Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
weißt, was gut für dich ist.« Er klopfte mir wieder auf die Wange, diesmal fester, klatschte Gary Cribb auf den Rücken und kehrte in Jasons Ecke zurück.
    Der Schiedsrichter rief uns in die Mitte des Rings. Seine Stimme klang wie unter Wasser, während er an die Regeln erinnerte. Jason fixierte mich mit seinen schwarzen, ausdruckslosen Augen. Wir standen so dicht beieinander, dass sich unsere Nasen fast berührten und ich seinen Atem spüren konnte.
    Wir tippten die Handschuhe aneinander, der Gong ertönte und schon war Jason auf mich losgegangen. Bevor ich auch nur daran gedacht hatte, mich in Position zu bringen,schwang er seine Rechte aus der Hüfte empor und erwischte mich hart an der Seite des Kopfs, mit der geschnürten Innenseite seines Handschuhs.
    Das Publikum stöhnte auf.
    Tommy hatte nicht gelogen. Jasons Rechte war schnell und hart, aber ohne Technik. Er benutzte sie eher wie einen Baseballschläger, und während ich noch versuchte, mich von seinem ersten Hieb zu erholen, ballerte er mir seine Linke mit voller Wucht ins Gesicht, schwang dann wieder die Rechte, erwischte mich am Kiefer und verdrehte mir den Hals. Eine Art Stromstoß fuhr mir den Rücken hinab und meine Beine gaben nach.
    Wieder brüllte die Menge auf, vereint zu einem riesigen, hungrigen Tier, das Blut gerochen hat. Der Kampf hatte kaum begonnen und schon war ihr Liebling drauf und dran, sie mit einem Massaker zu beglücken.
    Meine Taktik war voll nach hinten losgegangen. Ich hatte mir ausgemalt, wie ich beim Gongschlag mit zur Abwehr erhobenen Handschuhen herauskommen, ihn mir dann mit ein paar Jabs vom Leibe halten und einen schönen Boxkampf abliefern würde. Falsch, ganz falsch.
    Hier ging es hart auf hart, und jetzt, nach kaum fünfzehn Sekunden, pfiff ich schon aus dem letzten Loch. Mein linkes Knie sank auf den Boden.
    Der Ringrichter schritt ein und hinderte Jason daran, mich mit einem Sturzbach aus Hieben endgültig niederzuknüppeln, um den Eindringling in allen Ehren zur Hölle fahren zu lassen. Damit ich in Gegenwart seiner Eltern oder seiner Schwester nie wieder mein Haupt erheben konnte, im Leben nicht.
    Er wollte mich vernichten und das durfte ich nicht zulassen.
    Ich wurde bis acht angezählt. Als mein verschwommener Blick wieder klarer wurde, konnte ich in meiner Ecke Gary Cribb mit besorgtem Gesicht erkennen, wie er mich anschrie. »Verteidige dich!«, brüllte er. »Geh zurück in die Seile, denk dran! Erhol dich und dann mach auf   …« Entsetzen stand in sein Gesicht geschrieben, als würde ihm gerade klar, dass all seine Arbeit umsonst gewesen war.
    Noch ein Mensch, den ich im Stich ließ.
    Bei sieben stand ich auf und der Schiri musste Jason in Schach halten, während ich mir die Handschuhe abwischte, um weiterzumachen. Ich hielt meine Fäuste hoch, damit sie das Schlimmste von Jasons Schwingern abfingen. Als er wieder auf mich einstürzte, tat ich wie geheißen und ließ mich in die Seile drängen, meiner Ecke entgegen. Ich spürte das Brennen quer über meinem Rücken, als ich umherrutschte und Jasons Hieben auswich, hielt die Fäuste eng an meinen Kopf und die Ellbogen an den Körper gepresst, während er auf mich eindrosch und versuchte, mich kleinzukriegen. Nach und nach spürte ich, wie die Kraft in meine Beine wiederkehrte, und nachdem er mir noch zehn- oder zwölfmal seine Fäuste heftig in die Seiten gerammt hatte, schien der Druck hinter seinen Schlägen nachzulassen. Ich hörte, wie Gary Cribb schrie: »Fünfzehn Sekunden!«
    Ich schubste Jason mit beiden Armen von mir und versuchte, ihm in die Augen zu schauen. Sie waren noch immer ganz glasig vor Mordlust. Ich wich einer Linken aus und parierte dann mit einer Rechten, und zum ersten Mal gelang es mir, einen Treffer zu landen. Es war ein guterCross von rechts, der ihn am Kinn erwischte, ihn völlig überraschte und leicht ins Taumeln brachte.
    Das war meine Gelegenheit, mich aus den Seilen zu lösen und auf ihn loszugehen. Ich rückte auf, schleuderte noch eine Rechte, die ihn ins Schlingern brachte, und schwang dann einen kurzen linken Haken gegen die andere Seite seines Kopfs. Er wirkte wie betäubt, als sei er fest davon ausgegangen, die drei Runden unberührt zu überstehen. Sein Gesichtsausdruck gab mir Selbstvertrauen und ich tänzelte und schleuderte schnelle Jabs und Haken, attackierte ihn, bis die Glocke das Ende der ersten Runde verkündete.
    Die Runde ging an ihn. Kein Einspruch.
    Mit vor Erschöpfung brennenden Armen ließ ich mich vom

Weitere Kostenlose Bücher