Lord Camerons Versuchung
Sohn sei. Aber wie Sie sehen können, bin ich durch und durch ein MacKenzie.« Das war er, daran gab es nichts zu rütteln.
»Wie konnte sie das nur tun?«, fragte Ainsley empört. Dass eine Mutter ihr Kind als Schachfigur in einem Spiel mit ihrem Ehemann benutzte, machte Ainsley geradezu krank. Eine böse und dumme Frau war diese Elizabeth gewesen – ihr hatte Cams sinnliches Lächeln gegolten, die Wärme in seinen dunklen goldenen Augen, seine heißen Küsse hatten ihr ganz allein gehört, und sie hatte all das nicht zu schätzen gewusst.
»Wie ich schon sagte, sie war eine richtige Hexe.«
Ainsley fragte nicht, woher Daniel das alles über seine Mutter wusste. Man hatte es ihm sicher erzählt – die Dienstboten, seine Schulkameraden, wohlmeinende Freunde ebenso wie nicht ganz so wohlmeinende. Sie stellte sich den Kummer des kleinen Jungen vor, der erfuhr, dass seine Mutter nicht der Engel gewesen war, der eine Mutter eigentlich sein sollte. Ainsley hatte nur sehr wenige Erinnerungen an ihre Mutter, und sie konnte sich vorstellen, wie sie sich fühlen würde, wenn man ihr erzählt hätte, welch schreckliche Frau sie gewesen sei.
»Ich hätte gern mal ein Wörtchen mit ihr geredet«, sagte Ainsley. Ihr gehörig die Meinung sagen traf es wohl eher.
Daniel lachte. »Das hätten Tante Isabella und Tante Beth auch gern. Und meine Onkel. Aber Dad hat nie zugelassen, dass jemand schlecht über sie sprach. Abgesehen von ihm selbst, heißt das.«
Ian mischte sich ein. »Ich habe sie nicht gekannt. Ich war in der Anstalt, als sie Cameron geheiratet hat. Aber ich habe gehört, was sie ihm angetan hat.«
Ian war ein Mann, der außer seiner Liebe für Beth keine Gefühle zeigte, doch jetzt funkelte Zorn in seinen Augen.
»Daniel.« Camerons Stimme ertönte auf der anderen Seite des Zimmers. »Verlass den Raum.«
Daniel schaute seinen Vater ohne Verlegenheit an. »Ich habe Mrs Douglas nur die Dinge gesagt, die sie wissen sollte.«
Cameron wies auf die Tür, die er gerade geöffnet hatte. »Los, raus.«
Daniel stieß einen gekränkten Seufzer aus, schob die Queues zurück in ihr Gestell und schlenderte aus dem Zimmer hinaus. Ian folgte ihm wortlos. Er schloss die Tür hinter sich und ließ Ainsley mit Cameron allein.
11
Cameron sah Ainsley an, deren Augen voll aufrichtiger Empörung funkelten. Er begehrte sie. Er würde sie auf dem Billardtisch nehmen, auf dem Stuhl, der danebenstand, oder auf dem Sofa, es war ihm egal, wo. Er wollte diese Lippen küssen, die sich vor Entrüstung geöffnet hatten, wollte sie mit Küssen bedecken bis hinab auf ihren Busen, der sich aufgebracht hob und senkte. Cam wollte sich in dieser Frau vergraben, die mit solchem Zorn gesagt hatte:
Ich hätte gern mal ein Wörtchen mit ihr geredet
.
Er konnte sich gut vorstellen, dass Ainsley Lady Elizabeth Cavendish mutig genau das gesagt hätte, was sie von ihr hielt. Elizabeth, die reiche, verwöhnte Tochter eines Aristokraten, so wild und so schillernd wie ein tropischer Vogel, hätte keine Chance gegen Ainsley gehabt. Ainsley war eher wie ein Spatz – eine sachliche Frau, die an praktischen Dingen interessierter war als daran, ihr Gefieder zu zeigen.
Nein, kein Spatz. Das war zu schlicht für jemanden wie Ainsley. Ainsley war zutiefst schön; es war eine Schönheit, die aus ihren Tiefen leuchtete. Cameron wollte diesen Liebreiz kennenlernen, jeden Zentimeter davon.
»Ich weiß, diese Dinge gehen mich nichts an«, sagte sie, und ihre Stimme berauschte seine Sinne wie köstlicher Wein. »Ich hätte Daniel davon abhalten müssen, darüber zu reden, aber ich gestehe eine gewisse Neugier für Ihre verstorbene Frau. Wenn wahr ist, was Daniel gesagt hat, dann tut es mir sehr leid.«
Es tat ihr leid, genau das war der Punkt. Andere Frauen hätten vermutet, dass Daniel die Dinge aufgebauscht hatte, oder sie würden sich abgestoßen fühlen – von Elizabeth, von Cameron und auch von Daniel, weil er offen darüber sprach. Aber nicht Ainsley. Sie sah die Wahrheit, wie sie war.
Es hatte Gründe gegeben, warum Cameron sich nicht von Elizabeth hatte scheiden lassen, und von diesen Gründen war Daniel der wichtigste gewesen. Er hatte früh bemerkt, dass man Elizabeth nicht trauen durfte, dass sie versuchen würde, ihr Baby loszuwerden, und deshalb hatte Cameron sie in seiner Nähe behalten, sehr zu ihrem Zorn. Elizabeth hatte immer wieder behauptet, das Kind sei nicht von Cameron, und Cameron hatte gewusst, dass ihre Behauptung durchaus hätte
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