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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Unausweichliche zu erklären. »Ich mußte es tun.«
    Prill schnaubte verächtlich. »Waren ja nur Klone, nicht wahr?«
    »Nein«, beteuerte ich und sah die Frau offen an. »Es warst jedesmal du.«
    »So? Hat es dir denn überhaupt nichts ausgemacht?«
    »Das erste Mal«, erzählte ich, »bin ich danach an den Straßenrand gefahren, habe den Wagen angehalten und Blut und Wasser geheult. Ich konnte nicht glauben, was ich getan hatte.«
    »Das erste Mal?« brauste Prill auf. »Du bist ja völlig bescheuert! Glaubst du, ich habe mich von dir dahergekommenem Cowboy mit diesem idiotischen Märchen über Außerirdische aus der Station locken und hierher in die Prärie schleppen lassen, damit du mich am Ende abknallst wie einen unliebsamen Hund? Ich lebe, Stan! Ich weiß nicht, ob dir die Bedeutung dieses Wortes bewußt ist. Ich fühle! Ich habe eine Erinnerung, eine Seele! Vielleicht ist beides künstlich, aber was spielt das denn für eine Rolle? Ich hänge an meinem Leben, du Arschloch!«
    »Prill!« Ich ergriff ihre Schultern. Sie wandte ihr zur Grimasse verzerrtes Gesicht von mir ab. »Wenn es wahr ist, was man mir gesagt hat, wird nichts von dir und deinen anderen Klonen verlorengehen. Weder Erinnerungen, noch Gefühle. Du stirbst nicht wirklich.«
    »Ach? Du schießt mir in den Kopf, und ich sterbe nicht wirklich?« Prill lachte krampfhaft auf. »Weißt du überhaupt, was du da redest? Du – du bist doch völlig irre!« Sie befreite sich aus meinem Griff. »Ich habe dir vertraut, Stan. Ich habe geglaubt, du hast mich da rausgeholt, weil du mich …« Ihre Stimme brach ab, und Prill verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
    Ich sah zu, wie sie weinte, steckte dann die Browning in das Schulterholster zurück. Ich fühlte mich scheußlich. Meine Hand ging zum Radio und drehte mit einer wütenden Bewegung am Lautstärkeregler, wissend, daß Gamma das Geschehen verfolgte. »Sag es ihr!« befahl ich ihm an das Radio gewandt. Er reagierte nicht, ließ weiterhin Musik aus dem Äther dudeln.
    »Was ist das jetzt wieder für eine Masche?« erkundigte sich Prill.
    Ich schlug unbeherrscht gegen das Armaturenbrett, brüllte: »Sag es ihr, verdammt noch mal!«
    Prill zuckte unter der Wucht meiner Stimme zusammen, die Musik verstummte. Die Frau starrte erst das Radio, dann mich fassungslos an. »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«
    »Schrei mich nicht an, Stan!« drang plötzlich Gammas Stimme aus den Lautsprechern.
    Prill zog erschrocken ihre Füße auf den Sitz, als hätte sie im Fußraum eine Klapperschlange erspäht. »Jesus«, rief sie aus, »was war das denn?« Sie blickte in den Fußraum, woher die Stimme gekommen war, als suche sie einen Mund, der gesprochen hatte, oder einen kleinen verborgenen Mitfahrer, der ihr von unten zwischen die Beine spannte. »Wer, zum Teufel, war das?«
    »Nicht so bescheiden, Mylord, stellt Euch ruhig vor«, forderte ich Gamma auf. »Bei der jungen Dame herrscht Erklärungsbedarf.«
    »Wir hatten vereinbart, daß wir in Gegenwart von Dritten nicht miteinander reden!« tadelte mich mein Mentor. »Du gefährdest durch deine Hitzköpfigkeit das gesamte Unternehmen.«
    »Ich sehe es nicht ein, weiterhin mein Gewissen für dich zu ruinieren, während du das Geschehen nur teilnahmslos in irgend einer abgeschotteten Sendestation verfolgst und glaubst, hier die Puppen tanzen lassen zu können!« fauchte ich. »Erklär’ dem Mädchen gefälligst selbst, wie es um sie bestellt ist. Schließlich ist es dein Plan. Ich reiße mir hier seit über sechstausend Kilometern den Arsch für dich auf, während du nicht einmal sagen kannst, in welcher Station der Klon sitzt, auf den es dir ankommt. Fünfzehnmal mußte ich mit Prill bereits diesen unseligen Weg gehen, und im letzten Bunker wäre ich dank deiner Sperenzchen fast selbst draufgegangen. Es wird Zeit, daß du langsam etwas Mitverantwortung trägst.«
    »Wie es sich für einen Partner gehört, nicht wahr, Stan?« bestätigte Gamma sarkastisch.
    Prill hatte unsere Kontroverse perplex mitverfolgt. »Diese Stimme kenne ich«, sagte sie. »Das ist doch dieser Radiomoderator!«
    »Ich bin Gamma«, drang es mürrisch aus den Boxen, »euer Gewissen zwischen Big Bang und täglichem Einerlei.«
    Prill beugte sich vor und musterte das Radio. »Wie geht das?« wunderte sie sich und fingerte an der Anlage herum. »Ist das so was wie CB-Funk?«
    »Hör zu, Schätzchen«, wandte sich Gamma an Prill, »ich hob’ mich nicht auf ein Gespräch eingelassen, um mit dir

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