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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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aber nicht verriegelt.
    Sie trat ein und legte die kleine Tarte neben den Behälter mit dem Brot. „Kleiner Freund“, flüsterte sie, „das ist für dich.“
    Stille. Dann ein leises Geräusch, wie ein kleiner Körper, der vor Hoffnung zitterte.
    Liliana stand auf, verließ die Zelle und schloss die Tür hinter sich. Sie wollte gerade in die Wärme der Küche zurückkehren, als die anderen Zellen ihre Neugierde weckten. Sie hatte in der Nacht zuvor nichts als Schweigen gehört, aber da war sie schwach und erschöpft gewesen.
    Sie griff sich die Fackel von der Wand, deren Flammen grausige Schatten über die bröckelnden Steine tanzen ließen, und ging tiefer in die Kälte hinein. Die erste Zelle neben ihrer war leer, die nächste ebenso. Aber die dritte, die dritte war sehr wohl belegt.
    „Schwessssster“, drang ein zischendes Flüstern daraus, als Liliana mit der Fackel nah an das kleine vergitterte Fenster in der Tür kam, „hilfffff miiiir.“

4. KAPITEL
    B linzelnd versuchte Liliana, in der Zelle etwas zu erkennen. Aber da war nur Schwarz, ein unmögliches Schwarz, so dicht, dass das Licht ihrer Fackel daran abzuprallen schien. Liliana zögerte. Sie war nicht dumm. In der Schwarzen Burg befand sich die Pforte, durch die nur die Bösesten unter den Toten und der Wächter selbst gehen konnten – von ihrem eigenen kurzen Aufenthalt abgesehen, war es wenig wahrscheinlich, dass sich im Kerker Wesen befanden, die ihr kein Leid zufügen wollten.
    Sie hielt die Fackel wie einen Schild vor sich und wich zurück.
    Ein Rascheln, als ob sich eine große Kreatur der Tür näherte. „Schwessster, dasss issst ein Fehler. Ich habe nichtssss falsch gemacht.“
    „Dann“, sagte sie und blieb weiter auf Abstand, „wärest du nicht in den Abgrund gezerrt worden.“ Es hieß, der Abgrund sei die einzige Konstante zwischen den Welten, seine Magie elementar, unveränderlich – wenn die Seele verrottet und faulig war, konnte man ihm nicht entkommen, sobald man sich von seinem sterblichen Fleisch gelöst hatte.
    „Bissst du dir da ssso sssicher?“
    „Ja“, sagte sie und merkte plötzlich, dass sie schon wieder fast an der Zellentür stand.
    Sie erinnerte sich nicht, sich bewegt zu haben.
    Und sie konnte ihren Blick nicht von dem quadratischen Fenster in der Zellentür lösen.
    „Komm näher, Schwesssster.“
    Liliana musste schlucken und versuchte, ihre Finger so fest in den Ballen ihrer freien Hand zu drücken, dass ihre Nägel Halbmonde in ihr Fleisch schnitten und sie anfing zu bluten. Aber es dauerte zu lange, und sie wusste, wenn sie erst nahe genug war, würde die boshafte Kreatur auf der anderen Seite sie ergreifen und …
    „Halt.“
    Dieses einzelne kalte Wort wurde von einer tiefen Stimme gesprochen, in der eine eigene Dunkelheit widerhallte.
    Hinter der Tür erklang ein aufgebrachtes Zischen, ehe der Lord der Schwarzen Burg seine gepanzerte Hand hob und ein Spiegel aus schwarzem Glas sich über das Fenster ausbreitete. Erst dann drehte er sich zu ihr um, und seine Augen, seine Augen …
    Sie stolperte unwillkürlich zurück, als sie das Schwarz darin sah. Jede Spur von Grün war verschwunden. Er sah sie mit tödlichem Blick an und trat näher, bis er ihren Kiefer packen und in seinen kalten Stahlklauen festhalten konnte. „Willst du so gern eine weitere Nacht in den Kerkern verbringen?“ Ebenso sanft wie die erste Frage, die er ihr in dieser Welt gestellt hatte.
    Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, aber er hielt sie fest. „Ich bin zu neugierig, mein Lord“, presste sie heraus. „Das ist mein größter Fehler.“
    Aus irgendeinem Grund lockerte er seinen Griff. „Was wolltest du hier sehen?“
    „Ich wollte wissen, ob Ihr noch mehr Gefangene habt.“
    Schwarze Tentakel waberten um seine Iris, grausig – und ein Zeichen, dass er unter einem Zauber stand. Wenn sie keinen Weg fand, diesen Zauber umzukehren, würde er bald ganz in undurchdringlichem Schwarz gefangen sein.
    „Warum“, fragte sie, als er nicht antwortete, „ist diese Kreatur hier und nicht im Abgrund?“
    „Die Pforte zu öffnen ist schwere Arbeit“, sagte er und rieb mit dem Daumen wie abwesend über ihr Kinn. Die scharfe Spitze liebkoste ihre Lippe, doch die Berührung konnte im Handumdrehen tödlich werden. „Es macht weniger Mühe, erst mehrere Verdammte zu sammeln und sie dann alle zusammen abzuliefern.“
    „Fürchtet Ihr nicht, was sie Euren Bediensteten antun könnten?“ Es war schwer zu sprechen, wenn er sie so

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