Lord Tedric 02 - Raumpiraten
nicht kennen würde. Jetzt vergiß einmal das Sterben und schenk mir deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mein Angebot gilt noch immer. Ich habe ein schnelles Schiff und eine geschickte Mannschaft. Wie ihr wißt, bin ich mehrere Jahre untergetaucht. Ich habe vor, meine ehemaligen Aktivitäten wieder aufzunehmen.«
»Das heißt, morden, plündern und brandschatzen«, brummte Nolan.
»Das heißt, daß ich mich nicht allen Gesetzen unterwerfe«, erklärte Wilson. »Doch für euch bedeutet mein Angebot, kurz gesagt, Leben und Freiheit. Wenn ihr mir dient, werde ich euer Leben retten.«
»Aus dieser Zelle lebend zu entkommen ist unmöglich«, widersprach Nolan schwach.
Wiederum schien Wilson diese Bemerkung äußerst amüsant zu finden. Er lachte lauter als zuvor. Schließlich sagte er: »Entscheidet euch, dann sehen wir weiter.«
»Natürlich akzeptieren wir«, sagte Nolan lauernd.
Wilson runzelte die Stirn.
»Einen Augenblick, Kamerad, möglicherweise habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Entscheidet ihr euch, mein Angebot anzunehmen, so ist dies eine Entscheidung auf Lebenszeit. Und seid euch klar darüber, daß es kein Picknickausflug wird.«
An dieser Stelle ergriff Tedric, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, das Wort. Ruhig sagte er zu Wilson: »Bevor ich dir meine Entscheidung mitteile, möchte ich dir noch eine letzte Frage stellen.«
Wilson nickte kurz. »Frag ruhig.«
»Ich bezweifle nicht die Ernsthaftigkeit deines Vorschlages. Ich frage mich aber, warum du gerade uns ausgewählt hast? Du behauptest, uns für deine Zwecke gewinnen zu wollen. Sind wir für dich so wichtig, daß du das Risiko auf dich genommen hast, hierher zu kommen? Dies ist ein imperiales Gefängnis, und du bist der meistgesuchte Verbrecher im ganzen Empire. Also, warum gerade wir? Es gibt doch sicher genügend andere Kriminelle im Imperium, die ebenfalls für deine Zwecke geeignet sind, und die im Gegensatz zu uns frei herumlaufen.«
»Sie sind alle Dummköpfe«, behauptete Wilson. »Du mußt wissen, Tedric, daß wir in einem Zeitalter der Dekadenz und des Abstiegs leben. Sicher gibt es genug Taschendiebe, Schwindler, Schmalspurverbrecher in dieser Stadt. Die wenigen Erfolgreichen aber, für die sich das Verbrechen bezahlt macht, haben kaum Interesse, mit mir im Weltraum herumzukreuzen. Ihnen geht es besser in New Melbourne, und das wissen sie. Doch ihr vier seid anders. Ihr seid keine Kriminellen, ihr seid Augestoßene. Genau solche Leute brauche ich, um mich und sie reich zu machen.«
»Ich werde mich aber immer weigern, mich an Mord und Totschlag zu beteiligen«, warf Tedric ein.
»Wer verlangt das von dir?«, entgegnete Wilson.
»Wofür brauchst du uns dann?«
»Für genau das, was ich schon immer getan habe. Ich bestehle die Reichen.«
»Und beschenkst die Armen«, ergänzte Nolan höhnisch.
»Ich beschenke nur mich, uns ... Ich nehme es den Careys weg und gebe es zum Beispiel den Nolans. Ich glaube, das ist nur fair.«
»Und du wirst es auf friedliche Weise versuchen?«, fragte Tedric.
»So friedlich, wie es eben geht.«
Tedric tat so, als überlege er, hatte aber in Wirklichkeit seine Entscheidung schon längst getroffen. Wieder war es ein seltsamer Sinn, der seine Entscheidung beeinflußte. Er wußte, er tat genau das Richtige. Er schaute Wilson an und sagte kurz: »Ich bin dabei!«
»Ich, auch«, schloß sich Nolan sofort an.
»Ich ebenso«, sagte Keller.
»Auch ich«, ließ sich Ky-shan vernehmen. Er hatte sich bis jetzt abseits gehalten und geschwiegen.
»Also heiße ich euch im Kreise der Raumpiraten von Quicksilver willkommen«, rief Wilson und streckte ihnen die Hand entgegen. Er stank immer noch.
III
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D IE R AUMPIRATEN VON Q UICKSILVER
Tedric bereute seinen Entschluß, dem rebellischen Roboter Wilson zu folgen und in seine Bande einzutreten, nie. Immerhin war es besser, mit den Piraten zu leben, als in der kaiserlichen Todeszelle auf den sicheren Tod zu warten.
Trotzdem war es mehr als nur sein Überlebenswille, was ihn zu diesem Schritt bewogen hatte. Ein unbestimmtes Gefühl sagte Tedric, daß alles, was er bisher bei seiner Ankunft in diesem Universum unternommen hatte, bedeutungslos war gegenüber der Entscheidung, mit Wilson zu leben. Diese Entscheidung war deshalb so bedeutsam, weil sie in direktem Zusammenhang stand mit dem Zweck seines Hierseins. Indem er Wilson diente, dessen war sich Tedric sicher, leistete er einen wichtigen Beitrag zur Errettung des Empire of
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