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Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Anzug seines Vaters.
    Das schwarze enge Jackett passte ihm wie angegossen, und die dazu gehörende Hose war ebenfalls tragbar. Er griff zu einem weißen Hemd und suchte nach einem gestärkten Kragen. Wo waren nur seine guten Manschettenknöpfe? Er streifte die dunkle Weste mit smaragdgrünen und dunklen Silbergarnen über die Arme und knöpfte sie zu. Nachdenklich musterte er sein Spiegelbild, als er das obligatorische Halstuch um den Hemdkragen schlang.
    Susanna und ihr Vater schienen großen Wert darauf zu legen, dass er sich standesgemäß kleidete und benahm.
    Dabei hatte er als Junge sogar mit den Dorfkindern gespielt, wenn er nicht Unterricht bei seinem Hauslehrer hatte. Mit elf war er dann von zu Hause weggelaufen, weil er unbedingt Seemann werden wollte. Das war der größte Fehler seines Lebens gewesen. Allzu schnell war er der Kindheit entwachsen. Auch nach seiner Heimkehr war er nicht länger derselbe. Er hatte versucht, möglichst schnell erwachsen zu werden, die nachgeahmt, die die Einzigen waren, die er sich dafür zum Vorbild nehmen konnte: seine Eltern. Das war ein weiterer schwerer Fehler gewesen. Dann war er zum Studium an die Universität gegangen. Wie so viele andere hatte er sich bemüht, Wissen zu erwerben – theoretisches Wissen, das nie für irgendeinen praktischen Zweck gebraucht wurde. Nachdem er sein Studium beendet hatte, war er zu einer Reise nach Italien aufgebrochen. Monate hatte er in Pietrasanta verbracht, keinem Ort für ernsthafte Gedanken. Diese wohl glücklichste Zeit seines Lebens fand mit dem Unfalltod seiner Eltern ein jähes Ende, denn nun musste er wieder nach Hause zurückkehren.
    Dass er den Titel eines Barons geerbt hatte, war angesichts der immensen Schulden, die er ebenfalls geerbt hatte, völlig belanglos für ihn geworden. Er hatte alles verkauft, was er verkaufen konnte, um die Schulden zu begleichen. Fast nichts war übrig geblieben. Seitdem lebte James zwar nicht wie ein gewöhnlicher Bauer, aber auch nicht standesgemäß.
    Mein Titel ist das einzig Standesgemäße an mir, dachte er, während er seinem Spiegelbild eine Grimasse schnitt.
    Er kramte nach einer Krawattennadel, fand jedoch nur eine aus Messing. Wie sehr wünschte er sich in diesem Augenblick, er hätte die zum Anzug passende, mit Smaragden besetzte Nadel aus Gold, die sein Vater zu diesem Anzug getragen hatte, nicht verkauft. Hätte Eastonby ihn unter anderen Umständen kennen gelernt, er hätte sich sicher einen anderen, einen wohlhabenderen Gatten für seine einzige Tochter gewünscht. Und doch war James nun mit Susanna verheiratet, an sie gebunden in guten wie in schlechten Tagen. Er war entschlossen, alles zu tun, damit ihre Ehe funktionierte und Susanna sich seiner nicht schämen musste.
    Allerdings hätte er auch unter anderen Umständen seine Schulden auf die gleiche Weise beglichen, statt sich goldene Krawattennadeln zu leisten. Es war lehrreich gewesen, dass er sich seinen Lebensunterhalt mit seinen eigenen Händen hatte verdienen müssen. Zum Glück wurde in Edinburgh so viel gebaut, zum Glück hatte er sich in Italien zum Vergnügen ein wenig mit der Bildhauerei beschäftigt. Auch seine architektonischen Studien waren ihm von Nutzen gewesen. Wäre Edinburgh nicht so weit entfernt, müsste er nicht für so viele Menschen sorgen, wäre James glücklich und zufrieden damit gewesen, sein Leben als Steinmetz zu fristen.
    Aber es ließ sich nicht leugnen: Ein Baron war ein Baron und ein Steinmetz ein Steinmetz.
    James zog die zur Nadel gehörenden Manschettenknöpfe durch die Schlitze in den Ärmeln und befestigte sie. Es war gesellschaftlich anerkannter Brauch, dass ein verarmter Baron Geld heiratete, um seinen gesellschaftlichen Status aufrechterhalten zu können. In der Theorie war das alles wunderschön. Aber ihn kam die Realität sehr hart an.
    James überprüfte den Sitz seiner Kleidung, dann ging er zum Kaminsims und nahm die Steinschlosspistole. Sie war zu groß, als dass er sie an seiner Hüfte hätte verbergen können. Daher ließ er sie in die Tasche am Saum seines Jacketts gleiten.
    Unablässig grübelte er über seine Ehe nach. Susanna schämte sich seiner Aussprache. Es war mittlerweile ziemlich schwierig für ihn, Hochenglisch zu sprechen. Die letzten Jahre hatte er in Gesellschaft von Menschen verbracht, die kein Hochenglisch sprachen. Es gab keine englischen Adeligen in der Umgebung von Galioch oder Drevers, wovon sich Susanna bald selbst überzeugen würde.
    Aber ich muss dennoch

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