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Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Titel: Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hochhob, inspizierte er die Wunde, die die kleine Bohrranke hinterlassen hatte. Ein einziger Blutstropfen war herausgetreten und gerann bereits. Er bewegte die Finger.
    »Kein Schmerz mehr. Du bist ganz sicher, daß die Ranke nicht giftig ist?«
    »Ich bin mir überhaupt keiner Sache sicher. Ich bin keine Mykologin, Flinx. Doch der größte Teil der giftigen Flora und Fauna, die wir bisher katalogisiert haben, verfügt über schnell wirkende Gifte. Du aber redest und gehst noch herum, wenn die Pflanze also giftig ist, dann ist sie nicht lange genug in deinem Körper gewesen, um ihre Wirkung zu entfalten.« Sie wies nickend auf den Thranx. »Anders als bei ihm.«
    Er trat gegen die qualmenden Enden der Ranken, die das Echtbein des Thranx umschlungen hielten. »Was für ein Zeug ist das überhaupt?«
    »Haustorien. Ein Wurzelgeflecht. Der Pilz, den du geröstet hast, entwickelt sie, streckt die Arme aus, und dann teilen sie sich immer wieder, bis so viele entstanden sind, daß je eine in eine Wirtszelle eindringen kann. So ernährt sich der Pilz. Er fängt an, dich aufzufressen und zu verdauen.« Sie zeigte auf den unglücklichen Thranx. »Es sieht so aus, als hätte der Pilz schon einige Zeit von ihm gezehrt.«
    »Ich konnte die Substanz mit den Händen nicht zerreißen«, murmelte er. »Sie ist dünner als jeder Draht, und ich konnte sie nicht kappen.« Er wies auf ihre Hose. »Irgendwelches Hallowach in den Taschen?«
    »Müßte eigentlich vorhanden sein.« Sie tastete die Hose ab. »Meinst du, sie wirken bei ihm?«
    »Sie müßten eigentlich bei jedem Sauerstoffatmer wirken. Wir werden es feststellen.«
    Sie fand zwei dünne Röhrchen, je eines in jeder Seitentasche. Flinx beugte sich über den Thranx und brach eines über den nächstliegenden vier Atemöffnungen auf. Die starke Chemikalie ließ den Thorax zusammenzucken.
    Der Insektoide stöhnte. Es war ein unheimlicher, unmenschlicher Laut. Mit Flinx’ Hilfe schaffte er es, sich auf die Vorderseite zu drehen, wobei er die Echtbeine und Fußhände unter sich zog. Der Kopf mit den zitternden Oberkiefern blickte zu Flinx hoch. Dieses Zittern war ein deutliches Zeichen für Unwohlsein und Schmerzen. Das unverformbare Gesicht war zu keinem Ausdruck fähig, daher verließ der Thranx sich auf Bewegungen des Kopfs, der Antennen und der feingliedrigen Finger des obersten Gliedmaßenpaars, der Echthände. Diese flatterten krampfhaft und erregt.
    »Versuchen Sie sich zu entspannen!«
    Das endlose Spiel der winzigen steifen Glieder verlangsamte sich. Als er diesmal redete, waren die Worte leise, aber verständlich.
    »Sie gehören nicht zu denen? Zu den wahnsinnigen Menschen, die den Außenposten angegriffen haben?«
    »Nein, wir sind selbst Flüchtlinge.«
    Clarity kam näher. »Ich bin Clarity Held. Ich war Chef-Geningenieurin bei Coldstripe. Wer sind Sie?«
    »Sowelmanu. Ich gehöre zur Forschungsgruppe von Willowane, die sich mit der Untersuchung von Quellen für erdbezogene Nahrungsmittel beschäftigt.« Der blaue Kopf drehte sich, um die qualmende Masse der Ranken unter dem Flußsteinvorsprung zu betrachten. »Es schien wohl so, als läge das Interesse auf beiden Seiten. Eigentlich eine faire Sache, auf die ich aber gern verzichtet hätte.« Sein Blick fiel auf die Überreste des Echtbeines, das immer noch von abgetrennten Haustorien umwuchert war.
    »Ich habe meinen Anteil an hiesiger Flora genossen. Ich glaube, da ist es nur recht und billig, wenn sie sich auch mal eine Mahlzeit leistet.« Das Zittern seiner Stimme strafte den Humor Lügen, den er trotz seiner Lage aufzubringen versuchte. »Es schmerzt erheblich.«
    »Was sagte er jetzt?« fragte Clarity. »Mein Nieder-Thranx ist ziemlich dürftig.«
    »Er hat Schmerzen«, sagte Flinx zu ihr. »Das Ding hat ihm das Bein aufgefressen.«
    »Verdammt. Ich hoffe nur, daß es sich nicht bis in die Bauchhöhle vorgearbeitet hat.«
    Flinx stellte diese Frage dem neuen Freund und erklärte gleichzeitig Claritys sprachlichen Mangel.
    »Nein«, erwiderte er in perfektem Terranglo. »Ich denke, die Verseuchung beschränkt sich ausschließlich auf das Bein.« Er sah Flinx neugierig an. »Sie sprechen das beste Nieder-Thranx, das ich je bei einem Menschen gehört habe. Sind Sie Linguist?«
    »Nein.« Flinx wandte den Blick ab. »Ich hatte einen hervorragenden Thranx-Lehrer. Über meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet können wir uns später noch unterhalten. Im Augenblick müssen wir uns um Ihr Bein kümmern.«
    »Ach ja, mein

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