Lords of Salem: Roman (German Edition)
Mechanismus verkompliziert zu haben, seit sie ihn das letzte Mal bedient hatte. Sie spielte eine Weile am Türknauf herum, doch nichts geschah. Schließlich fiel ihr ein, dass es einen Spion gab, und sie schob das Gesicht über die Tür, bis sie ihn fand und ein Auge daraufdrücken konnte. Draußen stand Lacy, ihre Vermieterin, und links und rechts von ihr waren ihre verrückten Schwestern. Wie hießen sie noch gleich? Die blonde war Sonny. Sie erinnerte sich daran, weil die Sonne gelb war und Sonnys Haar ebenfalls. Die andere hieß Morgan oder Megan oder Mona oder so ähnlich. Lacy hielt etwas in der Hand, ein kleines Tablett mit einer Teekanne und Tassen darauf.
Sie zog den Kopf zurück und versuchte ein weiteres Mal, die Tür zu öffnen. Ach ja, abgeschlossen. Sie drehte den Verriegelungsknopf, und nun funktionierte das Schloss einwandfrei.
Sie schwang die Tür auf. » Hi«, sagte sie mit heiserer Stimme.
Lacy lächelte sie strahlend an. » Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich hatte das Gefühl, dass du ein bisschen Gesellschaft gebrauchen könntest«, sagte sie.
Heidi erwiderte das Lächeln träge. Wow , dachte sie, sie merkt nicht mal, dass ich high bin. Oder vielleicht ist es ihr egal. » Das kann man wohl sagen.« Sie hatte Mühe, ihre Augen auf Lacy zu fokussieren.
Sie blieb einfach stehen. Sonny musste sie erst sanft zur Seite schieben, bis sie begriff, dass sie den Eingang blockierte.
» Was ist das?«, fragte Heidi mit einer Geste zur Teekanne.
» Das?«, sagte Lacy. » Ach, nur eine Kleinigkeit, die ich zusammengebraut habe. Beruhigungstee, so könnte man es wohl nennen.«
» Beruhigungstee.« Heidi nickte.
Plötzlich tauchte Sonny in ihrem Blickfeld auf. » Aber vor allem«, sagte sie, » haben wir Schokoplätzchen mitgebracht.«
» Schön«, sagte Heidi. » Ihr wisst, was ich brauche.«
» Allerdings«, sagte die Schwester, an deren Namen sie sich nicht erinnerte. Sie war irgendwie seltsam, fiel Heidi ein, aber sie wusste nicht mehr, weshalb. Die Frau nahm Heidis Arm. » Jetzt machen wir es dir erstmal gemütlich«, sagte sie.
45
F rancis hatte den ganzen Tag lang über den Mord nachgedacht, den mageren Artikel durchforstet und nach Hinweisen gesucht. Er zog Buch um Buch aus dem Regal, um eine Verbindung zwischen dem Namen Williams und den Hexenprozessen oder zwischen Virginia Williams und Maisie Mather aufzuspüren. Doch er fand keine. Die beiden Frauen waren unterschiedlichen Alters, wohnten in verschiedenen Stadtteilen und gehörten wohl auch unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Aber es musste ein Bindeglied geben; da war er sich sicher.
Zuerst wollte Alice nicht mit ihm darüber reden, und als er sie schließlich dazu brachte, ihm zuzuhören, war sie zunächst keine große Hilfe.
» Deine Besessenheit bezüglich dieser Morde ist ungesund«, verkündete sie. » Du solltest das Ganze einfach vergessen.«
Aber er konnte es nicht vergessen. Das war das Problem. Es musste eine Verbindung geben; das war selbst der Polizei klar. Und alles deutete auf die Hexenprozesse.
» Vielleicht würdest du das nicht denken, wenn du kein Historiker wärst, der sich mit Hexenprozessen beschäftigt«, meinte Alice.
» Kann schon sein«, gab Francis zu. » Aber das bin ich nun einmal. Es muss eine historische Verbindung zwischen den beiden Frauen geben. Es wird ein Captain namens Williams erwähnt, aber er hatte nichts mit den Hexenprozessen zu tun, soweit ich weiß.«
» Du suchst nach dem Namen Williams?«, fragte Alice überrascht.
» Ja, natürlich«, sagte Francis. » Warum denn nicht?«
» Ach, Schatz, ist das nicht der Name ihres Mannes? Solltest du nicht nach ihrem Mädchennamen suchen?«
Ja, natürlich, wie hatte er nur so dämlich sein können? Er wurde wohl allmählich alt, wenn er so einen lächerlichen Fehler beging. Doch als er im Heiratsregister der Salem News ihren Mädchennamen herausgefunden hatte, sagte dieser ihm auch nichts.
Erst nachdem er über einem Dutzend Fachbücher gebrütet hatte, kam er auf die Idee, dass er mit ihrem Mädchennamen ebenfalls auf der falschen Spur war. Mit Alices Hilfe fand er eine Webseite namens FIND YOUR FAMILY TREE , und nachdem er die sogenannte Schutzgebühr bezahlt hatte, erhielt er Virginia Williams Stammbaum. Er verfolgte ihn zurück, bis er auf den Namen Magnus stieß.
» Leck mich am Arsch«, sagte er. » Dean Magnus.«
Das war die Verbindung. Und es hing tatsächlich mit den Hexenprozessen zusammen. Deshalb steckte Adelheid
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