Lord Tedric 01 - Lord Tedric
ich.«
»Wußtest du denn, was diese Reise zu bedeuten hatte?«
»Keine Spur. Der Öffentlichkeit wurde erklärt, es sei eine Erkundungsexpedition für den Fall eines zukünftigen Krieges. Aber ich habe nie daran geglaubt. Wir sind zu schwach, um mit einer anderen Macht Krieg zu führen, und auch die Wykzl sind nicht sehr an einem weiteren Krieg interessiert. Warum sollten sie auch? Sie haben uns schon einmal besiegt.«
Tedric beschloß, sich diese Information für später aufzuheben. Im Moment gab es Wichtigeres zu tun, sie mußten sich beeilen, hier wegzukommen. Wenn die vier anderen Wykzl zurückkehrten, bevor sie gestartet waren, hatten sie keine Chance mehr.
»Keller«, sagte er, »bring uns so schnell wie möglich von hier weg.«
Nachdenklich betrachtete Keller das Kontrollbord vor sich. »Genau das versuche ich ja gerade, Sir.«
Vorsichtig ergriff er den Hebel, den er Tedric gezeigt hatte, und zog ihn nach vorne. Einen Augenblick lang geschah nichts, dann ertönte über ihren Köpfen das beruhigende Summen des Triebwerkes.
»So weit, so gut, Sir. Unsere Unterweisungen im Fliegen dieser Dinger waren nicht sehr vollständig. Einige von uns sollten sich, für den Fall, daß wir eins stehlen mußten, in ihrer Bedienung auskennen. Doch ich habe ein gutes Gedächtnis.«
»Dann setz es in Bewegung, damit wir hier verschwinden können«, brummte Nolan ungeduldig.
Keller betätigte einen weiteren Hebel. »Ich bitte Sie um etwas Nachsicht, Sirs. Es wird ein etwas rauher Flug werden.«
Der Start von Evron 11 erwies sich als noch gefährlicher und aufregender, als Keller vorhergesagt hatte, doch irgendwie – Tedric konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie – schaffte es die Wykzl-Fähre, von der Oberfläche freizukommen und in eine Umlaufbahn um den Planeten einzuschwenken.
Die Adlerauge zu finden, war ein Problem, trotz ihrer Größe, doch Nolan errechnete ihre annähernde Position und Keller gelang es tatsächlich, die Fähre dort hinzubringen. Der große Flottenkreuzer füllte wie eine riesige, aufgeblähte Tasche die winzige Bildfläche des einzigen Monitors in der Fähre. Tedric bedeutete Keller, den Platz vor dem Kontrollbord freizumachen.
»Wir driften jetzt in ausreichendem Abstand am Schiff vorbei. Die Besatzung wird uns sicherlich bemerken und uns mit einem Traktor-Strahl hereinholen.«
Keller nickte und sprang von seinem Sitz herunter. Sein Gesicht zeigte Zufriedenheit, die er nach Tedrics Meinung auch wohl verdient hatte.
Keller deutete auf den gefangenen Wykzl. »Vielleicht sollte ich ihm sagen, daß alles vorbei ist.« Er grinste.
Der Wykzl hatte während ihres Aufstieges keinen einzigen Ton von sich gegeben, auch die Augen hielt er geschlossen.
»Ich glaube, ich habe ihm einen Schrecken eingejagt, den er mehrere hundert Jahre nicht vergessen wird.«
»Erzähl mir nicht, daß du auch noch die Sprache der Wykzl sprichst«, brummte Tedric, der sich schon langsam an Kellers zahllose Überraschungen gewöhnt hatte.
»Nein, Sir, doch sie sprechen fast alle Galaktisch. Mein Instrukteur erklärte das damit, daß die Wykzl viel länger als wir leben – für die Wykzl sind tausend Jahre die gleiche Zeitspanne wie für uns hundert Jahre. Sie haben also Zeit genug, alles zu lernen, was sie möchten.«
Bei dieser Enthüllung fühlte sich Tedric leicht unbehaglich. Er hatte zwar nichts gesagt, was der Wykzl nicht hören durfte, doch die Vorstellung, daß das fremde Wesen sie belauscht hatte, störte ihn.
»Glaubst du, du kannst ihn dazu bringen, mit uns zu reden?«
»Sie meinen die Folter?«
»Nein, keine drastischen Maßnahmen.«
Keller schüttelte den Kopf. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Die Wykzl sind härter als der härteste Stahl. Der Planet, von dem sie abstammen, ist wie der schlimmste Dschungel, den Sie sich vorstellen können. Diese Welt kann nicht kultiviert werden. Das ist auch der Grund, warum sie uns im Krieg besiegt haben. Sie hielten trotz schwerer Niederlagen so lange durch, bis sich das Blatt wendete, und sie den Krieg gewannen.«
»Hat dein Instrukteur dir auch das erzählt?«
»Nein, Sir«, antwortete Keller mit unschuldigem Grinsen, »das habe ich selbst herausgefunden.«
Tedrics Interesse, sich mit dem Wykzl zu unterhalten, wuchs, doch bevor er es versuchen konnte, flackerte ein grünes Licht in einer Ecke der Kontrollkonsole auf und zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er Keller.
»Das ist der Bildschirm.«
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