das etwas zu weit ging. Sophie merkte offensichtlich, dass sie zu viel ausplauderte, und machte dicht.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Geschäfte halt. Du weißt schon, wie die Typen in der City. Irgendwelche Deals. Kunst und so.«
    Wieder warf sie mir ihren misstrauischen Blick zu und ich wusste, dass ich es darauf beruhen lassen sollte. Aber dann erzählte sie weiter, als müsste sie mich irgendwie dafür entschädigen, meine Frage abgeblockt zu haben. »Und als ob das nicht schon genug wäre, hat uns auf dem Rückweg dann noch ein Boot vom Zoll rangeholt und nach Portsmouth geschleppt. Die haben die ganze Jacht auf den Kopf gestellt. Bis vier in der Früh waren wir da. Ein Alptraum.«
    »Haben sie was gefunden?«
    »Null. Ich glaube, wir hatten ein paar Flaschen Champagner mehr als erlaubt, also haben sie die mitgenommen. War ihnen ziemlich peinlich.«
    »Was glaubst du haben die gesucht?«
    Sophie fixierte mich mit ihren blauen Unschuldsaugen. »Was weiß ich.«
    »Hey, und was ist mit dem Geschenk, das mir versprochen wurde?«
    Sophie lächelte und legte mir die Hände auf die Schultern.
    »Durchsuch mich doch  

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