Loose Laos
Theravada-Buddhisten, zu denen auch die Laoten gehören, ist nur dieser Kanon verbindlich. Sein Name rührt von der Sprache her, in der er verfasst ist: dem Pali. Theravadins glauben, dass Buddha seine Lehre in Pali verkündete. Wissenschaftler bezeichnen die alte indische Sprache hingegen oft als Literatursprache.
Nach der letzten Konzilausgabe, Yangon 1956, umfasst der Pali-Kanon mit Kommentaren und Subkommentaren 117 Bände. Er wird
tipitaka
genannt, zu deutsch „ Dreikorb “. Der Name leitet sich von den drei Körben ab, in denen die auf Palmblättern geschriebenen Schriften aufbewahrt wurden:
Vinaya pitaka : Der erste Korb enthält die Ordensregeln, nach denen die Nonnen und Mönche leben sollen.
Sutta pitaka : Im zweiten Korb finden sich die Lehrreden Buddhas
(suttas)
.
Abhidhamma pitaka : Der dritte Korb beinhaltet die höhere Lehre
(abhidhamma),
eine schematische Zusammenfassung und philosophische Erweiterung der Lehrreden.
Lange Zeit mündlich weitergegeben, wurde der Tipitaka erstmals im 1. Jh. v. Chr. in Sri Lanka niedergeschrieben. Dazu benutzten die Gelehrten das gleiche Verfahren, das noch heute in Laos zur Herstellung von Handschriften verwendet wird: In zuvor behandelte Blätter der Talipot-Palme wird der Text mit einer Stahlspitze eingeritzt. Da das Pali keine eigenen Schriftzeichen kennt, wird die jeweils landesübliche Schrift verwendet. Durch das Auftragen zerriebener Holzkohle wird die Schrift dann sichtbar gemacht. Palmblatt-Aufzeichnungen sind unter den klimatischen Bedingungen Süd- und Südostasiens haltbarer als beispielsweise Papier, das aufwendig herzustellen und zu bedrucken ist.
Die älteste bekannte Sammlung von Palmblatt Handschriften datiert aus dem Jahr 1412. In Laos reicht die auf Palmblättern niedergeschriebene Literatur in das 15./16. Jh. zurück. Seit Beginn des 16. Jhs. liegt auch der Pali-Kanon in laotischer Schrift vor. Interessant ist, dass es in Laos eine eigene Tradition buddhistischer Jataka-Erzählungen gibt.
Seit 1992 finanziert Deutschland ein Projekt zur Erhaltung der Palmblattmanuskripte in Laos.
Klaus Verstrepen
An der Westseite liegen hinter einem Gitterzaun die Trümmer hunderter Skulpturen, die den verschiedenen Kriegen zum Opfer fielen. In der Nordwestecke steht eine rote Sandsteinskulptur im Khmer-Stil. Die Darstellung des meditierenden Buddha, der von der Naga Mucalinda beschützt wird, ist für die Khmer-Kunst besonders charakteristisch. Unter den wenigen stehenden Bildnissen finden sich nur vereinzelt Holz- oder Bronzestatuen in der für Laos typischen „ Regenanrufungsgeste “ (s. S. 274 ). Im Wandelgang an der Ostseite wird ein imposanter vierfarbiger
hang lin
aufbewahrt, der sich aus mehreren ineinander gewundenen Nagas zusammensetzt. Die lange, kunstvoll geschnitzte Wasserrinne dient der rituellen Waschung von Buddhafiguren an hohen Feiertagen wie Boun Pi Mai (Neujahrsfest).
Die Wände im Innern des Sim sind mit Jataka-Szenen verziert. Oberhalb der Nischen mit weiteren Buddhaminiaturen schließt sich eine schöne Holzdecke mit hängenden, geschnitzten Lotuskränzen an. Die stehenden Buddhastatuen um das zentrale Bildnis sind neueren Datums.Sie nehmen unterschiedliche Haltungen ein, darunter die der „Furchtlosigkeit“
(abhaya-
Mudra): beide Arme sind nach vorn ausgestreckt, die Handflächen aufgestellt. Spektakulärer ist der vergoldete rituelle Kerzenständer, der vor dem Altar steht. Die Enden schließen jeweils mit einem verzierten Nagakopf ab. Die dünnen orangen Kerzen werden an der davor gesetzten Eisenschiene befestigt. Der Kerzenhalter stammt aus dem frühen 19 Jh. und gilt als das besterhaltene Exemplar mit buddhistischer Kosmologie-Darstellung in ganz Laos. Im Ho Phra Keo ist eine Kopie zu sehen. Ein weiteres Überbleibsel aus dieser Zeit ist das Portal auf der Nordseite. Es zeigt zwei Apsaras, die von Yaks getragen werden.
Großstadt mit Dorfcharakter: die Fa Ngum Road im Zentrum Vientianes
Bei einer Umrundung der Anlage lohnt es sich noch, folgende Bauten anzusehen: Auf der Westseite, in die Mauer zur Lane Xang Ave integriert, steht eine der seltenen Tipitaka-Bibliotheken
(ho tai)
. Darin wurden früher die Palmblattmanuskripte aufbewahrt (s. Kasten). Die Bibliothek ist im birmanischen Stil des 19. Jh. erbaut und soll später entstanden sein als der
sim
(vgl. den etwas älteren
ho tai
des Vat Inpeng). Eine Kopie wurde 2005 auf der Weltausstellung in Japan gezeigt. Die 1920 rekonstruierte Mönchsunterkunft
(kuti)
an der
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