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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Rätsel, Watson (sagte er, unter den halb geschlossenen Lidern Zornesblitze aus seinen adlergleichen Augen hervorschießend). Selbst ich stehe vor einem Rätsel. Aber nicht lange mehr! (rief er, mit einem Male die Zuversicht selbst). Unsere Ehre (Pluralis majestatis) erfordert, daß Wir (mit großem W) diesem Feind der Menschheit bis an seinen verborgenen Ursprung nachgehen, wenn er Uns gleich dabei zermalme! Tosender Applaus. Sein Kinn sank grübelnd auf den Morgenmantel, und er hauchte ein paar rauhe Töne in sein Baßsaxophon, den treuen Gefährten seiner einsamen Stunden im Badezimmer.«
    Parker nahm demonstrativ das Buch zur Hand, das er bei Wimseys Eintreten weggelegt hatte.
    »Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist«, meinte er bissig.
    »Ich habe noch nicht mal angefangen. Die Mittel, ich wiederhole, stellen uns vor ein unlösbares Rätsel – das glaubt offenbar auch unser Bösewicht. Unter Ärzten und Krankenschwestern ist die Sterblichkeit nicht auffällig angestiegen. Von dieser Seite her fühlt die Dame sich also sicher. Nein, der schwache Punkt ist das Motiv – daher die Eile, alle die zum Schweigen zu bringen, die über die juristische Seite des Problems Bescheid wissen.«
    »Aha, ich verstehe. Übrigens ist Mrs. Cropper wieder unterwegs nach Kanada. Sie scheint in keiner Weise belästigt worden zu sein.«
    »Eben – genau deshalb bin ich nach wie vor überzeugt, daß ihr in Liverpool jemand aufgelauert hat. Es lohnte sich nur, Mrs. Cropper den Mund zu stopfen, solange sie ihre Geschichte noch niemandem erzählt hatte. Aus diesem Grund lag mir so sehr daran, sie abzuholen und demonstrativ nach London zu begleiten.«
    »So ein Quatsch, Peter! Selbst wenn Miss Whittaker dagewesen wäre – was gar nicht sein kann, wie wir wissen –, wie hätte sie wissen sollen, daß du dich nach der Dawson-Geschichte erkundigen wolltest? Sie kennt dich nicht schon seit Adam und Eva.«
    »Sie könnte aber erfahren haben, wer Mr. Murbles ist. Du weißt ja, das Inserat, mit dem alles angefangen hat, lief unter seinem Namen.«
    »Warum hat sie dann nicht Mr. Murbles oder dich aufs Korn genommen?«
    »Murbles ist von allen Hunden gehetzt. Dem legst du so leicht keine Schlinge. Er empfängt keine weiblichen Klienten, nimmt keine Einladungen an und geht nie ohne Begleitung aus.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er die Sache so ernst nimmt.«
    »Und wie. Murbles ist alt genug, daß er inzwischen weiß, was seine Haut wert ist. Was mich betrifft – ist dir nicht die bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen Mr. Triggs Abenteuer und meinem – nun ja, kleinen Abenteuerchen in der South Audley Street aufgefallen?«
    »Wie, das mit Mrs. Forrest?«
    »Ja. Das heimliche Treffen. Die Bewirtung. Das Bemühen, einen um jeden Preis für die Nacht dazubehalten. Verlaß dich drauf, Charles, in diesem Zucker war etwas, was im Zucker nichts zu suchen hat – siehe Gesetz über die Lebensmittelreinheit unter dem Punkt ›Verschiedenes‹.«
    »Du meinst, Mrs. Forrest ist eine Komplizin?«
    »Genau. Ich weiß nicht, was für sie dabei herausspringt – wahrscheinlich Geld. Aber eine Verbindung besteht mit Sicherheit. Teils wegen Bertha Gotobeds Fünfpfundnote, teils wegen Mrs. Forrests Geschichte, die ein aufgelegter Schwindel war – diese Frau hat ganz gewiß noch nie einen Geliebten gehabt, geschweige einen Ehemann – wirkliche Unerfahrenheit läßt sich nicht verkennen; und hauptsächlich wegen der Ähnlichkeit des Vorgehens. Verbrecher haben stets die Neigung, ihre Tricks zu wiederholen. Denk an George Joseph Smith und seine Bräute. Denk an Neill Cream oder an Armstrong und seine Teeparties.«
    »Nun, wenn sie eine Komplizin hat, um so besser. Komplizen verraten am Ende gewöhnlich alles.«
    »Wie wahr! Und wir sind insofern in einer günstigen Position, als sie bisher wahrscheinlich nicht wissen, daß wir eine Verbindung zwischen ihnen vermuten.«
    »Ich bin trotzdem noch immer der Meinung, wir sollten zuerst einmal beweisen, daß überhaupt Verbrechen stattgefunden haben. Nenn mich meinetwegen pingelig, aber wenn du mir wirklich eine Methode nennen könntest, diese Leute zu beseitigen, ohne eine Spur zu hinterlassen, wäre mir wesentlich wohler dabei.«
    »Nun, etwas wissen wir immerhin schon darüber.«
    »Und das wäre?«
    »Also – nimm mal die beiden Opfer –«
    »Die mutmaßlichen Opfer.«
    »Meinetwegen, alter Wortklauber. Die beiden mutmaßlichen Opfer und die beiden (mutmaßlich) beabsichtigten Opfer. Miss Dawson war krank und

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