Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
Kurs.
    »Wie läuft’s denn mit Sophie?«, fragte sie. Ich war etwas vor den Kopf gestoßen.
    »Äh, gut«, sagte ich. »Also, im Moment sehe ich sie garnicht so viel. Sie ist sauer, weil ich von der Schule geflogen bin.«
    »Hast du sie schon gevögelt?«, fragte Anna mich unverblümt. Ich wurde knallrot. Anna starrte mich immer noch an. Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. »Und? Hast du?«
    »Nein«, sagte ich aufrichtig. Wir hatten rumgeknutscht und alles, aber richtig mit ihr geschlafen hatte ich nicht. Irgendwas hielt mich zurück. Wahrscheinlich die Sorge, mich zu tief zu verstricken.
    Oder vielleicht schlicht Angst.
    »Du musst sie wieder auf Linie bringen«, sagte Anna. »Lass sie nicht zu sehr vom Haken, okay?«
    Plötzlich dämmerte es mir. »Du liest meine SMS mit, oder?«
    Anna zuckte die Schultern und hob die Augenbrauen. Ich begriff, dass sie hergeschickt worden war, um bei mir nachzubohren und herauszufinden, weshalb ich in den letzten Wochen so wenig Kontakt zu Sophie Kelly gehabt hatte. Die überwachten jeden meiner Schritte, jeden Anruf, jede SMS.
    »Nimm’s nicht persönlich«, sagte Anna. »So läuft das Geschäft. Ist zu deiner eigenen Sicherheit.«
    »Weißt du alles über mich?«
    Anna lächelte. »Fast alles«, gab sie zu. »Aber ich will noch mehr rauskriegen, wenn möglich.« Sie griff über den Tisch und ihre scharfen Fingernägel gruben sich in die Rückseite meines Handgelenks. »Komm, lass uns was essen«, sagte sie. »Ich hab Hunger.«
    Wir aßen in einem Running-Sushi-Laden in der BrewerStreet, tranken heißen Sake und kaltes Bier. Anna schlug vor, dass ich Sophie etwas milder stimmen sollte: ein paar schmalzige SMS, ein Blumenstrauß.
    »Ich hab doch gar nichts verbrochen«, sagte ich.
    »Ganz egal, schick einfach die Blumen. Bring sie wieder auf Sendung.«
    »Und so läuft das?«
    »Schaden kann’s nicht«, sagte sie. »Frauen mögen Männer, die wissen, was sie tun. Zeig ihr, dass du so einer bist.«
    Ich aß rohen rosafarbenen Lachs und rahmige Jakobsmuscheln. Anna verschlang Austern, Thunfisch und Tempura-Garnelen. Als wir aus dem Lokal traten, hatte ich ein warmes, zufriedenes Gefühl im Bauch vom Essen und vom Sake.
    Anna winkte ein Taxi heran. »Wir fahren besser zurück.« Der schwarze Wagen kam quietschend neben uns zum Stehen und ich stieg ein. Anna folgte mir und setzte sich neben mich, ihr Bein gegen meines gedrückt.
    »Deptford Green«, sagte sie zum Fahrer. Der hatte zunächst überhaupt keine Lust auf die Südseite des Flusses, aber dann fing er Annas Blick ein und verwandelte sich auf der Stelle in einen richtigen Charmebolzen.
    »Kommst du mit zu mir?«, fragte ich. Ich spürte, wie ihr Körper meinen streifte.
    »Ja«, sagte sie. Wieder spürte ich ihre Fingernägel, diesmal ganz oben an meinem Bein. »Auf einen Kaffee. Was dagegen?«
    Ich hatte nichts dagegen. Das Taxi fuhr an und Anna lehnte sich herüber und küsste mich. Ich hatte überhaupt nichts dagegen.
     
    Die Blumen wirkten Wunder. Ich schickte Sophie ein paar rührselige SMS und erzählte ihr, wie gut es für mich auf dem Markt lief. Bald darauf rief sie mich an und wirkte schon viel umgänglicher. Sie sagte, sie habe einen Plan. Sagte, wir sollten uns am Wochenende sehen   – vielleicht könnte ich sie sonntags zum Mittagessen besuchen, ihr Dad mache sein Roastbeef. Ich versprach ihr, sie anzurufen, wenn ich am Freitag mit dem Markt fertig war.
    Jetzt war ich schon ein paar Wochen mit meinem Stand zugange. Gelegentlich war ich mit Danny unterwegs gewesen, um das eine oder andere einzukaufen. Unter der Woche waren wir bei einer riesigen Antiquitätenmesse in der Nähe von Gatwick gewesen und hatten uns mit haufenweise billiger Ware eingedeckt. Danny hatte mir ein paar originelle Gestalten vorgestellt: Er kannte praktisch jeden, und alle waren gern bereit, dem Neuen einen Sonderpreis zu machen.
    Ich hatte ein paar hübsche Uhren gekauft, eine davon eine große Militärfliegeruhr mit riesiger Krone. Dazu noch ein paar andere Flugzeugteile: ein Höhenmesser von einer alten Hurricane, eine Wanduhr, die aus einem Propellerstück gemacht war, und ein Regal aus einer alten, genieteten Flügelspitze. Der ganze Kram kostete mich zweihundert Pfund. Ich hatte selbst einen Narren dran gefressen   – dachte, dass sich das Zeug in der Wohnung ziemlich gut machen würde. Danny bemerkte spitz, dass ich doch eher erst mal versuchen sollte, es zu verscherbeln.
    Wir bauten den Stand auf wie immer. Es war

Weitere Kostenlose Bücher