Lord Garrows widerspenstige Braut
glücklich, ihn als Gast im Royal Arms begrüßen zu dürfen. Sie werden mir doch sagen, wenn ich sonst noch etwas für Sie erledigen kann?"
James nickte. Er fühlte sich gedemütigt und bevormundet. Er wünschte, er wäre reich wie der Earl of Eastonby. Dann könnte er Thomas Snively angemessen entlohnen, denn er stand ungern in jemandes Schuld. "Vielen Dank dafür, Snively, dass Sie mich drei Tage lang versorgt haben", meinte er säuerlich. "Ich bin Ihnen etwas schuldig."
"Thomas für Sie, Mylord. Wenn ich so kühn sein darf – für ein Empfehlungsschreiben an die Geschäftsleitung wäre ich Ihnen sehr dankbar."
"Ich werde daran denken", versprach James. "Könnten Sie jetzt noch Fieber messen, Thomas?"
Der Diener lächelte. "Fieber? Sie haben kein Fieber, Mylord, hatten auch nie welches. Nun, vielleicht am Anfang. Aber es war nicht hoch genug, um Sie derart außer Gefecht zu setzen."
"Nicht?" James rieb mit den Fingern über seine schmerzenden Schläfen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Kopfwunde nicht wirklich wehtat. Der Schmerz schien im Kopf selbst zu sitzen. "Aber warum war ich dann bewusstlos?"
"Mylady hat Ihnen Alkohol und Schmerzmittel verabreicht. Erst nach Protest des von ihr zugezogenen Arztes hat sie gestern die Dosis verringert. Mit Verlaub, Mylord: Sie waren drei Tage blau wie eine Haubitze!" erklärte Thomas.
5. Kapitel
"Susanna!"
Der ärgerliche Ruf aus Garrows Zimmer ließ sie aufschrecken. Sie wunderte sich darüber, denn Snively war gerade erst aus dem Zimmer gekommen, um in der Küche ein Abendessen zu bestellen.
James hatte wohl immer noch Schmerzen. Seufzend schlich sie hinüber in das Empfangszimmer und griff nach einer halbvollen Flasche schottischen Whiskys. Sie hätte Snively beauftragen sollen, eine neue Flasche zu besorgen. Mit dieser Dosis schlief Garrow die Nacht bestimmt nicht durch. Sie hatte es dem Arzt ja gleich gesagt!
Vor der Tür hielt Susanna kurz inne und band ihren Nackenknoten neu. Seit der Hochzeit hatte sie keine Zeit mehr gefunden, ihr Haar zu waschen. Auch wenn Snively und andere Diener alle paar Stunden nach ihm gesehen hatten, hatte sie Angst gehabt, länger als absolut notwendig von seinem Bett fortzubleiben. Ihr Vater hatte ihr eingeschärft, dass sie für ihren Mann verantwortlich war. Wenn James gestorben wäre, hätte sie sich das nie verziehen.
Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, atmete tief ein und öffnete die Tür. "Ja, was ist?"
Es war offensichtlich, dass James sich über etwas ärgerte.
Er kniff die Augen zusammen und hatte die Kiefer aufeinander gepresst. Susanna wusste, dass sie sich in Geduld üben musste, denn er war verwundet und hatte Schmerzen. Aber mittlerweile waren ihre Kräfte überstrapaziert.
"Was zum Teufel hast du mit diesem Zeug vor?" fragte er und deutete auf die Flasche, die sie in der Hand hielt.
Sie hielt sie hoch und blickte auf die klare bernsteinfarbene Flüssigkeit, die ihn in den letzten Tagen von seinen Sorgen erlöst und ihm Schlaf gebracht hatte.
Offensichtlich hatte sie damit die meisten seiner Schmerzen heilen können. Es schien ihm gut genug zu gehen, um mit ihr zu streiten. Doch nach allem, was sie für ihn getan hatte, würde sie sich das nicht gefallen lassen. Die drei Tage, die sie an seinem Bett verbracht hatte, machten sich jetzt bemerkbar: Susanna handelte, ohne nachzudenken. Ohne zu zögern zog sie den Korken aus der Flasche und nahm einen Schluck. Sie wagte nicht zu atmen, so sehr brannte die Flüssigkeit in ihrem Hals. Dann trat sie an sein Bett und platzierte die Flasche auf seinem Nachttisch, bevor sie das Zimmer verließ. "Hier. Der Rest ist für dich. Vielleicht hebt das deine Laune. Ich gehe."
"Warte!" rief er. "Wo …?"
Sie hörte aber nicht auf ihn, sondern lief stattdessen durch ihr Ankleidezimmer in das Badezimmer. Das Wasser, das vorgestern für sie gebracht worden war, war zwar kalt geworden, aber das war ihr egal. Sie streifte die Bluse ab, zog den Rock aus und zerrte sich die Strümpfe von den Füßen. Dann ließ sie sich müde in die gefüllte Wanne fallen. Leise schrie sie auf. Himmel, ist das kalt!
Susanna tauchte ihren Kopf in das Wasser und fischte die verbliebenen Haarnadeln aus ihren Haaren. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so schmutzig, so verwahrlost und hässlich gefühlt wie in diesem Augenblick. Nicht mehr, seit sie als kleines Mädchen mit sechs Jahren ausgerutscht und in die Gosse gefallen war. Selbst die Bettler vor dem Hotel waren sauberer als
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