Lord Camerons Versuchung
verfügte jetzt über ihren eigenen Bund mit Schlüsseln, und die Haushälterin begann Fragen mit dem Satz
Lassen Sie mich erst mit Ihrer Ladyschaft darüber sprechen
zu beantworten.
Das Personal bestand aus ruhigen, unaufdringlichen, gut geschulten Dienstboten – von ihrer nicht enden wollenden üblen Gewohnheit, Lebensmittel abzuschöpfen, einmal abgesehen. Wenn sie genau genommen Ainsleys wegen auch nicht zu singen und tanzen begannen, so respektierten sie sie doch.
Sogar der eine Punkt des Disputs zwischen Cameron und Ainsley – die Tatsache, dass Cameron sie jede Nacht verließ, um in seinem eigenen Bett zu schlafen – schien ein wenig von seiner Spannung zu verlieren, als der Frühling voranschritt.
Zumindest hatte Cameron das Gefühl. Er hätte daran denken sollen, dass Ainsley sich sehr gut darauf verstand, verschlossene Türen zu öffnen.
Die Schlösser in Camerons altem Herrenhaus waren leicht zu überwinden. Wie die dazugehörenden Türen waren sie Überbleibsel aus der Zeit vor über hundert Jahren, als das Haus gebaut worden war, und viele von ihnen ließen sich gar mit demselben Schlüssel öffnen. Ainsley hatte sich im Schlösseröffnen vom Tag ihrer Ankunft an geübt und bei dieser Gelegenheit auch das Versteck mit den Lebensmitteln entdeckt, die die Dienerschaft für sich abgezweigt hatten.
In einer mondlosen Nacht schlich sie das kurze Stück den Flur entlang von ihrem Schlafzimmer zu Camerons, eine Haarnadel in der Hand. Vor seiner Tür kniete sie sich leise hin und lauschte einen Moment auf sein Schnarchen von drinnen, bevor sie lautlos die Klappe des altmodischen Schlüssellochs zur Seite schob.
Und sich einem glänzenden neuen Schloss gegenübersah. Er hatte es ausgetauscht!
Wie ärgerlich!
Ainsley stieß den angehaltenen Atem aus, aber sie weigerte sich, aufzugeben. Sie musste auf dieses Schloss lediglich ein wenig mehr Mühe verwenden, und am Ende brauchte sie zwei Haarnadeln. Doch schließlich hatte sie es geschafft. Sie stand auf. Ihr Herz schlug rasch, als sie sehr leise die Tür öffnete.
Bis auf das Glühen der Kohlen im Kamin war es im Zimmer dunkel. Sie hatte sich bei ihren Besuchen genau umgesehen und sozusagen die Beschaffenheit des Terrains studiert. Wenn Cameron also nicht entschieden hatte, seit gestern Abend um elf Uhr die Möbel umzustellen, musste sein Bett in dieser Richtung stehen. Das auf diese Überlegung folgende Schnarchen verriet Ainsley, dass sie recht hatte.
Lautlos schloss sie die Tür hinter sich und begann, durch das Zimmer zu schleichen.
»Ainsley.«
Das Wort klang hart und klar und sagte ihr, dass Cameron wach war.
»Verflixt«, sagte sie. »Du hast nur so getan, als würdest du schlafen.«
Ein Streichholz wurde angerissen, und eine Kerosinlampe erwachte zum Leben. Cameron saß aufrecht im Bett, sein Schoß verhüllt von einer Decke, der Rest von ihm herrlich nackt.
»Ich habe auch geschlafen. Bis ich das unmissverständliche Kratzen eines Einbrechers hörte, der versuchte, das Türschloss zu öffnen.«
»Dein Gehör muss sehr gut sein.«
»Das ist es.«
Ainsley machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Habe ich dich erschreckt?« Er hatte ihr gesagt, dass er mit Gewalt reagiere, wenn er erschreckt würde. Sie hatte ihn sanft wecken und ihm zeigen wollen, dass nichts Schreckliches geschehen würde.
Camerons Lächeln war heiß. »Als ich jemandem an meinem Türschloss hörte, habe ich sofort an dich gedacht. Ganz zu schweigen von dem leisen frustrierten Stöhnen, das du machst, wenn ein Schloss sich als Herausforderung erweist. Was tust du hier?«
Ainsley überwand die Entfernung zwischen der Tür und seinem Bett. »Ich bin gekommen, um mit meinem Ehemann zu schlafen.«
»Ainsley.«
Sie kniete sich mit einem Bein auf das Bett. »Du weigerst dich, darüber zu reden, und ich weigere mich, die Dinge so zu lassen, wie sie sind. Betten sind dazu da, geteilt zu werden. Besonders wenn sie so groß sind wie dieses.«
Cameron griff nach ihr. Bevor sie entkommen konnte, lag sie auf dem Bett, wurde von ihm festgehalten wie in jener Nacht, in der sie in sein Zimmer eingebrochen war, um die Briefe der Königin zu suchen. Der Unterschied war nur, dass er beim letzten Mal mehr oder weniger bekleidet gewesen war. Dieses Mal befand sich nichts als ein Laken zwischen Camerons nacktem Körper und ihr.
Sie fühlte jeden Zentimeter seines harten Körpers – jeden Zentimeter –, spürte die Kraft seiner Hände und die Hitze seines Atems.
»Musst du daran
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