Lord Camerons Versuchung
Briefe irgendwo in Ihren Zimmern zu verstecken?«
Phyllida hatte sich an Cameron gehängt von dem Moment an, in dem sie in Kilmorgan eingetroffen war, und Cameron hatte sie nicht zurückgewiesen. »Nun ja, sie hatte wohl die Gelegenheit dazu. Aber keine Chance, sie zurückzuholen.« Nach gestern Abend hatte er Phyllida nicht wieder zu sich eingeladen, und sie hatte verstanden, was seine kühle Gleichgültigkeit bedeutete.
»Ausgezeichnet. Vielleicht könnte ich hingehen und nach ihnen suchen, während Sie morgen früh trainieren? Können Sie die Dienstboten so lange fernhalten?«
Der Gedanke daran, wie sie sich in seinem Zimmer zu schaffen machte, ließ ihn ins Schwitzen geraten. »Warum bis morgen warten? Wenn Sie die Briefe so unbedingt finden wollen, dann gehen Sie und fangen Sie sofort damit an.«
Ainsleys Augen wurden groß. »Was, jetzt gleich?«
»Warum nicht, zur Hölle? Die Gäste sind von Harts Feuerwerk abgelenkt, und das Haus ist leer. Ich werde Ihnen zeigen, wo sich mögliche Verstecke befinden könnten.«
Ainsley schürzte die Lippen und das leichte Kräuseln ließ in ihm den Wunsch aufkommen, sie an sich zu ziehen und zu beenden, was er mit ihr im Wald begonnen hatte. Er hatte sich zwingen müssen zu gehen, oder er hätte riskiert, dass der Graf oder Isabella oder jemand anders aufgetaucht wäre und nach ihr gesucht hätte, um sie in einer höchst kompromittierenden Situation vorzufinden. Keiner der Krocketspieler schien ihre lange Abwesenheit mit dem berüchtigten Lord Cameron bemerkt zu haben, und wenn es jemandem aufgefallen wäre, so hätte derjenige wohl nicht vermutet, dass dies etwas mit der unbedeutenden Freundin von Camerons Schwägerin zu tun hatte. Überhaupt nahmen nur wenige der Gäste Notiz von Ainsley, diese blinden Narren. Sie hielt sich im Hintergrund, das sicherlich, aber Cameron konnte sie trotzdem dort sehen, in all ihrem herrlichen Glanz.
Ainsley stieß einen langen Seufzer aus und nickte. »Also gut, lassen Sie uns auf die Suche gehen. Hier draußen ist es ohnehin verflixt kalt.« Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging auf das Haus zu. Seine Jacke blähte sich um sie.
7
Cameron folgte Ainsley Douglas’ wiegender grauer Tournüre die Treppe hinauf zu jenem Bereich der Terrasse, der im Dunkeln lag. Seine Jacke glitt halb von ihren Schultern, ihre Schuhe waren schmutzig von der feuchten Erde, und eine Locke hatte sich aus ihrer Frisur gelöst und hing ihr über den Rücken.
Warum Cameron sich so lebendig dabei fühlte, eine Frau zu betrachten, die kein Interesse daran hatte, mit ihm zu schlafen, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er dankbar dafür war, diese Lebendigkeit empfinden zu können. Das Einzige, womit er dieses Gefühl vergleichen konnte, war das Aufwachen am Morgen eines Eröffnungstages eines wichtigen Rennens. Wenn er wusste, dass der vor ihm liegende Tag mit Aufregung, Hektik und Hochgefühl ausgefüllt sein würde. Er würde den Tag mit Daniel und mit seinen Pferden verbringen, und selbst die Enttäuschung darüber, vielleicht nicht zu siegen, würde die allumfassende Freude nicht zerstören können.
Cameron hielt die Tür am Ende der Terrasse auf, und Ainsley betrat das dunkle Zimmer dahinter, ohne zu zögern oder auf ihn zu warten.
»Sie kennen sich hier gut aus«, stellte Cameron fest, als er sie eingeholt hatte.
»Ich kenne Balmoral und den Buckingham-Palast wie meine Westentasche«, sagte Ainsley. Sie verließ den Raum und betrat den Flur, der leer dahinterlag. »Im Vergleich dazu ist dieses Haus leicht zu überschauen. Wir können von hier aus hinauf in Ihren Flügel gehen, ohne gesehen zu werden.«
Ainsley öffnete eine weitere Tür, die zu einer gewundenen Hintertreppe führte. Unverzüglich begann sie hinaufzusteigen.
»Warum sind Sie so sicher, dass die Dienstboten Sie nicht entdecken werden?«, fragte Cameron, während er ihr folgte. »Haben Sie sie gefesselt und in der Küche eingesperrt?«
Ainsley antwortete ein wenig atemlos, ihre Röcke fegten über die Stufen, während sie die Treppe erklomm. »Der einzige Dienstbote, der diese Treppe benutzt, ist Ihr Kammerdiener, und der ist zurzeit im Stall.«
Das stimmte. Angelo schaute am Abend gern noch nach Jasmine. »Sie würden einen verdammt guten Juwelendieb abgeben, wenn Sie die Hintertreppen in anderer Leute Häuser so gut wie diese kennten«, sagte Cameron. »Sie könnten auf gesellschaftlichen Veranstaltungen im ganzen Land arbeiten.«
Ainsley schaute über das Geländer
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