Lord Camerons Versuchung
gestellt. Er griff nach dem hölzernen Tropflöffel und ließ den Honig zurück in den Topf fließen. »Rede«, sagte er zu Isabella.
Isabella stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. »Lass mich überlegen. Ainsleys Vater war ein McBride, ihre Mutter die einzige Tochter von Viscount Aberdere. Ainsleys Eltern starben beide in Indien an Typhus, als Ainsley und ihre jüngeren Brüder fast noch Babys waren.«
»Sie hat mir gesagt, dass ihr ältester Bruder sie großgezogen hat«, sagte Cameron.
»Das hat er. Patrick McBride war damals zwanzig. Er hat Ainsley und ihre drei Brüder aus Indien geholt und nach Schottland auf den Familiensitz gebracht. Patrick hat bald darauf geheiratet, und er und seine Frau Rona haben die Kinder aufgezogen. Sie haben Ainsley auf Miss Pringles Exklusive Akademie geschickt, um eine Lady aus ihr zu machen. Dort habe ich sie kennengelernt, und wir sind rasch Freundinnen geworden.«
»Komplizinnen«, fügte Mac hinzu. »Mrs Douglas hat meiner lieben Frau beigebracht, wie man Schlösser knackt und durch Fenster steigt.«
»Oh«, meldete sich Curry zu Wort. »Das klingt interessant.«
»Ich habe diese Kunst nie beherrscht«, gestand Isabella ein. »Nicht so wie Ainsley. Sie war unsere Rädelsführerin bei mitternächtlichen Festen und allen möglichen Streichen. Wir waren ziemlich schrecklich.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Cameron. »Was hat sie gemacht, nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte?«
»Ainsley hat sie nicht abgeschlossen«, sagte Isabella. Sie schien überrascht zu sein, dass er das nicht wusste. »Im Sommer vor ihrem letzten Jahr haben Patrick und seine Frau sie mit auf eine Reise auf den Kontinent genommen. Soweit ich weiß, hatten sie wohl beschlossen, ein Jahr in Rom zu bleiben. Als ich Ainsley das nächste Mal gesehen habe, in London dann, war sie bereits mit John Douglas verheiratet. Mr Douglas war ein sehr netter Mann, aber mindestens dreißig Jahre älter als sie. Ainsley schien recht zufrieden, aber ich habe mich immer gefragt, warum sie ihn geheiratet hat. Ich habe Mutmaßungen darüber angestellt, aber sie hat nie mit mir darüber gesprochen. Ich mag nicht gern jemanden bedrängen.«
»Doch, das magst du«, sagte Beth. »Als du mir das erste Mal begegnet bist, hast du mich dazu veranlasst, mit zu dir nach Hause zu kommen, kaum dass ich Ian erwähnt hatte.«
»Das war etwas anderes, Liebes«, entgegnete Isabella. »Das war Familie.«
Cameron hob wieder den Honiglöffel. Der bernsteinfarbene Honig fiel in Kaskaden hinunter und ließ ihn auf den Gedanken kommen, Honig auf Ainsleys nackten Leib tropfen zu lassen. Und ihn langsam, sehr langsam von ihrer Haut zu lecken und jeden klebrigen Tropfen zu genießen.
Er schaute hoch und sah, dass Ian ihn beobachtete und ohne Zweifel Camerons Gedanken genau kannte. Ian sah so selten jemandem direkt in die Augen, dass es enervierend war, wenn er es tat.
Cameron legte den Tropflöffel aus der Hand. »Und seit dem Tod ihres Mannes arbeitet Mrs Douglas für die Königin?«
»Ja, so ist es. Ainsleys Mutter und Lady Eleanor Ramsays Mutter waren enge Freundinnen, und die Königin mochte Ainsleys Mutter sehr. Als die Königin vor Jahren dann wieder einmal in Balmoral weilte, waren Ainsley und Eleanor Ramsay bei gemeinsamen Freunden in der Nähe zu Besuch. Die Königin besuchte sie, und als sie herausfand, wer Ainsley war, stand es für sie bereits fest, dass Ainsley zu ihr kommen und für sie arbeiten würde. Die Königin hat Ainsley in ihrem Haushalt untergebracht und zur Kammerfrau ernannt.«
Mrs Yardley hatte ihm das Gleiche erzählt. »Dann sind sie und die Königin also sehr eng befreundet.«
»Ganz so ist es nicht. Ainsley ist dankbar für die Stellung und das Gehalt, aber manchmal findet sie es dort sehr anstrengend. Die Königin lässt sie nicht oft fort. Ich bin überrascht, dass es Ainsley erlaubt wurde, zwei Wochen hier bei mir zu verbringen, aber natürlich freue ich mich darüber.«
Isabella griff nach ihrer Kaffeetasse und nahm einen Schluck, offensichtlich war sie mit ihrer Geschichte am Ende.
»Ist das alles?«, fragte Cameron.
»Reicht das nicht? Ich habe lange genug über das Privatleben meiner Freundin geredet, und ich habe es dir nur erzählt, weil Daniel mir gesagt hat, dass er dich dabei erwischt hat, wie du sie geküsst hast.«
Mac fing an zu lachen, zum Teufel mit ihm, und Curry lauschte gespannt, um den anderen Dienstboten etwas berichten zu können.
»Hört mit
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