Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Zentrale schienen Techniker zu sein, die die komplexen Schalttafeln bedienten, von denen aus alle Funktionen des Schiffes gesteuert wurden.
Unbemerkt schob sich Tedric hinter den Kapitän und legte seine Hand von hinten vorsichtig auf den Schwertgriff des Mannes. Dann räusperte er sich und suchte nach den passenden Worten.
»Sir, werfen Sie doch einmal einen Blick auf den Bildschirm.«
Maillard wandte sich um, und Tedric vollführte die Drehung mit ihm. Als erster begriff Nolan, was sich dort draußen im Raum abspielte.
»Da sind sie«, rief er, »die beiden aneinandergekoppelten Beiboote.« Maillard nickte verständnislos.
»Sie sind nicht mehr allein«, erklärte Nolan. »Dort kommt ein drittes Schiff ins Bild. Es ...«
Tedric beschloß, den Satz für Nolan zu beenden: »... ist ein Kriegsschiff der Wykzl.«
Er wartete auf Maillards unmittelbare Reaktion und handelte dann. Maillard schrie auf und machte eine Bewegung, als wolle er sich auf den Schirm stürzen. Mit einer raschen, eleganten Bewegung riß Tedric Maillards Schwert aus der Scheide. Mit dem anderen Arm umfaßte er die Brust des Mannes, drückte ihm die Arme gegen den Körper und legte die Klinge an seine Kehle.
»Keine Bewegung«, rief er, »sonst schneide ich ihm die Kehle durch.«
Maillard keuchte. Nolan trat einen Schritt vor, blieb dann verwirrt stehen und öffnete erstaunt den Mund. Auch Keller schien verblüfft und erschrocken, während der Wykzl mit weit geöffneten Augen neugierig die Szene betrachtete. An der Tür hatten der Leutnant und seine Männer ihre Hitzestrahler gezogen.
»Das gilt auch für Sie, Leutnant«, sagte Tedric ruhig, »oder besonders für Sie.«
»Nicht ... kommen Sie nicht näher, bleiben Sie, wo Sie sind«, keuchte Maillard.
Vom ersten Augenblick an hatte Tedric gewußt, daß er die Sache nie allein durchstehen konnte. Er hatte den ersten Schritt gezwungenermaßen getan, weil nur er als einziger genau wußte, was getan werden mußte. Doch er brauchte unbedingt die Hilfe von Nolan und Keller.
Tedric schaute zu Keller hinüber und befahl ihm: »Schließ die Tür und verriegele sie. Außer uns selbst brauchen wir hier drinnen niemanden.«
Keller zögerte, sein Blick schweifte zur Tür hinüber, wo die bewaffneten Matrosen standen, und zurück zu Tedric. »Sir, man könnte dies Meuterei nennen.«
»Ich weiß, was ich tue, Keller. Ich gebe dir mein Wort, daß ich es zu unserem eigenen Besten tue.«
Hilfesuchend schaute Keller zu Nolan hinüber. »Sir?«
Nolan wandte sich an Tedric: »Willst du mir erklären, was du vorhast?«
»Ich möchte das Schiff retten.«
»Und Matthew Carey?«
»Und das Empire.«
»Aber wie?«
»Ich werde den Wykzl-Kreuzer angreifen.«
Alle Männer in Raum starrten ihn an wie einen Verrückten. Kapitän Maillard schnaubte entrüstet. Nur Nolan nickte, als hätte er dies erwartet.
»Tedric, weißt du wirklich genau, was du tust?«
»Man hat es mir aufgetragen.«
»Sie werden die Adlerauge ausradieren.«
»Ich weiß, wie ich sie schlagen kann.«
»Hat man dir auch gesagt, wie?«
Darüber war sich Tedric nicht so sicher. Er besaß eine klare Vorstellung von seinem Vorhaben, doch woher er sie bezog, wußte er nicht. »Man hat es mir aufgetragen.«
»Wer?« Nolan zögerte offensichtlich, das Wort auszusprechen. »Die Wissenden haben es dir befohlen, nicht?«
Tedric nickte.
Nolan schwankte innerlich. Die Entscheidung lag jetzt ganz bei ihm, ob Tedric, sein Freund, ein Verrückter war, oder wirklich besondere Fähigkeiten besaß. Nolan ging zu Keller hinüber, blieb kurz bei ihm stehen und sprang dann plötzlich an ihm vorbei. Er stand jetzt an der Eingangstür des Kontrollraumes und deutete auf den Boden.
»Leutnant, ich befehle Ihnen und Ihren Männern, sofort Ihre Waffen niederzulegen. Strahler und Schwerter. Legen Sie sie bei meinen Füßen nieder.«
Die Hand des Leutnants zuckte zu seiner Hüfte, blieb jedoch reglos über der Waffe hängen. Vorsichtshalber preßte Tedric die Klinge seines Schwertes etwas fester gegen Maillards Kehle. Erwartungsgemäß stieß Maillard einen leisen Schrei aus.
»Ich weiß nicht, ob Tedric verrückter ist als ein roter Mond oder gesünder als wir beide zusammen«, erklärte Nolan, »doch ich weiß genau, daß er nicht blufft. Ohnehin ist die Strafe für Meuterei und Mord die gleiche. Was sollte ihn also hindern, Kapitän Maillard umzubringen?«
»Leutnant, befolgen Sie seinen Befehl«, rief Maillard wie auf ein Stichwort. »Werfen Sie die
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