Lord Garrows widerspenstige Braut
als er total betrunken war?
"Ach – alles Mögliche. Sogar Kreidepulver", erklärte sie. "Oh, sieh nur! Da kommt jemand gerannt!"
James ließ sich aber nicht ablenken. "Wer hat dir erlaubt, einfach einzukaufen und Waren hierher verschicken zu lassen?"
Susanna zupfte an ihrem Handschuh und wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. So aufgebracht hatte sie ihn noch nie erlebt. "Du natürlich. Nachdem du im Fieberwahn die ganze Zeit von Galioch gesprochen hast …"
"Fieberwahn? Ich war betrunken! Du hast mich mit Whisky abgefüllt, gute Frau! Wenn ich …"
"Jedenfalls hast du mir klargemacht, dass es hier viel zu tun geben wird", unterbrach sie ihn hastig. "Mehr noch als in Drevers. Daher habe ich Snively beauftragt, Sachen, die ich für notwendig hielt, hierher verschiffen zu lassen."
"Du kaufst einfach auf Verdacht hin Dinge, die du irgendwann einmal vielleicht brauchen könntest?" Fassungslos starrte James seine Frau an. "Woher, bitte schön, soll ich das Geld nehmen, um dein Luxusleben zu finanzieren?" James konnte Susanna auf den Penny genau sagen, was er in den letzten Monaten in Edinburgh verdient hatte. Er bezweifelte, dass die Summe auch nur für das Notwendigste ausreichen würde. Und dann kaufte sie für viel Geld irgendwelche Dinge, die sie gar nicht brauchten …
"Es ist schon alles bezahlt, mein Lieber. Mein Vater hat ein Konto für mich in Edinburgh eröffnet – auf deinen Namen natürlich. Die Händler bestanden auf Vorauskasse. Ich habe dich in deinen lichten Momenten die Zahlungsanweisungen unterschreiben lassen. Sonst hätten sie die Sachen nicht ausgeliefert."
"Verflixt, Susanna – ich kann selbst für mich sorgen. Wie kannst du es wagen …"
"Wie ich es wagen kann? Ich treffe eigenständig Entscheidungen. Daran musst du dich gewöhnen. Ich habe dich vor der Hochzeit ausdrücklich darauf hingewiesen!"
"Dann werde ich Drevers ohne Lohn für dich verwalten, bis ich die Kosten dieser Lieferung abgearbeitet habe. Tu so etwas nie wieder! Ich will dein Geld nicht." Wütend verschränkte er die Arme vor der Brust.
"Meinst du nicht …" Besänftigend legte sie ihm eine Hand auf den Arm, die er unwirsch abschüttelte.
"James … ich wollte dir doch nur behilflich sein!"
"Mein Gott! Selbst wenn – es ist kein angenehmes Gefühl für einen Mann, von der Geldbörse seiner Frau abhängig zu sein! Aber das wirst du wohl kaum verstehen!"
Susanna konnte sich eine harsche Replik nicht verkneifen. "Du weißt doch ganz genau, dass das Geld, das ich für die Sachen zahlen musste, nicht mir, sondern meinem Vater gehört! Eine Frau hat kein eigenes Geld, sie kann darüber einfach nicht selbst verfügen! Selbst wenn ich irgendeine bezahlte Stellung als Gouvernante oder Gesellschafterin annehmen würde – das Einzige, was eine Dame von Stand tun kann –, so wäre es wieder ein Mann, von dessen Geldbeutel ich abhänge. Ich wäre immer noch auf die Gnade meines Arbeitgebers angewiesen, der mir den Lohn zahlt. Und ich wäre vielleicht gezwungen, irgendetwas wirklich Sündhaftes zu tun, nur damit mir der Lohn für meine ehrliche Arbeit auch ausgezahlt wird … Egal – ob du es nun glaubst oder nicht, James, ich weiß durchaus, dass es nicht angenehm ist, finanziell von anderen abhängig zu sein. Dir gefällt es also genauso wenig wie mir, auf die Großzügigkeit anderer angewiesen zu sein. Gut. Aber schließlich zehren wir beide von unserem Erbe. Du hast dir Galioch ja auch nicht verdient!"
Verständnislos starrte James Susanna an. Sie meinte offenbar ernst, was sie da sagte. Aber was hatte ihre Rolle als Frau mit der Situation zu tun, in der er sich befand? Nichts! Gar nichts! Und wieso kam sie auf sein Erbe zu sprechen? Und doch …
"Ich denke später darüber nach", meinte er immer noch wütend. "Lass mich jetzt besser ein paar Minuten in Ruhe, ja?"
Ärgerlich sah er aus dem Fenster. Aus den Augenwinkeln heraus konnte er sehen, dass sie sich ein Lächeln verkniff. Sie hatte ihren Willen durchgesetzt und war offenbar sehr mit sich zufrieden.
"Mal abgesehen von meinem Stolz", erklärte er mit neu entfachtem Zorn, "ich hätte bestimmt die Preise herunterhandeln können. Darin hab ich Erfahrung, ganz im Gegensatz zu dir. Ich weiß, was bestimmte Dinge wert sind."
"Beim nächsten Mal zeigst du mir eben, wie man feilscht. Wir werden sicher noch mehr brauchen als das, was ich bestellt habe."
"Vielen Dank, Euer Wohlgeboren, dass Sie mir freie Hand lassen!"
"Gern geschehen", entgegnete sie, während sie ihn
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