Lords of Salem: Roman (German Edition)
einmal. » So kann man das auch sehen.«
» Lass dich nicht von uns stören. Warum lehnst du dich nicht zurück und ruhst dich eine Weile aus?«, sagte Lacy. » Wir sind hier, wenn du uns brauchst.«
» Was?«, fragte Heidi mit schon halb geschlossenen Augen. » Nein. Ich werde nicht schlafen, während ihr hier sitzt.«
Lacy beugte sich zu Heidi und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. » Warum nicht? Auch große Mädchen müssen manchmal bemuttert werden.«
Einen Augenblick lang wollte Heidi protestieren, doch sie hatte Mühe, sinnvolle Sätze zu konstruieren. Schließlich schüttelte sie nur den Kopf, rutschte tiefer ins Bett und drehte sich auf die Seite. Sie schlief fast sofort ein.
47
E ine Weile blieben die drei Schwestern einfach auf ihren Plätzen und sahen mit im blauen Licht ausdruckslosen Gesichtern fern. Sie sprachen nicht, rührten sich kaum.
Schließlich stupste Lacy Heidi mit dem Finger an. Als keinerlei Reaktion erfolgte, stand Lacy auf und schaltete den Fernseher aus.
Sie stand am Fuß des Betts im Licht, das durch das Fenster fiel. Ihr Gesicht, normalerweise so freundlich und entspannt, hatte einen anderen Ausdruck angenommen, als wäre ihr die Maske heruntergerissen worden. Ihr Mund war schmal, die Lippen fest zusammengepresst, der Blick kalt. Sie starrte Heidi durchdringend an.
» Schwestern«, sagte sie. » Es ist an der Zeit.«
» Ja«, sagten Sonny und Megan wie aus einem Munde. » Es ist an der Zeit.«
Heidi schlief weiter.
Lacy hatte gerade einen Schritt zur Wohnzimmertür getan, als das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Sie blieb stehen und wartete, dann vollführte sie eine kreiselnde Handbewegung. Megan, die dem Telefon am nächsten war, hob ab.
» Ja«, sagte sie mit flacher und ruhiger Stimme.
» Hallo«, meldete sich jemand leise am anderen Ende. » Ich würde gern Heidi Hawthorne sprechen.«
Als Megan nicht antwortete, sagte die Stimme erneut: » Hallo?«
» Wie, sagten Sie, ist Ihr Name?«, fragte Megan.
» Ich hatte mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Francis Matthias, und ich muss dringend mit ihr sprechen.«
» Mit wem möchten Sie sprechen?«, fragte Megan.
» Mit Heidi«, sagte Francis. » Heidi Hawthorne.«
» Tut mir leid, Schätzchen, aber hier gibt es niemanden, der so heißt. Sie müssen sich verwählt haben. Bitte rufen Sie nicht mehr an.«
Sie legte auf und zog den Stecker aus der Wand. Lacy verließ das Zimmer und ging durch das Wohnzimmer und die Küche aus der Wohnung. Im Schlafzimmer konnte man ihre Schritte auf dem Flur hören. Sonny und Megan waren aufgestanden und blickten bedrohlich auf Heidi herab. Es ging etwas Seltsames mit dem Raum vor. Ein Wirbel in der Luft bewegte sich langsam um das Bett, wurde zu einer blassen geisterhaften Gestalt, löste sich auf und manifestierte sich erneut. Sonny und Megan bemerkten es, zeigten jedoch keine Anzeichen von Angst oder Verwunderung. Das Wesen ging auf das Bett zu, und seine Beine schoben sich durch die Matratze, ohne sie zu beschädigen, bis es auf der anderen Seite wieder hervorkam. Es ging langsam weiter zur Zimmerecke, glitt durch die Wand und verschwand.
Eine Weile waren sie allein in der Stille, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Und dann ertönte, erst sehr leise und fern, ein metallisches Quietschen. Es verstummte für einen Moment, die Wohnungstür öffnete und schloss sich, dann begann es von Neuem und wurde immer lauter, bis Lacy schließlich einen altmodischen Korb-Rollstuhl ins Schlafzimmer schob.
Er hatte hinten große hölzerne Speichenräder wie eine Kutsche. Die schmiedeeisernen Vorderräder waren sehr klein. Der Sitz selbst war ausgefranst und in Auflösung begriffen, und der Korb für die Füße des Invaliden war laienhaft mit Draht repariert worden.
Lacy schob ihn dicht ans Bett und nickte. Sonny und Megan hoben Heidi in eine sitzende Position, ohne dass sie aufwachte. Ihr Kopf rollte schlaff zur Seite wie bei einer frisch Verstorbenen. Sie zogen sie zur Bettkante und stellten ihre Füße auf den Boden. Dann packten sie jeweils einen Arm, hoben sie hoch, schleiften sie zum Rollstuhl und setzten sie hinein.
Heidis Augenlider flatterten kurz, dann schlossen sie sich wieder. Die beiden Schwestern stellten Heidis Füße in den Korb und überkreuzten die Hände auf ihrem Schoß, dann zog Lacy den Rollstuhl rückwärts aus dem Zimmer, und sie folgten ihr.
Quietschend durchquerten sie das Wohnzimmer und die Küche. Sonny und Megan liefen vor, um die Tür
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