Lord Camerons Versuchung
hielt sie gefangen, sein Arm war ein Käfig.
»Dann seien Sie meine Geliebte, Ainsley.«
Sein Atem berührte ihre Lippen, als sie überrascht keuchte. Der rasche Kuss, den er ihr gab, brannte wie Feuer.
»Ich könnte Ihnen so viel geben«, sagte er. »Und ich will Ihnen so viel geben. Ist das so schlimm?«
War das so schlimm? Ainsley klammerte sich an der Bande des Tisches fest und versuchte, sich aufrecht zu halten. Nein, es wäre nichts Schlimmes, die Geliebte dieses Mannes zu sein. Sie würde in seinem Bett liegen – oder wo immer er es vorzog –, während er ihr das Kleid aufknöpfte und sie liebkoste. Sich Cameron zu ergeben würde atemlose, wilde, schwindelig machende Freiheit sein.
Er war ein Mann, der sich nahm, was er wollte, dessen Frauen ihm hingebungsvoll dankbar waren und die sich nicht an den negativen Seiten störten, die damit einhergingen. Aber die Frauen, die Cameron üblicherweise hatte, waren Kurtisanen, waren fröhliche Witwen oder Frauen, deren Ruf zerstört gewesen war, lange bevor sie sich mit ihm eingelassen hatten. Sie hatten nichts zu verlieren, Ainsley hingegen alles.
Und wäre dieser tiefe Fall nicht himmlisch?
Aber es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sich Ainsley der erfahrenen Berührung eines Verführers hingegeben. Und hatte schließlich am Rand des völligen Ruins gestanden, war zu entsetzt gewesen, ihre Sünden ihrem Bruder zu gestehen, der alles für sie war. Sie erinnerte sich an den Schock in Patricks Augen, als sie ihm schließlich doch alles hatte beichten müssen, die Laute des Abscheus seiner aufrechten Frau Rona.
Und Patrick, statt sie aus dem Haus zu werfen, was er hätte tun können, hatte rasch und mitfühlend gehandelt, um sie zu retten. Nur sein und Ronas Eingreifen und John Douglas’ Freundlichkeit hatten sie davor bewahrt, dass die Welt von ihrer Schande erfahren hatte. Patrick, Rona und John hatten verborgen gehalten, was Ainsley getan hatte, und dafür schuldete sie ihnen alles.
»Mylord …«
»Mein Name ist Cameron.«
»Cameron.« Ainsley schloss die Augen und holte tief Luft, um Kraft zu sammeln. »Ich will es. Ich würde sehr gern Ihre Geliebte sein. Aber ich kann es nicht.« Die Worte kamen nur schleppend, und in ihnen lag alles Bedauern der Welt.
»Warum nicht, zum Teufel? Sie leben wie eine Sklavin und kleiden sich wie eine Dienerin. Wir werden nach Paris reisen, wenn Sie sich darüber Gedanken machen, was die Leute in London sagen könnten. Sie werden wie eine Königin gekleidet sein, statt eine zu bedienen und für sie zu springen, und ich werde Sie mit Juwelen behängen, gegen die diese kleine Spielerei hier gar nichts ist.«
Ein lebhaftes Bild erhob sich vor Ainsley: sie in Kleidern aus Satin, in den Farben, die Isabella und Cameron für sie ausgesucht hatten, Ketten aus Brillanten um ihren Hals, Rubine, die an ihren Ohren funkelten. »Würden Saphire dabei sein?«, fragte sie sehnsüchtig. »Sie würden wunderschön aussehen zu all diesen blauen Kleidern.«
Camerons Lächeln machte sie schwach. »Alles, was Sie wollen. Ein neues Kleid jeden Tag, Juwelen, die dazu passen. Eine elegante Kutsche für Sie, um darin herumzufahren, gezogen von den edelsten Pferden. Ich kenne einen Mann in Frankreich, der die feinsten Gespannpferde züchtet. Sie können sich die aussuchen, die Ihnen gefallen.«
Natürlich würde er Ainsley die besten Pferde geben. Pferde waren für ihn das, was Brillanten für die meisten Frauen waren. Kostbar, wunderschön und es wert, nur das Beste zu wählen.
»Sie haben Feuer in sich, Ainsley Douglas. Entzünden Sie es mit mir.«
Sie wollte es. Sie konnte dies alles haben, Camerons starke Arme um sich, den Mann, der die Frau in ihr weckte. Sie war noch nie jemandem wie ihm begegnet – ein viriler Mann, der sie allein dadurch erregen konnte, dass er ihren Namen flüsterte.
»Bitte führen Sie mich nicht in Versuchung«, sagte sie.
»Ich will Sie aber in Versuchung führen. Ich begehre Sie mit aller Macht, und zum Teufel mit dem Skandal. Isabella hat recht – es ist höchste Zeit, dass Sie Ihre Trauer ablegen und das Leben genießen.«
»Es ist nicht der Skandal, den ich fürchte.« Ainsley holte tief Luft, ihre Brust schmerzte. »Glauben Sie mir, wäre ich allein auf der Welt, der Skandal könnte mir gestohlen bleiben, und ich würde tun, was mir gefällt.« Sie hatte vor langer Zeit begriffen, dass es nicht der Skandal war, der zählte, sondern die Menschen, denen sie mit einem Skandal wehtat.
Schmerz flackerte in
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