Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak

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ändern.
    »Auf – den – Boden!« wiederholte ich mit trockener Kehle, richtete die Waffe erneut auf die schockierten Anwesenden. Meine Hand zitterte. »Oder ihr seid die nächsten!« Diesmal folgten sie wie dressierte Hunde, sogar die Ordnungshüter. »Auf den Bauch, Gesicht nach unten, die Hände in den Nacken«, befahl ich. »Du nicht, Sebastian!«
    Sebastian, der auf die Knie gesunken war, stand wieder auf. »Wer bist du?« fragte er.
    »Zumindest nicht der, für den ihr mich haltet. Euer Stan liegt mit Zoë in seinem Quartier und schläft.« Murmeln und Raunen seitens der Bewohner. »Seid still!« rief ich. »Es liegt nicht in meinem Interesse, euch etwas zuleide zu tun, aber wenn ihr mir keine andere Wahl laßt, werde ich nicht zögern. Solange keiner von euch versucht, den Helden zu spielen, wird dieser kleine Zwischenfall in wenigen Minuten vorbei sein.« Zufrieden ließ ich meinen Blick über die Bewohner schweifen. Sie bedeckten den Boden, als wollten sie das Parkett begatten. Ich ging hinüber zu Sebastian, zog die Browning und reichte sie ihm. »Du bist mir etwas schuldig. Kannst du damit umgehen?«
    Sebastian wog die Waffe in seiner Hand, sah allerdings nicht sehr begeistert aus. »Hatte früher eine Beretta«, meinte er. »Denke schon.«
    »Gut«, sagte ich. Und lauter, so daß es jeder im Saal hören mußte: »Wenn sich einer von ihnen rührt, knall ihn ab!«
    »Aber…«
    »Verstanden?« Sebastian schluckte. Ich zwinkerte ihm zu, wußte nicht, ob er begriff, aber er entspannte sich ein wenig. »In Ordnung«, sagte er. »Was ist mit Nikobal?«
    Ich deutete auf die Monitorkuppel. »Der bestreitet zum Jubiläum eine Ehrenrunde.«

    Die schwarze Scheibe auf dem Kontrollpult, die ich aus dem Augenwinkel heraus gesehen hatte, erwies sich als eine Art Sensortastatur. Sie bildete das Herzstück der Babalon-Konsole und bestand aus über einhundert verschiedenen Symbolen, die scheinbar planlos an- und untereinandergereiht waren. Es gab fünf unterschiedlich gefärbte Symbolkolonnen mit je einundzwanzig Feldern, dazu einen Block von etwa dreißig separaten Feldern ohne Beschriftung. Kein Zeichen war wie das andere, und dennoch sahen sie sich auf den ersten Blick ähnlich. Es war nicht zu erkennen, welche Symbole Buchstaben, welche Zahlen und welche Steuerzeichen darstellten.
    Sebastian fragte: »Kannst du das lesen?« und wirkte allein durch das Betrachten der Konsole überfordert.
    »Du bist der Computerspezialist«, erinnerte ich ihn.
    »Frederick wußte damit umzugehen …« Sebastian hatte laut gedacht, doch es klang wie ein Vorwurf. Ich schluckte die Pille, zog statt dessen das Jackett aus, knöpfte meine rechte Manschette auf und krempelte den Ärmel hoch. Die Male auf meinem Unterarm waren abgeschwollen, aber durch die Hautrötung noch immer deutlich zu erkennen: fünf Symbole, die letzten beiden nahezu identisch.
    »He!« Sebastian verdrehte den Kopf und begann, Ähnlichkeiten mit den Konsolenzeichen zu suchen. »Du bist voller Überraschungen. Ist das etwa Prills Code? Woher stammt der?«
    Ich antwortete nicht, war fast verwunderter als Sebastian, daß die Male tatsächlich noch auf meinem Arm prangten. War Babalon also doch keine virtuelle Ebene? Oder etwas völlig anderes? Die Zeichenfolge konnte alles bedeuten. Vielleicht war es letzten Endes ein Trumpf Nikobals, der eine Armee Läufer auf den Podesten erscheinen ließ, oder sogar der Befehl zur Selbstzerstörung der Kuppel. Wie schrieb sich das Wort für Läufer in der Sprache der Lords? Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. »Vielleicht ist es Prills Name«, murmelte ich. »Wenn nicht …« Ich schob Sebastian von der Konsole fort und wies ihn an, die Bewohner im Auge zu behalten. Dann verglich ich die unförmigen Male auf meiner Haut mit dem Zeichensatz auf der Konsole. Schweiß stand mir im Gesicht, hervorgerufen durch die Angst, Nikobal könnte aus der zweiten Ebene auftauchen, ehe ich Prill befreit hatte. Nach einigem Abwägen gab ich folgende Zeichen ein:



    Nichts geschah, die Podeste blieben leer.
    »Execute«, sagte Sebastian, der mich aus den Augenwinkeln heraus beobachtete.
    »Was?«
    »Du mußt die Eingabe bestätigen.« Er trat heran und ließ seine Finger über das Paneel wandern. »Irgendeine von denen hier, glaube ich …«
    Ich riß seine Hand zurück, ehe er eines der Symbole berühren konnte. »Ein Fehler, und auf dem Podest steht womöglich Nikobal.« Ich deutete auf ein dreieckiges rotes Leuchtfeld. »Es muß