Lord Camerons Versuchung
zutreffen können. Elizabeth hatte eine ganze Reihe von Liebhabern gehabt, einige über längere Zeit, andere waren nur kurze Begegnungen gewesen. Aber Cam war bereit gewesen, das Risiko einzugehen. Elizabeth hatte sich geirrt – Daniel war ein MacKenzie.
Heute wusste Cameron, dass er Elizabeth gleich nach Daniels Geburt hätte fortschicken müssen, aber er war jung und sentimental gewesen. Er hatte wirklich geglaubt, dass Elizabeth sich ändern würde, wenn sie erst für ihren Sohn zu sorgen hatte. Aber das war nicht geschehen; sie war in eine seltsame Melancholie verfallen, ihre Wutanfälle waren schlimmer geworden, und sie hatte versucht, Daniel zu verletzen.
Cameron hatte das merkwürdige Gefühl, dass Ainsley ihn verstehen würde, wenn er ihr das alles erklären würde.
»Ich bin nicht hier, um über meine Frau zu reden«, sagte er.
»Worüber wollen Sie denn dann reden?«
Cameron berührte den obersten Knopf ihres tristen grauen Nachmittagskleides und zwang sich, seine Stimme weicher klingen zu lassen. »Ich bin gekommen, um Sie zu fragen, wie viele Knöpfe Sie heute für mich öffnen.«
Ainsleys hörbares Einatmen drückte ihre Brust gegen die besagten Knöpfe, die Cameron öffnen wollte. Ihre Wangen röteten sich, und sie sah ihn aus großen Augen an – Ainsley, wie sie am schönsten war.
»Ich dachte, Sie hätten dieses Spiel vergessen«, sagte sie.
»Ich vergesse niemals ein Spiel. Oder was mir geschuldet wird.«
Er trat näher und atmete ihren süßen Duft ein. Die derzeitige Mode bestimmte, dass die Röcke eng getragen wurden, und Cameron nutzte dies aus, indem er sich ganz dicht vor sie stellte. Wenn er ihr das Oberteil des Kleides aufknöpfte, würde er in das sanfte Tal zwischen ihren Brüsten schauen können.
Er berührte wieder den obersten Knopf, der ein kleiner Riegel aus Onyx war. »Wie viele Knöpfe, Mrs Douglas?«
»Das letzte Mal waren es zehn. Dieses Mal, denke ich, sollte ich nur bis zu einem halben Dutzend gehen.«
Cameron runzelte die Stirn. »Warum?«
»Weil hier im Haus Leute herumgehen und nach den verschiedensten Dingen suchen. Billardbälle standen auf den Listen für die Schnitzeljagd.«
»Zwanzig«, sagte Cameron fest.
Ainsley keuchte. »Zwanzig?«
»Zwanzig Knöpfe werden mich bis hierher bringen.« Er ließ den Finger über das Oberteil bis fast zu ihrer Taille gleiten.
Cameron fühlte ihr Herz hinter der steifen Wand des Korsetts klopfen. »Das ist nicht fair«, sagte sie. »Diese Knöpfe sitzen viel weiter auseinander als die beim letzen Mal.«
»Ich bin nicht daran interessiert zu erfahren, was Ihre Schneiderin entworfen hat, sondern daran, wie viele ich öffnen kann.«
»Also gut – zwölf. Mein letztes Angebot.«
»Keinesfalls das letzte.«
Der Billardtisch hinderte Ainsley daran, weiter zurückzuweichen. Alles, was Cameron jetzt noch tun musste, war, sie hochzuheben und sie zu drängen, sich hinzulegen. Sie würden die Bespannung zerreißen und Harts Haushälterin verärgern, aber den verdammten Stoff ersetzen zu müssen würde es wert sein, Ainsley zu besitzen.
»Ich werde Ihnen vierzehn zugestehen.«
»Zwanzig.«
»Lord Cameron, falls jemand hereinkommt, werde ich niemals genug Zeit haben, zwanzig Knöpfe zu schließen.«
»Dann werden wir die Tür abschließen.«
Ainsley starrte ihn an. »Du lieber Gott, nein. Ich hätte alle Mühe zu erklären, warum ich mich mit dem berüchtigten Lord Cameron in einem verschlossenen Zimmer befunden habe. Lassen Sie die Tür unverschlossen, und man wird denken, wir seien auf Schnitzeljagd.«
Cameron lächelte und legte so viel Sünde hinein, wie er konnte. »Ich werde ungeduldig, Mrs Douglas. Zwanzig Knöpfe.«
»Fünfzehn.«
Cameron ließ sein Lächeln triumphierend aussehen. »Abgemacht.«
Sie errötete. »Nun denn. Fünfzehn. Aber lassen Sie uns schnell machen.«
»Drehen Sie sich um.«
Sie sah ihn aus grauen Augen fragend an. Wusste sie, wie sinnlich sie war? Sie konnte einen Mann dazu bringen, sich danach zu sehnen, dass diese Augen ihn schlaftrunken ansahen, und dabei mochte Cameron keine Frauen in seinem Bett. Das Bett war zum Schlafen da. Allein. Auf diese Weise war es allemal sicherer.
Ainsley schaute auf den Billardtisch, ihr Atem ging rasch. Ihre dumme Tournüre war jetzt im Weg, dieses Gestell aus Draht, das ihren Rock über ihrem Po hochstehen ließ. Eine idiotische Mode. Welcher Narr auch immer diese Tournüren erfunden hatte, er konnte kein Interesse an Frauen gehabt haben.
Cameron
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