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Lord Camerons Versuchung

Lord Camerons Versuchung

Titel: Lord Camerons Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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rumpelndes Wiehern aus und stürmte auf sie zu, tausend Kilogramm Pferd rasten in den schmalen Hof. Stallknechte sprangen zur Seite, und Ainsley wich ihm aus, als Jasmine in letzter Minute Angst bekam.
    Die Stute warf den Kopf zurück, riss dem Knecht das Seil aus der Hand und wirbelte herum, suchte panisch nach einer Möglichkeit zur Flucht. Der Hengst galoppierte heran, um sie in die Enge zu treiben, und beide Pferde kamen direkt auf Ainsley zu.

24
    Ainsleys Welt schien stillzustehen. Sie sah Angelo, seine Augen weit aufgerissen, den Stallknecht, der auf den Hengst zusprang. Jasmines schweißnasses Fell kam ihr viel zu nahe, als die Stute buckelte. Der Hengst, eine riesige Wand aus Muskeln, tauchte unter Jasmines fliegenden Hufen weg, scherte aus und hielt direkt auf Ainsley zu.
    Ainsley hörte sich schreien, spürte, wie sie die Arme hochriss, um die Pferde von sich wegzulenken. Dann der säuerliche Geruch aufgeregter Pferde, die Vorderläufe des Hengstes, seine wirbelnden Hufe, die breite Brust, sein heißer Atem, weit geblähte rote Nüstern, weiß geränderte Augen.
    Vage hörte sie die Rufe der Stallknechte, Daniels Aufschrei, das Wiehern der anderen Pferde und über allem Camerons Stimme, schrecklich und hart.
    In dem Bruchteil der Sekunde, bevor die vereinte Kraft der beiden Pferde Ainsley bei lebendigem Leib zermalmt hätte, wurde sie hochgerissen. Ein Schraubstock schnürte ihre Brust zusammen und presste ihr die Luft aus den Lungen, sie flog hoch über die halbhohe Tür der Box hinter ihr.
    Beide Pferde krachten gegen die Wand aus Holzbrettern, vor der Ainsley eben noch gestanden hatte, und durchbrachen sie. Ainsley fiel in das weiche Heu im hinteren Teil der Box und auf Angelo, der sich mit ihr verknäult zu haben schien.
    Jasmine und der Hengst rasten den Weg entlang, den sie gekommen waren. Sie stürmten über den Hof und weiter auf die Felder zu, zwei pfeilschnelle Pferde auf dem Wiesengrün.
    Angelo rappelte sich auf. »Sind Sie in Ordnung, Mylady?« Er streckte Ainsley die Hand hin, und sie griff nach der bronzefarbenen Rettungsleine.
    Ich denke schon.
Ainsley öffnete den Mund, um zu antworten, aber es kam kein Ton heraus.
    Cameron stieß die zerbrochene Tür auf und zog Ainsley hoch. Sie fand sich gegen ihn gedrückt wieder, Camerons starke Arme waren wie Eisen.
    »Ainsley.« Seine Stimme klang gebrochen. »Lieber Gott …«
    Es geht mir gut.
Wieder kamen die Worte nicht heraus. Sie konnte nicht atmen, nicht schlucken, nicht fühlen. Sie versuchte, die Hände auf seine Schultern zu legen. Aber sie fielen schlaff herunter.
Der Schock,
dachte sie.
Wenn mein Herz wieder schlägt, geht es mir gut.
    Cameron setzte Ainsley eine Flasche an den Mund, das Metall war kalt, und der Whisky brannte und prickelte in ihrem Mund. Ainsley keuchte, schluckte, keuchte wieder.
    »Cam«, wisperte sie. Tränen füllten ihre Augen und begannen zu fließen.
    Cameron hielt sie fest. Ainsley sank gegen ihn und schloss die Augen, als kalter Schrecken sie durchfuhr. Das war zu nah gewesen.
    »Sorge dafür, dass es Jasmine gut geht«, sagte sie leise.
    »Angelo ist dabei, sie zurückzuholen.«
    »Angelo.« Der Name entrang sich Ainsleys Kehle. »Er hat mich zur Seite gerissen.«
    »Ja, und dafür hat er einen Orden verdient. Verdammt, Ainsley.« Cameron umfing ihr Gesicht mit beiden Händen. »Ich dachte …« Er konnte kaum sprechen, und Feuchtigkeit bildete sich an seinen Wimpern. »Ich dachte, ich hätte dich verloren.«
    »Angelo hat sehr schnell reagiert.« Ihr Flüstern war noch zu leise, ihre Worte klangen wie verloren.
    Camerons Lippen zitterten, als er sie küsste. Ainsley hielt sich an ihm fest, Cameron – der Anker in ihrer sich drehenden Welt. Er war das Einzige, das sie davor bewahrte, zu fallen, und sie klammerte sich an ihn, liebte ihn sehr.
    »MacKenzie!« Lord Piersons Stimme schallte über den Hof. »Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie diesen Zigeuner von meinen Pferden fernhalten sollen.«
    Cameron schob Ainsley sanft von sich, stieß die Tür der Box auf und ging auf Lord Pierson zu. Die Salve zotiger Flüche in breitestem Gälisch, die folgte, flutete über den Hof und ertränkte Piersons gemeckerte Proteste.
    Als Ainsley den Stall auf zitternden Beinen verließ, war Cameron gerade dabei, Pierson in seine Kutsche zu verfrachten.
    Ein Ring von Männern stand um sie herum, Piersons Kutscher und Stallknechte taten nichts, um ihrem Herrn zu helfen. Camerons Knechte und Jockeys schauten finster vor Zorn und

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