Lord Camerons Versuchung
Lächeln war verschwunden. »Ich muss gehen.«
Auch Cameron erhob sich. Er legte Ainsley die Hände auf die Schultern und drückte sie auf den Stuhl. »Du wirst in diesem Zimmer bleiben. Ich werde den Austausch durchführen.«
Ainsley stützte sich aus dem Stuhl hoch. »Sei nicht verrückt. Ich muss das tun. Phyllidas Anweisungen waren deutlich gewesen. ›Nur Sie, Mrs Douglas, nicht Lord Cameron‹, hat sie verlangt.«
Cameron drückte sie wieder auf den Stuhl zurück. »Ich werde diese verdammten Briefe holen, jede einzelne Seite. Du hast recht damit, dass Phyllida eine Schlange ist. Sie wird versuchen, dich zu betrügen. Sie traut mir nicht, aber sie weiß, dass ich mich nicht über den Tisch ziehen lasse.«
Er sah die widerstreitenden Gefühle in Ainsleys grauen Augen, als sie die Risiken gegeneinander abwog. »Wir sollten zusammen gehen«, sagte sie schließlich.
»Ich werde dich nicht aus diesem Zimmer herauslassen, nicht während einer von Rowlindsons verdammten Soireen. Er ist ein schlechter Mensch, Ainsley.«
Ainsley warf ihm ein Lächeln zu, das sein Blut zum Kochen brachte. »Aber genau das sagt auch jeder über Sie, Lord Cameron.«
Cameron erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin ein schlimmer Mann, sehr schlimm sogar, aber auf eine andere Art. Ich will dich entzücken, bis wir beide davon besinnungslos sind, und dann will ich wieder von vorn beginnen.«
Sie errötete über seine Offenheit, aber weder wich sie vor ihm zurück noch fiel sie in Ohnmacht. Nicht Ainsley.
»Ich weiß, dass du recht hast, was Phyllida angeht, aber die Briefe …« Sie sah unglücklich aus. »Du musst mir versprechen, dass du sie nicht lesen wirst, sondern sie direkt zu mir bringst.«
»Ich habe kein Interesse an den Briefen.« Cameron beugte sich vor zu ihr und richtete den Blick auf den Schatten zwischen ihren Brüsten. »Versteckst du dort das Geld?«
Ainsley griff tief in das Korsett und zog das Bündel Banknoten hervor. »Das ist die ganze Summe.«
Cameron nahm die Banknoten, die warm von ihrem Körper waren, glückliche Dinger. »Ich hatte auch nicht erwartet, dass sie irgendwo dort unten verloren gehen könnten.« Er drückte einen kurzen Kuss auf ihren Mund und richtete sich auf. »Warte hier. Ich werde mit den Briefen zurückkommen, und dann werden wir in meiner Kutsche nach Hause fahren.«
Ainsley nickte wieder. Sie sah zum Anbeißen aus in dieser übergroßen Perücke, mit ihren grauen Augen, die ihn sinnlich durch die Maske ansahen. Sie sah aus wie die verführerischste aller Huren, halb Unschuld, halb Sünderin, wie eine Frau der Art, die sich in den besseren Bordellen großer Nachfrage erfreute.
Genau wie die, die Rowlindson am liebsten fotografierte, wenn sie von einem oder zwei brutalen Männern betatscht wurde. Ainsley mochte verkünden, keine Unschuld zu sein, aber sie hatte keine Ahnung von den Dingen, die Rowlindson und seine Freunde gern taten.
Das Tier in Cameron erwachte, das gewalttätige, gefährliche Wesen, das Cameron mit Alkohol, Frauen und Pferderennen im Zaum zu halten versuchte. Aber heute Nacht hatte das Biest ein Objekt gefunden, auf das es seine Wut richten konnte, und Cameron lächelte. Er hatte den Ausdruck in Rowlindsons Augen nicht vergessen, mit dem er Ainsley hinterhergesehen hatte, als sie die Treppe hinuntergegangen war. Cameron würde sich vielleicht damit vergnügen, Rowlindson das Genick zu brechen, und vielleicht auch das Phyllidas. Aber erst, nachdem er diese verdammten Briefe zurückgeholt hatte.
»Warte.« Ainsley sprang auf. Sie zerrte Camerons Taschentuch aus seiner Tasche und begann, seine Lippen abzuwischen. »Du hast Lippenrot auf deinem Gesicht.«
Cameron bedachte sie mit einem heißen Lächeln. »Die will ich überall auf meinem Körper sehen.«
Ainsley errötete. Oh du schöne, wunderschöne Ainsley.
Cameron küsste sie wieder, dann nahm er das Taschentuch und wischte sich die scharlachrote Farbe vom Mund, während er sich umdrehte und das Zimmer verließ.
Nachdem sich die Tür mit einem Klicken geschlossen hatte, ließ Ainsley sich auf den Stuhl zurücksinken.
Jeder anderen Frau, die wusste, dass der Mann ihrer Zuneigung fortging, um seine frühere Geliebte zu treffen, mochte beklommen zumute sein, aber Ainsley empfand nur Erleichterung. Wenn jemand dafür sorgen konnte, dass Phyllida die Briefe herausgab, dann Cameron MacKenzie. Er war kein vorsichtig taktierender Mann – er würde die Briefe bekommen, ob Phyllida sie herausgeben wollte oder
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