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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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tosenden Applaus zurück in meine Ecke leiten.

Achtundvierzig
    Die ersten drei Minuten hatten sich angefühlt wie ein ganzes Leben. Dafür verging die Zeit bis zum Gong zur zweiten Runde wie nichts.
    Gary hatte sich im Eiltempo an mir zu schaffen gemacht. Er hatte mir Vaseline um die Augen geschmiert, die schon anzuschwellen begannen. Drei Runden waren nicht viel für einen Boxkampf, aber das bedeutete auch, dass die ganze Aggression und Spannung in weniger als fünfzehn Minuten komprimiert werden mussten. Und Jason war fest entschlossen, das hier mit vollem Karacho in der vorgegebenen Zeit zu Ende zu bringen.
    Er eröffnete die zweite Runde wie die erste, schoss wie ein Stier aus seiner Ecke und schwang wilde Hiebe gegen meinen Kopf. Einer davon streifte mich, aber diesmal war ich besser vorbereitet, wich den Schlägen aus und zog mich zurück. Als er mir folgte, erwischte ich ihn mit einem kraftvollen Jab genau auf der Nase, und ich schwöre, man konnte es unter meiner Faust knirschen hören. Prompt begann ihm das Blut über die Lippen und den Mundschutz zu fließen. Das schien Jason noch rasender zu machen undeine volle Minute lang hingen wir Zehenspitze an Zehenspitze aneinander. Er schwang schwere Haken nach mir und ich konterte mit Blocks und kurzen Haken auf seinen Kopf. Ich versuchte, seine Nase mit meinen Jabs weiterzubearbeiten, und schmierte ihm sein Blut übers ganze Gesicht und über die Brusttätowierungen.
    Wie wir so aufeinander einprügelten, spürte ich sein Blut nass und klebrig auf meinen Handschuhen. Mein Training meldete sich wieder: Ich durchbrach seine Abwehr und eroberte mir die innere Position, damit ich an seinen Körper rankam. Meine Schlaghand hämmerte auf seine Rippen und seinen Bauch ein, aber ihm schien das nicht viel auszumachen. Seine Fäuste sanken in meinen Nierenbereich und droschen mir auf den Hinterkopf. Mit einem Schlag unter die Nase wurde ich ihn los. Dann verlagerte ich mein Gewicht nach hinten und landete einen Aufwärtshaken voll auf seinem Solarplexus. Er grunzte vor Schmerz und ich wusste, jetzt hatte ich ihm wehgetan.
    Seine Augen schienen auf einmal zu fokussieren und er wurde bleich im Gesicht. Er fluchte in meine Richtung, schrie mir Beleidigungen ins Ohr, während wir uns aneinanderklammerten. Unsere Ellbogen verhakten sich. Der Schiri eilte herbei, um uns zu trennen, aber Jason rang mich in die neutrale Ecke, außerhalb des Gesichtsfelds des Schiedsrichters, und knallte mir seinen Schädel mit Wucht auf die Augenbraue. Es fühlte sich an wie ein Hammerschlag.
    Als der Schiedsrichter uns auseinanderzerrte, konnte ich erkennen, dass Jasons Brust und seine weißen Shorts blutgetränkt waren. Ich blickte an mir herab und merkte, dass ich ebenfalls mit Blut bedeckt war.
    Meinem eigenen.
    Die Meute lechzte nach mehr, als der Gong das Ende der zweiten Runde anzeigte. Ich sah mich um, aber wo vorher Sophie und Cheryl gesessen hatten, waren jetzt leere Stühle. Tommy redete erregt auf einen Exchampion ein und würdigte weder Jason noch mich eines Blicks.
    Meine Braue war aufgeplatzt wie ein reifer Pfirsich und Gary gab alles, um den Blutfluss zu stillen. Er vereiste die Wunde und betupfte sie mit einem adrenalingetränkten Wattebausch. Dann rieb er sie mit Vaseline ein, und als er mich schließlich mit einem Schwamm gesäubert hatte, sah ich bestimmt nur noch halb tot aus. In Jasons Ecke hatte ich keinen rechten Einblick, aber sie hingen alle auf ihm drauf, brüllten Ratschläge auf ihn ein und klebten ihm die geplatzte Nase wieder zusammen.
    Erneut ging der Gong und mit Garys Rat im Ohr, dass ich mich nur weiter verteidigen solle, trat ich hinaus in die letzte Runde.
    Kein freundschaftlicher Handschuhgruß diesmal. Jason stürmte wieder direkt auf mich los. Ich versuchte, seitlich auszuweichen und das Zentrum des Rings einzunehmen, aber jedes Mal schnitt er mir den Weg ab, feuerte mächtige, ausladende Schwinger auf mich ab, die mich ins Jenseits prügeln sollten. Er erwischte mich mit seinen Rückhandschlägen, versuchte, mir mit den Schnürbändern auf der Handschuhinnenseite noch mehr Schnittwunden zuzufügen. Jeden meiner Versuche, ihm mit Technik beizukommen, durchkreuzte er. Er grabschte sich meine Arme und umklammerte mich, um dann seine schmutzigen Tricks ausspielen zu können: mich gegen den Eckpfosten zu rammenund seinen Kopf gegen die Wunde über meinem Auge zu raspeln.
    Er traktierte mich, sein Körper stinkig und glitschig vor lauter Schweiß. Er schabte mit

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