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Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Blick zurückreichte.
    "Noch mehr?" fragte sie seufzend.
    Schneller, als sie es für möglich gehalten hätte, hatte er ihr gesamtes Abendessen verzehrt. Für Susanna blieb lediglich ein kleines Brötchen und die inzwischen kalte Erbsensuppe übrig. James legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme vor dem Bauch und schloss die Augen. Im Nu war er eingeschlafen.
    Wie jung er aussieht, wenn er schläft, dachte Susanna, die dieser Anblick rührte. Seine Haut war unglaublich zart und von der Sommersonne leicht gebräunt. Sie warf einen Blick auf die kleine Schramme an seiner rechten Hand, die mittlerweile fast abgeheilt war. Obwohl schwielig und muskulös, waren seine Hände sonst wunderschön geformt. Künstlerhände, dachte sie, während sie seine langen Finger mit ihren ebenmäßigen ovalen Fingernägeln betrachtete.
    Unter James' Werkzeugen hatte sie eine kleine Skulptur gefunden. Sie hatte sie nur kurz betrachten müssen und gewusst, dass er eine unglaubliche Begabung besitzen musste, wenn er so etwas schaffen konnte. Mit dieser bemerkenswerten Arbeit hatte er die Chance, berühmt zu werden. Susanna hatte Snively daher mit dem Stück zur Galerie Le Cœur d'Ecosse in der Halpern Street geschickt. Bislang hatte sie noch nichts vom Inhaber der Galerie, Monsieur Aubert, gehört. Ob er schon Zeit gefunden hatte, ihren Wert zu schätzen und sie möglichen Käufern zu zeigen? Nicht, dass sie dieses einzigartige Meisterwerk verkaufen wollte – sie hatte Snively aufgetragen, das von Anfang an klarzustellen. Dennoch wollte sie das Ihre dazu tun, dass das außerordentliche Talent des Schotten bekannt wurde. Wie merkwürdig, dass er die Statue nur mit einem "G" im Sockel signiert hatte. Schämte er sich seiner Urheberschaft? Dabei musste ihn die Skulptur einige Zeit beschäftigt haben: Sie hatte einige Skizzen dazu in seinen Büchern entdeckt.
    Erneut musterte sie seine Hände neugierig. Wie sich diese Finger wohl auf ihrer Haut anfühlen würden? Irgendwann würde sie ihm erlauben müssen, sie anzufassen. Sie hatte es James versprochen. Der Gedanke daran erzeugte bei ihr ein Gefühl des Unwohlseins. Susanna wollte besser nicht weiter über ihre gemeinsame Zukunft nachgrübeln. Sie erhob sich und verließ das Zimmer.
    Ihr Magen knurrte. James hat mein Abendbrot gegessen. Warum habe ich das zugelassen? Susanna fragte sich, ob sie sich nicht überschätzt hatte – oder ihn unterschätzt. Es würde sicher mehr Kraft kosten als sie erwartet hatte, sich ihn gefügig zu machen. Denn für den Rest ihrer Zeit in Edinburgh würde der Schotte nicht bewusstlos im Bett liegen.
     
    Mit geschlossenen Augen lauschte James auf das Rascheln von Susannas Röcken. Endlich schloss sich die Tür hinter ihr . Ob ich es schaffe, hinter den Paravent zu humpeln und mich zu übergeben, bevor sie wieder zurückkommt? Um keinen Preis der Welt würde er Susanna gegenüber zugeben, dass sie, was das Essen anging, im Recht gewesen war: Was er seinem leeren Magen zugemutet hatte, stieg nun mit einem galligen Nachgeschmack die Kehle hoch. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, sich zu beherrschen.
    Er hoffte inständig, dass Susanna nicht gleich wieder kommen würde.
    Denk an etwas anderes , ermahnte er sich. Denk an einen Sommer im Heidekraut … Doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu seiner frisch angetrauten Ehefrau zurück. Susannas Willensstärke war ein größeres Problem, als er gedacht hatte. Sie bevormundete ihn.
    Es ist nicht so, dass ich sie deswegen weniger mag, dachte er. Susanna würde einiges an Autorität und Standfestigkeit brauchen, wenn sie ihren neuen Pflichten nachkam. Aber es musste doch möglich sein, ihren Tatendrang in andere Bahnen zu lenken. Im besten Fall würde er ihr sonst in der Ehe ebenbürtig sein – und das auch nur, wenn er sich bemühte. Dabei hatte er keine Lust, unter dem Pantoffel seiner Frau zu stehen. Das wäre würdelos.
    Normalerweise hatte James bei dem Gedanken an eine Ehe von einem anpassungsfähigen, genügsamen Wesen geträumt, das glücklich damit war, in seinem baufälligen Schloss in Galioch zu leben und ein paar Frauen aus dem Dorf für die gröbste Hausarbeit zu haben. Diese Frau, so hatte er sich ausgemalt, würde seine Kinder lieben und vielleicht auch ein wenig Zuneigung für den Mann empfinden, dem sie nachts das Bett wärmte. Er hatte nie, nicht in seinen wildesten Fantasien davon geträumt, die Tochter eines Earls heimzuführen. Besonders nicht eine, die der Ansicht war,

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