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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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berührte und sein großer Körper ihr so nahe war.
    „Meine Bediensteten sind klug genug, um zu wissen, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit in den Kerkern nichts mehr zu suchen haben.“
    Sie errötete und fragte sich, warum er sie so anstarrte. Sie wusste, dass sie hässlich war, aber musste er sie deshalb so ansehen, als wäre sie ein Insekt? „Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen.“
    Er ließ sie los und fragte: „Aber wirst du weiter neugierig sein?“
    Vielleicht wäre es besser zu lügen, aber Lilianas Mund öffnete sich, und die Worte purzelten heraus. „Ja, die Burg ist faszinierend.“ Genau wie ihr Lord. Wer wäre er geworden, wenn ihr Vater den Thron von Elden nicht an sich gerissen hätte? Ein Prinz, golden und rein? Gebildet und elegant und von erlesenem Geschmack?
    Sie konnte ihn sich so nicht vorstellen, diesen Mann mit dem eisigen Tod in seinem Blick, seiner Stimme, seiner Berührung. „Habt Ihr Eure Jagd beendet?“ Er war nicht lange fort gewesen … oder sie hatte viel länger im Bann der Kreatur gestanden, als ihr bewusst war.
    „Ja, für den Augenblick“, sagte er, und seine Augen hatten immer noch die bedrückende Farbe von Mitternacht. „Komm. Ich zeige dir meine Burg.“
    Erstaunt über das Angebot ging sie ihm nach.
    „Passss auf, Schwessster“, sagte das zischende Flüstern hinter dem Spiegel, „kein Mädchen ist sicher vor dem Lord der Schwarzen Burg.“
    Sie spürte den Ärger auf dem Gesicht des tödlichen Mannes an ihrer Seite eher, als dass sie ihn sah, doch sie selbst schnaubte nur. „Offensichtlich kannst du nicht sehr gut sehen“, sagte sie zu dem Ding hinter der verschlossenen Tür, „sonst wüsstest du, dass ich nicht die Art Mädchen bin, die irgendein Mann verführen wollte.“
    Sie sah sich zum Wächter des Abgrundes um und bemerkte, dass er sie wieder anstarrte. Noch einmal fühlte sie sich wie ein Käfer oder ein Insekt. Aber sie drückte nur ihre Schultern durch und sagte: „Eure Burg, mein Lord?“
    Eine lange Pause entstand, in der ihr ein eisiger Schweißtropfen die Wirbelsäule hinunterlief, ehe er sie die Wendeltreppe hinauf in das dunkle Herz seiner Behausung führte. In dem Korridor mit den schwarzen Spiegeln zögerte sie, und er fragte: „Willst du ihn sehen?“
    Wo sie auch hinsah, entdeckte sie nur Spiegelbilder. Sie sah ihn, so groß und sonnengebräunt und schmerzhaft schön – und sich selbst, so klein und unattraktiv. „Wen?“, fragte sie und wandte sich von ihrem eigenen Bild ab.
    „Den Abgrund.“ Er streckte eine Hand aus, ohne ihre Antwort abzuwarten, und die Spiegel füllten sich mit Bildern von unvergleichlicher Grausamkeit. Erst waren da nur schwarze und grüne Flammen und der Eindruck, dass etwas brannte. Aber dann konnte sie Gesichter erkennen, verzerrte Gesichter, die in Schmerz ertranken. Kratzende Hände, die um Hilfe rangen, ehe sie bei dem Versuch zu entkommen die eigenen Augen auskratzten. Gliedmaßen, die im Schwarz schwammen und zuckten, als könnten sie noch Schmerz empfinden.
    Und die Schreie. Stumm. Endlos. Ewig.
    Sie legte sich die Hände über die Ohren und schüttelte den Kopf. „Hört auf.“
    „Hast du Mitleid mit ihnen?“ Er legte seinen Finger auf das Abbild eines geschundenen Gesichtes, dessen rote Augen sich vor Schrecken weiteten, als ein Basilisk sich an seinem Körper gütlich tat. „Er hat seine Kinder an den … einen Magier verkauft. Der … Magier hat sie gefoltert und ermordet, weil er so zu seiner Macht kommt. Das wusste dieser Mann.“
    Auch wenn sie inmitten solch schrecklicher Qualen stand, hörte sie sein Zögern. „Blutmagier“, schien es, konnte er nicht aussprechen. Und wenn er sich an ihren Vater erinnerte, wenn auch nur in den tiefsten Tiefen seiner Psyche, dann bestand die Hoffnung, dass er sich an seine Familie erinnern konnte, dass er sich daran erinnern würde, was er tun musste, ehe es zu spät war.
    „Bitte“, flüsterte sie und fühlte sich, als bluteten ihre Ohren von den stummen Schreien, die unaufhörlich in ihrem Kopf widerhallten.
    „Dieser dort“, er deutete auf ein weiteres Gesicht, so verbrannt, dass das Fleisch geschmolzen war, aber mit vollkommen wachen Augen, „hat Kreaturen eingefangen, die er für minderwertig hielt – Brownies wie Jissa, die weisen Gazellen des Flachlands, Höhlentrolle, so klein und scheu – und sie zu seinem Vergnügen geschlachtet. Und sie hier hat einen ganzen Wald vergiftet, damit die Kreaturen der Erde starben und sie

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