Lord Camerons Versuchung
Camerons Augen auf, ein alter Schmerz, der niemals vergangen war. »Verbringen Sie den Winter mit mir in Paris, Ainsley. Versprechen Sie mir zumindest, dass Sie darüber nachdenken werden.«
Ainsley biss sich auf die Lippen, damit ihr nicht der Ausruf
Ja!
entschlüpfte. Sie konnte zugreifen und nehmen, was er ihr anbot, und alles Vergnügen bis auf den letzten Tropfen genießen, bevor es vorüber sein würde. Er würde irgendwann weiterziehen, aber ihr bliebe die kurze schöne Zeit, an die sie sich erinnern konnte.
Cameron stand reglos da. Er deutete ihr Schweigen als Ablehnung, und was sie in seinem Blick sah, zerstörte sie fast. Einsamkeit, Jahr um Jahr, weggesperrt hinter die Fassade des Schürzenjägers. Hinter Camerons berüchtigtem Ruf versteckte sich ein Mann, der vor langer Zeit gebrochen worden war, ein Mann, der körperliche Lust suchte, weil er wusste, er würde vom Leben nichts anderes bekommen.
Ein Angebot wie dieses von irgendeinem anderen Mann hätte Ainsley empört und beleidigt, aber ihre Augen quollen über vor plötzlichen Tränen, als Cameron von ihr zurückwich.
»Schließen Sie Ihr Kleid«, sagte er kurz. »Die anderen werden vermutlich bald herkommen.«
Ainsley tastete nach den Knöpfen. »Cameron, es tut mir leid.«
»Es muss Ihnen nicht leidtun. Wenn Sie nicht wollen, wollen Sie eben nicht.«
Zu ihrer Überraschung erkannte sie, dass sie ihn verletzt hatte. Für sie galt es zu entscheiden, ob sie das Herz ihres Bruders noch einmal brechen sollte oder nicht, aber Cameron sah nur die Frau, die nicht mit ihm zusammen sein wollte.
Sie berührte ihn am Ärmel. »Mein Zögern hat nichts mit Ihnen zu tun, Cameron. Sie nicht zu mögen, meine ich. Ich mag Sie sehr, und es tut mir leid, dass ich Sie immerzu verärgere. Doch trotzdem hoffe ich, dass wir weiterhin Freunde sein werden.«
»Freunde?« Mit erstaunlicher Plötzlichkeit fand sich Ainsley gegen den Tisch gedrängt wieder. »Ich will nicht Ihr Freund sein, Ainsley Douglas. Ich will Ihr Geliebter sein. Ich will mich in Ihnen vergraben, ich will fühlen, wie Sie sich an mich drängen. Und ich will Sie stöhnen hören, wenn Sie mich in sich aufnehmen.«
Oh ja, das wäre … wundervoll.
Ich will deine Geliebte sein, Cameron. Ich will es mit allem, was ich bin.
»Mit Ihnen befreundet zu sein wird mich niemals zufriedenstellen«, schloss Cameron.
»Mich auch nicht, um ehrlich zu sein.«
»Warum zur Hölle bieten Sie es mir dann an?«
Ainsley zuckte ganz leicht die Schultern. »Weil es besser ist als nichts?«
Cameron knurrte. Er zog sie in seine starken Arme, die nicht zulassen würden, dass ihr je etwas Schlimmes widerfuhr, und drückte einen kurzen harten Kuss auf ihre Lippen.
»Ainsley, was soll ich nur mit Ihnen machen?«
»Mich bei jemandem fünfhundert Guinees borgen lassen?«
»Zum Teufel.« Cameron ließ sie los. »Ich werde Ihnen das Geld geben, aber wenn Sie weiterhin darauf bestehen, dass es ein Darlehen ist und Sie ein Dokument unterschreiben wollen, müssen Sie verstehen, dass ich nichts mehr damit zu tun haben will. Hat Phyllida die Briefe geholt?«
»Sie wird sie morgen haben, sagt sie.«
Cameron nickte. »Gut. Dann werden Sie sie von ihr bekommen, und die Sache ist erledigt. Falls sie versucht, Sie zu betrügen, oder mehr Geld verlangt, sagen Sie es mir, denn dann wird Phyllida mit mir verhandeln müssen.« Sein Lächeln war bösartig. »Und das wird sie nicht wollen.«
Die Endgültigkeit in seiner Stimme sagte Ainsley, dass Phyllida diesen Kampf nicht gewinnen würde. »Danke für Ihre Hilfe, Cameron. Ich meine es wirklich so.«
»Und ich meine es wirklich so, wenn ich sage, dass ich Sie will. Ich habe vor, das zwischen uns zu Ende zu bringen. Ob Sie wünschen, eine längere Affäre daraus zu machen, liegt bei Ihnen. Und jetzt bringen Sie Ihr Kleid wieder in Ordnung.«
Ainsley begann, die Knöpfe zu schließen. Der verflixte Mann hatte es so eilig gehabt, die Knöpfe zu öffnen, aber wenn es darum ging, den korrekten Zustand wiederherzustellen, wandte er sich ab, fertig. So typisch Mann.
Ihre Finger berührten die Brillantkette. »Was ist mit dem Halsband?«
»Behalten Sie es. Verkaufen Sie es. Mir ist egal, was Sie damit machen. Aber geben Sie es nicht Mrs Chase für diese verdammten Briefe.«
Cameron sprach leichthin, aber Ainsley sah, dass er sich auf die Kränkung vorbereitete, dass Ainsley ihm die Kette wiedergab. Würde er sie zurück zum Juwelier bringen oder sie in irgendeine Schublade werfen und
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