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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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problemlos bewegen. Die Schnitte in meinem Gesicht waren nicht mehr fühlbar. Leider konnte ich es nicht betrachten, da der Innenspiegel ebenfalls durch den Aufprall des Läufers zertrümmert und offenbar von dem Morner entsorgt worden war. Und Seitenspiegel besaß der Pontiac nicht mehr.
    Meine Umgebung war leer. Der Morner mußte mich in den Wagen gesetzt und ihn auf die Straße zurückgeschoben haben, nachdem er die zerstörten Teile abmontiert und den Innenraum gereinigt hatte. Leider hatte er vergessen, mein T-Shirt zu waschen und die Jacke zu flicken … Ich würde mich in der nächsten Station neu einkleiden müssen. Der Inhalt der Jacke war vollständig. Das Blut am T-Shirt war fast getrocknet, ein Indiz dafür, daß ich einige Zeit außer Gefecht gewesen sein mußte. Dennoch verzichtete ich darauf, das T-Shirt anzuziehen.
    Ich klopfte gegen das Radio.
    Die Musik wurde leiser. »Wie geht es dir, Stan?« erkundigte sich mein Mentor sofort, und ich fragte mich, was er dort, wo er sich aufhielt, eigentlich die ganze Zeit trieb, außer am Mikrophon zu sitzen. Gammas Stimme klang reserviert, fast lauernd.
    »Ich fühle mich gut«, antwortete ich. »Stimmt etwas nicht?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Dieser Unterton in deiner Stimme …«
    Gamma schnaubte. Jedenfalls klang es so. Vielleicht war es auch ein Stapel Papier, den er am Mikrofon vorbeischob. »Ja, Stan, du hast recht«, bestätigte er. »Ich mache mir Sorgen. Nimm jetzt die Schatulle und öffne sie.«
    Ich hob das Kästchen vom Beifahrersitz. »Wie kriege ich sie auf?« fragte ich, nachdem ich vergeblich einen Verschluß gesucht hatte.
    »Drück’ einfach auf den Deckel.«
    Ich legte die Schatulle auf meinen Schoß und folgte Gammas Anweisung. Die Oberseite des Kästchen teilte sich in der Mitte und klappte lautlos zu beiden Seiten auf. In ihr ruhte ein sonderbar geschwungenes metallisches Objekt in einem ihm angepaßten Futteral. Es bestand aus dunklem, grünlich glänzendem Metall und sah aus wie eine Symbiose aus Terzerol und Schlagring.
    »Was ist das?« wollte ich wissen, als ich es aus dem Futteral genommen hatte.
    »Eine Waffe«, bestätigte Gamma meine Vermutung. »Ein wenig moderner als eine Browning, ein wenig handlicher als ein Kampfpanzer, ein wenig effektiver als eine Stinger-Rakete. Sie reagiert auf die elektrischen Impulse deines Gehirns. Der Impuls, der deinen Zeigefinger bei einer Projektilschußwaffe um den Abzugshahn krümmt, wird hierbei direkt auf die Waffe übertragen. Lerne, mit ihr zu kommunizieren. Achte darauf, daß dein Ziel weit genug von dir entfernt ist.«
    Gamma sprach, als betete er ein Mantra. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte ich ihn noch einmal.
    Einige Sekunden herrschte Stille.
    »Deine Paroxysmen sind nicht in Ordnung.« Gamma machte eine längere Pause, als würde es ihm widerstreben, mit mir darüber zu reden. »Dein Signal war für mehr als eine Stunde nicht mehr zu empfangen, Stan. Kannst du dich an irgend etwas erinnern?«
    Ich überlegte.
    »Traumbilder, Eindrücke, Gerüche, Farben, Gefühle …«, half er mir nach.
    »Nein, absolut nichts«, mußte ich eingestehen. »Was soll die Frage? Willst du mir vorwerfen, ich würde mit Absicht die Besinnung verlieren?«
    »Nein, Stan. Aber deine zunehmenden … wie soll ich sagen? Bewußtseinswechsel? Und die Tatsache, daß ein kontaktiertes Implantat von den Läufern erbeutet wurde, zwingen mich zur Vorsicht. Roter Alarm, wenn du verstehst, was ich meine. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich zurückziehen.«
    »Was?« Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Soll das heißen, die Suche ist beendet? Die ganze Odyssee umsonst?«
    »Das heißt: Keine Privatgespräche mehr während der Arbeitszeit, Mr. Ternasky! Ich kann erst wieder mit dir in Verbindung treten, wenn du den Prill-Klon gefunden hast, zu dem der Schlüssel paßt. Er hält sich in einer der kommenden vier Stationen auf, doch in ihnen wirst du auf dich allein gestellt sein. Die Lords werden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um ihr Projekt nicht weiter zu gefährden. Sie wissen nun, wen du suchst, wenn auch nicht, zu welchem Zweck. Hinzu kommt, daß die Stasis beendet wurde und die Originale wieder aus dem Sublime ausgegliedert werden, was der Grund für deine Anfälle sein dürfte. Es versucht, dich aufzuspüren. Du mußt Prill finden, ehe die Passagiere zurückgeführt werden können.«
    »Zurückgeführt? Was meinst du?«
    »Zurück auf die Erde, Stan.«
    Ich starrte wie hypnotisiert in den

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