Lord Stonevilles Geheimnis
Butterfield meinen Heiratsantrag bisher nicht angenommen, weil sie noch mit Ihnen verlobt war. Ich setze mich für sie ein, weil sie es nicht verdient hat, dass Sie eine Klage gegen sie anstrengen und ihr auf hinterhältige Weise öffentlich Steine in den Weg legen.« Oliver schnippte eine Fluse von seinem maßgeschneiderten Mantel. »Und zweitens: Sehe ich etwa aus, als bräuchte ich Geld?«
Maria musste sich das Lachen verkneifen. Es war im Grunde höchst amüsant, Oliver dabei zu beobachten, wie er einen Schwindler beschwindelte.
Nathan wirkte verunsichert. »Das nicht«, räumte er ein, »aber warum haben Sie mir kein Bargeld angeboten? Schmuck riecht doch sehr nach Verzweiflung.«
»Heutzutage, wo überall Straßenräuber und Diebe lauern, trage ich grundsätzlich keine größeren Mengen Bargeld bei mir«, erklärte Oliver. »Die Kette war für Maria bestimmt. Aber wenn Sie mit mir nach London fahren, könnte ich selbstverständlich eine Barauszahlung in die Wege leiten. Die Summe würde sich natürlich verringern, weil ich eine Entschädigung für meine Bemühungen abziehen müsste. Und Sie müssten Southampton verlassen, wo Ihnen doch gerade ihr zweites Täubchen in die Falle gegangen ist. Eine gewisse Miss Kinsley, wenn ich recht informiert bin.«
Maria merkte, dass Miss Kinsley vor Schreck erstarrte, und drückte ihr aufmunternd die Hand.
Nathan war offenbar nicht sonderlich erfreut darüber, dass Oliver so gut über ihn Bescheid wusste. Er sah ihn nervös an, dann warf er abermals einen Blick auf die Perlenkette und klappte die Schatulle zu. »Na schön, Eure Lordschaft, ich bin einverstanden. Wir haben eine Abmachung.«
»Rein gar nichts habt ihr!«, rief Maria und stürmte wutentbrannt in das Empfangszimmer.
Nathan schien ihr plötzliches Erscheinen zu verwirren, während Oliver einen besorgten Eindruck machte. »Überlass das mir, Maria«, herrschte er sie an.
»Dieser Schuft bekommt die Kette deiner Mutter nur, wenn ich ihn damit stranguliere«, erwiderte sie, ging auf Nathan zu und riss ihm die Schatulle aus der Hand. »Und außerdem hast du sie mir geschenkt!«
»Und du hast sie zurückgelassen«, erinnerte Oliver sie. »Großmutter sagte, du wolltest sie nicht.«
»Aber jetzt will ich sie eben!«
»Auch auf die Gefahr hin, vor Gericht gezerrt zu werden?«, sagte Oliver und trat an ihre Seite. »Und von diesem Schmarotzer verleumdet zu werden?« Er senkte seine Stimme. »Willst du wirklich, dass er alles, was du in den vergangenen zwei Wochen getan hast, überprüft und in aller Ausführlichkeit vor einem Richter ausbreitet?«
Maria ahnte, dass er auf die Bordellgeschichte anspielte und natürlich auch auf ihre öffentlich bekannt gegebene Verlobung. »Soll er doch!« Sie hatte noch einen Trumpf im Ärmel.
Als sie Miss Kinsley gerade hereinrufen wollte, sagte Oliver: »Hyatt wird die Sache nicht ohne eine finanzielle Gegenleistung auf sich beruhen lassen. Es geht schließlich um 125 000 Pfund …«
Er wurde von Nathans schallendem Gelächter unterbrochen. »Hat sie Ihnen etwa gesagt, ihre Hälfte des Unternehmens sei so viel wert, Lord Stoneville?«, fragte Nathan höhnisch. »Jetzt begreife ich endlich, warum ein Marquess um sie herumscharwenzelt!«
Olivers Blick verfinsterte sich unheilvoll. Er packte den Betrüger am Hals und drängte ihn gegen die Wand. »Es ist mir herzlich egal, wie viel ihre Hälfte des Unternehmens wert ist, Sie erbärmlicher Wurm! Sie könnte nur mit dem Kleid, das sie auf dem Leib trägt, zu unserer Trauung kommen, und es wäre mir egal. Sie ist viel mehr wert als alles Geld der Welt. Und wenn Sie nur einen Funken gesunden Menschenverstand hätten, wäre sie Ihnen auch mehr wert!«
Als Nathan nach Luft ringend versuchte, sich zu befreien, legte Maria beschwichtigend eine Hand auf Olivers Arm. »Du hast mir versprochen, ihn nicht zu erwürgen«, ermahnte sie ihn, obwohl sie insgeheim ihre helle Freude daran hatte, Nathan derart in Bedrängnis zu sehen.
Nach kurzem Zögern ließ Oliver Nathan los und bedachte ihn mit einem von Abscheu erfüllten Blick.
Maria schaute zur Tür. »Mr Pinter? Würden Sie bitte hereinkommen?«
Als Mr Pinter, Freddy und Miss Kinsley den Raum betraten, schwand jegliche Farbe aus Nathans Gesicht. Oliver sah Maria fragend an, und sie lächelte. »Oliver, das ist Miss Jane Kinsley. Miss Kinsley, der Marquess von Stoneville.«
»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Eure
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