Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Keller trat an das Bord und begann ziemlich planlos mehrere Knöpfe zu drücken. »Jemand versucht, uns zu rufen. Der Ruf kommt sicher von der Adlerauge. «
Es dauerte eine Zeitlang, bis Keller auf dem Monitor ein klares Bild empfangen konnte. Es zeigte einen jungen Marineleutnant, was Tedric erstaunte, denn er hatte gehofft, Kapitän Maillard oder sogar Matthew Carey zu sehen. Mit nervöser Stimme sagte der Leutnant: »Ihr habt genau vier Minuten, euch zu ergeben, dann nehmen wir euch unter Beschuß.«
»Diese Idioten!«, schrie Nolan.
»Antworte ihnen«, wies Tedric Keller an. »Mach ihnen klar, wer wir sind.«
»Dahinter steckt sicher wieder Carey«, vermutete Nolan.
Tedric schüttelte den Kopf. »Sogar er kann diesmal nicht wissen, daß wir es sind.«
Aufgeregt tanzten Kellers Finger über das Kontrollbord, doch an seiner nervösen Art erkannte Tedric, daß Keller nicht wußte, wie er die Botschaft übermitteln sollte. Auch Nolan begriff die Situation, kam zu ihnen hinüber und blieb steif hinter Keller stehen.
»Verdammt, tu etwas! Oder legst du Wert darauf, zu sterben?«
»Ich versuche es ja, Sir, wirklich!« Ein verzweifelter, panischer Ausdruck trat in Kellers Augen. Noch schneller als zuvor flogen seine Hände über das Kontrollbord. »Ich versuche ja schon jede Möglichkeit, an die ich mich erinnern kann.«
»Ich dachte, dein Gedächtnis sei so verdammt gut.«
»Gut schon, Sir, doch nicht perfekt.«
Tedric konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, doch der Leutnant auf dem Bildschirm sagte jetzt: »Ihr habt noch genau drei Minuten, euch zu ergeben, oder wir nehmen euch unter Beschuß.«
Nolan warf die Hände hoch. »Ich ergebe mich ja, verdammt noch mal!« Doch das genügte nicht.
Kellers verkrampfte Finger vollführten weiter ihren hastigen Tanz auf den Kontrollknöpfen, doch ohne Erfolg. Tedrics Blicke gingen zwischen dem Schirm und Keller hin und her. Aufgeregt lief Nolan hinter ihnen auf und ab, sogar der Wykzl hatte seine Augen geöffnet und schien zu begreifen, was vorging.
Wieder rezitierte der Leutnant seinen monotonen Spruch, gab ihnen nur noch eine Minute, aufzugeben oder zu sterben. Endlich, etwa eine halbe Sekunde vor Ablauf ihrer Frist, rief Keller: »Ich habe es! Wir können senden.«
Sofort war Nolan bei ihm und erklärte, daß er ein Mensch sei. Auch Keller schrie, riß die Arme hoch und zeigte seine sehr menschlichen Hände.
Trotzdem war der Leutnant noch nicht ganz überzeugt. Ruhig schlug Tedric vor, jemanden hinzuzuziehen, der sie besser kannte. Zuerst weigerte sich der Leutnant, vermutete eine Falle, doch dann ließ er sich überreden und holte Jonay Shortiey, ein Korpsmitglied ihrer Abschlußklasse.
Tedric und Nolan sprachen abwechselnd mit ihm, und nach langem Zögern überzeugte Shortiey den Leutnant von der Echtheit ihrer Identität. Widerstrebend ordnete dieser an, die Fähre mit dem Traktor-Strahl hereinzuholen. Tedric befahl Keller, die Verbindung nur zu unterbrechen, wenn er sicher war, sie wieder zu finden. Keller versicherte ihm voller Zutrauen, daß dies kein Problem sei.
Als sie schließlich durch die Luftschleuse die Adlerauge betraten, wurden sie von einem mit Hitzestrahlern bewaffneten Trupp Matrosen erwartet. Ihr Anführer war der gleiche nervöse junge Leutnant, mit dem sie schon via Bildschirmübertragung gesprochen hatten. Unter den Matrosen entstand Verwirrung, als sie des gefangenen Wykzl ansichtig wurden, doch Nolans Ruf hinderte sie daran, sofort das Feuer zu eröffnen. Tedric bat darum, sofort zu Matthew Carey geführt zu werden.
Der Leutnant schüttelte abweisend den Kopf. »Es tut mir leid, doch das ist ganz unmöglich.«
»Sie glauben wohl immer noch, daß wir verkleidete Wykzl sind«, warf Nolan ihm vor.
»Ich meine damit einfach, daß Leutnant Carey sich nicht an Bord der Adlerauge befindet.«
»Wo ist er dann?«
»Er befindet sich im Moment an Bord eines Beibootes im freien Raum, wo er mit dem Kommandanten des Wykzl-Schiffes zusammentreffen wird.«
»Aus welchem Grund?«
»Um mit ihm die Übergabevereinbarungen zu treffen, vermute ich.«
»Unsere?«
Der Leutnant runzelte die Stirn. »Die der Wykzl, soviel ich weiß. Sie haben die Minen auf Evron 11 bombardiert. Ich glaube, ihr wißt das noch nicht.«
»Wieso sollten wir nichts davon wissen? Wir waren dort, als es geschah«, sagte Nolan.
»Vielleicht sollten wir besser mit Kapitän Maillard sprechen«, bemerkte Tedric.
»Ich könnte mir vorstellen, daß er ungeduldig euren
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