Lord Garrows widerspenstige Braut
Vater warnen!"
"Dein Vater hat mich gebeten, auf dich aufzupassen, Susanna", erinnerte James sie. "Hier bist du sicherer als irgendwo sonst. Nein, wir bleiben hier. Ich werde meinem Freund in London gleich morgen früh ein Telegramm schicken. Er wird persönlich mit deinem Vater sprechen."
"Du hast mir doch vor der Hochzeit versprochen, dass ich überall hingehen kann, wo ich hingehen will! Und jetzt darf ich nicht einmal meinen Vater warnen, der vielleicht in Lebensgefahr schwebt?"
Sie klang so enttäuscht, als hätte er sie betrogen. James seufzte und schüttelte den Kopf. "Es geht mir um dein Leben, Susanna, nicht darum, deine kostbaren Freiheiten einzuschränken."
Niedergeschlagen zuckte sie mit den Schultern. "Es sieht aber so aus, als ob ich gar keine Freiheiten hätte, außer denen, die du mir zugestehst. Abgesehen davon, wie willst du denn das, was wir jetzt wissen, in einem kurzen Telegramm an meinen Vater übermitteln? Was, wenn Durston die Botschaft trotzdem abfängt? Abgesehen davon – was, wenn mein Vater gar nicht in London ist? Er wollte noch Geschäfte in Edinburgh erledigen, ist aber vor seiner Abreise nicht mehr dazu gekommen. Vielleicht ist er mittlerweile schon wieder dorthin gereist?"
"Das ist natürlich möglich." James wurde unsicher. "Hmmh. Dein Vater ist vielleicht gar nicht in London? Das wusste ich nicht …"
"Nun, ich werde Vater finden – ob du mitkommst oder nicht!" erklärte sie und sah ihn trotzig an.
Trotz ihrer entschlossenen Haltung sah sie aus, als würde sie jeden Augenblick ohnmächtig werden. James bezweifelte, dass Susanna in diesem Zustand heil bis zur nächsten Straßenbiegung kam.
Dennoch … Vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht sollten sie Eastonby suchen und diese Geschichte mit Durston ein für alle Mal erledigen. Wenn sie hier blieben, würde Durston erneut Attentäter schicken. Wer konnte schon sagen, wie verlockend eine große Geldsumme in den Highlands auf normalerweise anständige Leute wirkte, wo doch alle so arm waren? Ihre Sicherheit in Drevers und Galioch war nicht garantiert … Nein, sie beide würden nie völlig in Sicherheit leben können, so lange sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten.
"Kannst du denn reiten?" erkundigte sich James bei Susanna.
Wütend wischte sie die Tränen weg, die über ihre Wangen liefen. "Was soll die Frage, Garrow? Natürlich kann ich reiten!"
"Ich wollte nur wissen, wie es dir nach unserem …"
"Es geht mir hervorragend", unterbrach sie ihn.
"Der alte Parlan kutschiert Miranda und Fowler die zwanzig Meilen nach Beauly. Das wird eine Weile dauern. Und dann werden sie entweder mit dem Schiff nach London aufbrechen, auf das sie vermutlich sogar ein paar Tage warten müssen, oder den Firth überqueren und die Eisenbahn nehmen. Ich bezweifle, dass sie es sehr eilig damit haben, Miss Durstons Vater von ihrer Niederlage zu berichten. Aber darauf sollten wir besser nicht bauen. Wir müssen deinen Vater warnen, bevor die bezaubernde Familie Durston einen neuen Mordplan ausheckt."
"Wenn wir nur wüssten, wo mein Vater sich gerade aufhält!" meinte Susanna kläglich und warf mehrere Kleider aus dem Schrank auf ihr Bett.
"Wir werden ihn finden, Susanna." Beruhigend legte er ihr eine Hand auf den Arm, als sie hastig Kleid um Kleid auf das Bett warf. "Nimm nur eines zum Wechseln."
"Nur eins?" fragte sie überrascht.
"Ja", meinte er bestimmt. "Wir müssen sehr schnell reiten. Jedes Gramm an unnötigem Gewicht wird die Tiere verlangsamen und uns aufhalten."
"Ich verstehe", erwiderte sie. "Wenn das so ist, nehme ich nur einen kleinen Koffer mit."
"Einen Beutel. Einen kleinen", tadelte er sie.
"Gut. Wie wäre es damit?" Sie hielt ihm fragend einen Handarbeitsbeutel hin. James nickte. Ohne Umschweife leerte Susanna den Inhalt der Tasche auf den Boden und stopfte ein wollenes Hauskleid hinein. "Soll ich deine Sachen auch einpacken?" fragte sie.
"Nein, das mache ich schon selbst. Zieh dich warm an. Es wird kalt werden."
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und drückte ihn an sich. "James – meinst du, wir schaffen es?" fragte sie mit erstickter Stimme.
"Ja. Zweifle nie daran." Er nahm ihre Hand in seine und küsste ihre Handfläche. Dann eilte er davon, bevor er sich noch zu etwas anderem hinreißen ließ, um ihr zu zeigen, wie gern er sie hatte.
Eine knappe halbe Stunde später waren sie unterwegs. Er ritt Mr. Colins nervösen Hengst und Susanna seine alte Stute. Mit ein bisschen Glück würden sie die
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