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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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zärtlich ihre Wange. „Du musst mir vertrauen, Lily.“
    Das Kind in ihr, das sein eigenes verkohltes Fleisch gerochen hatte, begleitet vom grausamen Gelächter ihres Vaters, wand sich panisch, aber sie nickte. „Tu es.“
    Er war bereits in seine schwarze Rüstung gehüllt, und jetzt verschluckte sie ihn, bis nur noch sein Gesicht zu sehen war. Er hob die Arme und brüllte in den Himmel. Eine Antwort kam fast sofort zurückgebrüllt. Viel zu bald fing der Sand an, wie durch einen seltsamen Wind Wellen zu schlagen. Als sie aufsah, begegnete sie dem hungrigen Blick eines Salamanders, der auf Feuerschwingen angeflogen kam und neben Micah landete.
    Er streckte seine gespaltene Zunge aus, leckte die Luft, und seine Facettenaugen richteten sich auf sie wie auf eine besonders leckere Zwischenmahlzeit. Sie brauchte allen Mut, den sie aufbringen konnte, um Micah zu gestatten, sie zu dem Monster zu führen, dessen Hitze ihr die Sinne verbrannte. Micah ließ ihre Hand los und sprang auf den Rücken der Kreatur. Sein Schwert hatte er sich wieder auf den Rücken geschnallt, schräg diesmal. „Fass nur mich an, Lily“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    Es war nicht einfach, aber er war stark, und er zog sie – und die Vorräte, die sie trug – auf seinen Schoß, ohne dass irgendein Teil von ihr den Salamander berührte. Sie kauerte sich auf ihm zusammen und hielt sich gut fest, während er mit einer gepanzerten und behandschuhten Hand mehrere der dünnen biegsamen Dornen packte, die der Kreatur aus dem schuppigen Kopf wuchsen. „Erhebe dich!“
    Der Salamander stieß bellend gelbe und tödliche Flammen aus und sprang in die Luft. Seine Schwingen bestanden aus reinem Feuer und waren deswegen nicht vom Giftfluch ihres Vaters befallen. Angst ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren, brachte ihre Zähne zum Klappern und schnürte ihr den Atem ab.
    Der Salamander bellte weiter sein gelbes Feuer. „Er ist nicht glücklich“, presste sie trotz ihrer Angst hervor.
    „Er ist eine elementare Kreatur. Wie den Wind kann man auch ihn nicht zähmen.“ Er beugte sich nach links, als der Salamander einer Sandfontäne auswich, die vom Boden heraufsprühte, und zog sie noch enger an sich. „Er fliegt schneller als ich. Wir kommen mehr als rechtzeitig an die Grenze.“
    Und von da an, das wusste Lily, würde ihre Reise nur noch schwerer werden. Wenn sie die Grenze zwischen den Welten überschritten hatten, waren sie zwar in den Königreichen, aber noch immer weit von Elden entfernt. Die verbleibende Strecke zu Fuß zurückzulegen würde viel zu lange dauern, deswegen mussten sie einen anderen Weg finden. Aber dieses Problem gehörte in eine andere Zeit. Im Augenblick musste sie sich ganz darauf konzentrieren, bei Verstand zu bleiben.
    Später würde sie sich an höllische Hitze erinnern, an den giftigen Gestank nach Schwefel, aber am meisten an Micahs Arm, der sie festhielt, unerbittlich und stark, sein Körper ihre Zuflucht. Sie flogen stundenlang über schimmernden Sand, über gruselige Marschlande voll flackernder Lichter und sechsbeiniger Tiere, die durcheinanderwuselten und hinterhältig lachten, über wogendes rotes Gras, das tückische Raubtiere mit scharfen Zähnen verbarg, über Berge aus Eis, so kalt, dass ein Mann ohne Magie schon erfroren wäre, ehe er auch nur einen Atemzug getan hatte, bis sie endlich die leuchtend grünen Hügel erreichten.
    Der Große Graben lag dahinter.
    Der Salamander setzte zur Landung an, bellte noch einmal und versengte dabei das Gras und verbrannte die Erde. Liliana stieg ab, so schnell sie konnte, und schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben, obwohl sie verkrampft und ihre Muskeln steif waren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und als Micah sich so nah vor das Monster stellte, dass es ihn ganz einfach in Flammen hüllen könnte, kämpfte sie gegen den Drang an zu schreien, dass er da wegkommen sollte. „Ich danke dir, mein Freund“, sagte Micah und streichelte ihm den riesigen schuppigen Kopf mit einer behandschuhten Hand.
    Liliana sah schockiert, wie der Salamander den Kopf zur Seite neigte, als wäre er verlegen. Plötzlich ertrug sie ihre eigene Feigheit nicht mehr und zwang ihre Beine vorwärts, bis sie nah genug war, um ihm in eines seiner Facettenaugen sehen zu können. „Hab Dank“, flüsterte sie mit heiserer Stimme.
    Micah stellte sich neben sie und sagte: „Flieg nach Hause.“
    Flammenschwingen schossen dem Salamander wieder aus den Flanken, dann stieg er,

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