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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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sauber und steckte sie ein. Prüfend suchte er nach Blutspuren an seinem eigenen Anzug und trat dann dem Zusammengekrümmten in die Eier, worauf der seinen frisch erweiterten Mund zu einem roten Schrei aufreißen musste. Donnie beugte sich vor, zog den Fünfziger aus Waynes Brusttasche, rollte ihn zusammen und stopfte ihn ihm in den blutigen Mund. »Lass dich davon nähen, Sohnemann«, sagte er.
    Donnie erhob sich und zupfte vorn an seinem Anzug, machte sich bereit für den Gang zum Festzelt. Zeit für einen wohlverdienten Drink. Zum Abschied noch ein letzter Tritt gegen Waynes blutigen Kopf, der wie ein Sandsack hin- und herschwang.
    »Und immer dran denken   …«, sagte Donnie. »Lächeln.«

IV
Jason
    Siebenunddreißig
    »Mach, dass du herkommst, und zwar sofort.« Tonys Stimme klang kalt und scharf. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
    Montagmorgen.
    Den Großteil des Sonntags hatte ich im Bett gelegen, die Decke über den Kopf gezogen, heilfroh über mein sicheres Haus, meine Zuflucht. Niemand außer Tony, Ian und Anna wusste, wo ich war.
    Samstagnacht hatte ich bei den Kellys verbracht, schlaflos, auf glühenden Kohlen, überzeugt davon, gleich herausgezerrt und abgeknallt zu werden. Auf der Rückfahrt im Auto hatten alle entspannt gewirkt   – bis auf mich. Alles lag nur an mir.
    Ich hatte es wirklich völlig versaut.
    Tommy und Cheryl hatten sich offensichtlich gut amüsiert, aber unter den Ordnern musste sich irgendwas abgespielt haben. Davon bekamen wir aber nur das Ergebnis mit, als wir gerade die Feier verließen. Einer von ihnen war in eine Messerstecherei geraten und aufgeschlitzt worden. Der Krankenwagen war schon da, und als wir gingen, lenkteTommy seine Frau und Tochter von der hässlichen Szene fort.
    Sophie war etwas abweisend zu mir, wahrscheinlich, weil ich den ganzen Abend unausstehlich gewesen war. Ich schob es auf die Sauferei, aber das machte es in ihren Augen um nichts besser. Sie war enttäuscht von mir. Auf der Rückfahrt hatte ihr Cheryl mitleidige Blicke zugeworfen und angedeutet, dass mir die Aufregung wohl so zugesetzt habe. Tommy hatte aus dem Fenster des Bentleys gestarrt. Über mein Telefon verlor er kein Wort.
    Als wir schließlich zurück gewesen waren, hatte man mir ein Gästezimmer mit frischen weißen Laken und tiefen Kissen zugewiesen, in denen ich mich bis Sonnenaufgang drehte und wälzte.
    Cheryl tischte mir ein englisches Frühstück mit allen Schikanen auf, das ich kaum hinunterbekam, und gegen zehn setzte mich Sophie am Bahnhof ab. Vielleicht wurde ich schon paranoid, aber alle erschienen mir etwas gedämpft. Ich hoffte, es war nur der Kater. Mein Handy hatte ich noch immer nicht zurück und beim Heimkommen hatte es auch keiner erwähnt. Erneut entschuldigte ich mich bei Sophie; sagte, dass ich hoffte, sie irgendwann die Woche zu sehen, und verzog mich dann, so schnell es ging, in die Wohnung.
    Ich erinnerte mich an Olivers letzte Worte: Wenn ich noch am Leben war, hatten sie mein Telefon nicht gehackt. Aber es kam mir so vor, als schwebte über mir das Todesurteil.
     
    Ich traf Tony vor dem Pub nahe Trafalgar Square. Punkt zehn. Dass er vor Wut glühte, war nicht zu übersehen. Wir verschwanden im Pub und dann über den Hinterhof im Ministeriumsgebäude. Der Geruch verkochten Kohls machte meine Übelkeit nur noch schlimmer.
    Sie warteten schon auf mich. Sandy Napier und Ian Baylis saßen in einem kahlen Zimmer hinter einem Tisch unter einer einsamen Neonröhre. Hamish Campbell, der Technikfreak, war auch da. Tony führte mich zu einem Stuhl und ich setzte mich ihnen gegenüber.
    Sandy Napier räusperte sich. Er sah aus, als würde er gleich jemanden beißen. Wahrscheinlich mich.
    »Also«, sagte er. »Bisschen in die Hose gegangen am Samstagabend, haben wir gehört.«
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Es war ein Unfall.«
    »Ein Unfall, der ein paar von uns das Leben hätte kosten können«, fauchte Ian Baylis, der diesem Moment wahrscheinlich seit unserem ersten Treffen entgegengefiebert hatte. »Warst du besoffen?«
    »Ich hatte ein Glas Wein getrunken, aber ich würde nicht sagen, dass ich betrunken war«, antwortete ich.
    »Oliver hat gesagt, du hättest getrunken«, sagte Ian Baylis.
    »Ich fürchte, dieser Vorfall gibt mir doch Anlass zu ernsthaften Zweifeln an deiner Eignung, Savage«, sagte Napier. »Wie sehen Sie die Lage, Hamish?«
    »Soweit wir es überblicken können«, sagte Hamish und blätterte rasch durch einen Stapel Computerausdrucke, »wurden an

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