Lord Tedric 01 - Lord Tedric
an. »Was soll das nun wieder?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
Inzwischen war Mo-leete aus ihrem Blickfeld hinter dem nächsten Hügel verschwunden. Eine böse Vorahnung beschlich Kapitän Maillard.
»Ich glaube, ihr solltet das tun, was er vorschlägt. Fragt den Wykzl.«
Tedric nickte und befolgte seinen Rat. »Ky-shan, das ist doch dein Name, oder?«
Der Wykzl schaute ihn mit großen Augen an. Seine Hörwerkzeuge schwankten erregt, als ob sie gerade ein Botschaft übermitteln oder empfingen.
»So werde ich genannt, Sir.« Seine Stimme glich der von Mo-leete aufs Haar, und im Dunkeln wäre es unmöglich gewesen, die beiden auseinanderzuhalten.
»Du bist doch der Wykzl, den wir gefangen und in unser Schiff gebracht haben?«
»Ja, das stimmt.«
»Du bist frei, du kannst gehen.«
»Nein.«
»Wieso nicht?« Kapitän Maillards Stimme klang, als ob seine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen wären. Doch Tedric wollte die Wahrheit von dem Wykzl selbst erfahren.
»Warum willst du nicht gehen?«
»Weil ich gefangen wurde, ohne aufgefordert zu werden, mich zu ergeben.«
»Du meinst, so wie es Mo-leete gemacht hat, mit Händeschütteln und allem.«
»Ja«, antwortete Ky-shan. »Es ist Tradition in meinem Volk. Wer gefangen wird, ohne daß seine Kapitulation angenommen wurde, ist für immer gebrandmarkt als ein degeneriertes Subjekt und ein Feigling. Also bin ich beides.«
»Wenn du willst, kannst du dich doch jetzt noch ergeben.«
»Jetzt ist es zu spät. Ich wurde gegen meinen Willen festgehalten, und das bedeutet das gleiche.«
»Was wirst du jetzt tun?«
»Ich bleibe bei euch, folge euch. Der Bezwinger muß dem Feigling befehlen, was er zu tun hat.«
»Aber du bist nicht unser Gefangener.«
»Ich bin euer ...«Er suchte nach dem richtigen Wort, um ihnen klarzumachen, was er meinte. »... euer Eigentum.«
»Sklaverei verstößt gegen unsere Gesetze.«
Hier mischte sich Kapitän Maillard ein. »In diesem Fall sollte man die Gesetze aus dem Spiel lassen, Tedric. Ich hätte reagieren müssen, als ihr mit ihm an Bord der Adlerauge auftauchtet. Wir alten Matrosen und Soldaten kennen diese Rituale. Würde er jetzt versuchen, in seine Heimat zurückzukehren, würden sie ihn töten. So will es das Gesetz der Wykzl. Die Umstände, wie es zu seiner Gefangennahme kommen konnte, zählen dabei nicht. Mo-leete versuchte, ihm das Leben zu retten, indem er Ky-shan hier bei uns zurückließ.«
»Wir brauchen aber keinen Sklaven«, warf Nolan ein.
»Dann laßt ihn hier«, sagte Maillard. »Das ist die einzige Alternative, die euch bleibt. Entweder ihr nehmt ihn mit zur Adlerauge, oder laßt ihn hier auf Evron zurück.«
Angestrengt dachte Tedric nach. Einen Wykzl bei sich zu haben, dessen Wesen vielleicht im Laufe der Zeit etwas freundlicher wurde, schien ihm keine schlechte Idee. Er wußte nicht genau, was vor ihm lag, doch ahnte er, daß die kommenden Ereignisse eng mit dem Wykzl verknüpft sein würden. Vielleicht konnte Ky-shan ihm eines Tages sehr nützlich werden. Er fragte sich, ob Mo-leete ebenso gedacht haben mochte.
»Sie hätten nichts dagegen, wenn ich ihn mitnähme?«, fragte Tedric Kapitän Maillard.
»Nein, absolut nicht. Schon während des Krieges war dies nichts Ungewöhnliches, die Wykzl kämpften zwar nicht für uns, doch sie taten auch nichts, um uns zu schaden und ihre Lage zu verbessern. Man kann ihnen durchaus vertrauen, das ist mehr, als man von manchem Menschen sagen kann.«
»Dann kommt er mit uns«, entschied Tedric diese Frage für alle anderen.
*
Als sie auf der Adlerauge ankamen, erwartete Matthew Carey sie schon voller Ungeduld. Er wollte von ihnen jedes einzelne Wort wissen, das während der Unterredung mit Mo-leete gefallen war. Kapitän Maillard vertröstete ihn, versprach ihm einen vollständigen, schriftlichen Bericht, wenn er die Zeit gefunden hatte, seine Gedanken zu sammeln. Carey tobte, er wolle keinen schriftlichen Bericht, er wolle Tatsachen. Und zwar sofort! Kapitän Maillard antwortete, er würde sehen, was sich machen ließe, ließ Carey stehen und ging zu seiner Kabine. Wütend lief Carey hinter ihm her.
Nolan schüttelte den Kopf. »Er hat noch nicht einmal von unserem Gast Notiz genommen«, sagte er und deutete auf Ky-shan.
»Ich bin überzeugt, daß er uns kaum bemerkt hat«, sagte Tedric, »und, ehrlich gesagt, lege ich auch kaum Wert darauf.«
»Ach, gib ihm etwas Zeit. Warte ab, bis er es satt hat, Kapitän Maillard Löcher in den Bauch zu
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